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Napoleon Bonaparte. Biographie.

Napoleon Bonaparte. Biographie.

Titel: Napoleon Bonaparte. Biographie.
Autoren: Alexandre Dumas
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Verfügung gestellt, und er verabredete, in der Hoffnung, daß ihm ein Spazierritt gut tun würde, mit den Generalen Gourgaud und Montholon auf den folgenden Tag einen Ausflug zu Pferd. Selbentags erfuhr er aber, daß ein englischer Offizier Befehl hatte, ihn nicht aus dem Auge zu verlieren. Sogleich schickte er die Pferde zurück, mit der Bemerkung, alles, was man im Leben tue, beruhe auf Erwägung. Sei das Übel, seinen Kerkermeister zu sehen, größer als der Gewinn aus der körperlichen Bewegung, so sei es offenbar vorteilhafter, zu Hause zu bleiben.
       Anstatt dessen suchte der Kaiser hinfort Zerstreuung in nächtlichen Spaziergängen, die manchmal bis morgens zwei Uhr dauerten.
       Endlich, am Sonntag den 10. Dezember, ließ der Admiral Napoleon benachrichtigen, daß sein Haus zu Longwood bereit sei, und noch am gleichen Tage begab sich Napoleon zu Pferd dahin. Der Gegenstand, der ihn in seiner neuen Einrichtung am meisten erfreute, war eine hölzerne Badewanne, die der Admiral durch einen Tischler in der Stadt hatte verfertigen lassen, und zwar nur nach seiner Zeichnung, denn eine Badewanne war zu Longwood ein unbekanntes Gerät. Noch an demselben Tage machte Napoleon Gebrauch davon. Am folgenden Tag wurde der Dienst beim Kaiser eingerichtet. Er gliederte sich in Kammer-, Livree- und Küchendienst und wurde von elf Personen versehen.
       Die Hofhaltung wurde ähnlich wie auf der Insel Elba eingerichtet. Der Großmarschall Bertrand behielt die Oberhofmeisterstelle und die allgemeine Oberaufsicht, Herr von Montholon hatte die Besorgung der häuslichen Geschäfte, dem General Gourgaud lag die Sorge für den Stall ob, und Herr von Las Cases überwachte die innere Verwaltung. Der Tag wurde ungefähr ebenso eingeteilt, wie bisher. Um 10 Uhr frühstückte der Kaiser an einem Gueridon, während der Großmarschall und seine Amtsgenossen an einer Freitafel speisten, zu der sie besondere Einladung machen konnten. Da es keine bestimmte Stunde zum Spaziergang gab, weil die Hitze den Tag über sehr drückend war und es am Abend bald sehr feucht wurde, auch die Reit- und Wagenpferde, die immer vom Kap kommen sollten, nie anlangten, so arbeitete der Kaiser einen Teil des Tages bald mit Herrn von Las Cases, bald mit den Generalen Gourgaud oder Montholon. Von 8 bis 9 Uhr speiste man schnell zu Mittag, weil der Speisesaal einen für den Kaiser unerträglichen Geruch nach Farbe hatte; sodann ging man in das Gesellschaftszimmer, wo der Nachtisch bereitet stand. Hier laß man Racine, Molière oder Voltaire, wobei man Corneille immer mehr vermißte. Um 10 Uhr endlich setzte man sich zum Reversi, dem Lieblingskartenspiel des Kaisers, bei dem man in der Regel bis 1 Uhr morgens sitzenblieb.
       Die ganz kleine Kolonie war in Longwood untergebracht mit Ausnahme des Marschalls Bertrand und seiner Familie, die Hut's Gate , ein schlechtes, kleines, auf der Straße nach der Stadt gelegenes Haus, bewohnte.
       Die Wohnung des Kaisers bestand aus zwei Zimmern; jedes 15 Fuß lang, 12 Fuß breit, und ungefähr 7 Fuß hoch: sie waren beide mit Nankingzeug tapeziert; ein schlechter Teppich bedeckte den Boden.
       In dem Schlafzimmer stand das kleine Feldbett, wo der Kaiser schlief, ein Sofa, auf dem er den größten Teil des Tages, mitten unter Büchern, die kaum noch für anderes Platz ließen, ruhte. Daneben stand ein kleiner Gueridon, auf dem er frühstückte oder allein zu Mittag speiste, und der abends einen dreiarmigen mit einem Schirm versehenen Leuchter trug.
       Zwischen den beiden Fenstern, der Tür gegenüber, war eine Kommode mit der Wäsche des Kaisers, worauf auch sein großes Necessaire stand.
       Den Kamin, über dem ein sehr kleiner Spiegel angebracht war, zierten mehrere Gemälde. Rechts stand das Porträt des auf einem Lamm reitenden Königs von Rom, links hing ein anderes Porträt des Königs von Rom, wie er auf einem Kissen sitzt und einen Pantoffel anprobiert. Mitten auf dem Kamin stand wieder eine marmorne Büste des Kaiserkindes. Zwei Leuchter, zwei Flaschen und zwei vergoldete silberne Tassen aus dem Necessaire des Kaisers vervollständigten die Ausschmückung.
       Endlich hing unweit des Sofas und dem Kaiser, wenn er, wie gewöhnlich, ausgestreckt dalag, gerade vor Augen das von Isabey gemalte Porträt Marie Luises, die ihren Sohn auf den Armen hält. Überdies befand sich zur Linken des Kamins und neben den Porträts die dicke silberne Uhr Friedrichs des Großen, eine Art Weckuhr, die er von
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