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Namibische Nächte (German Edition)

Namibische Nächte (German Edition)

Titel: Namibische Nächte (German Edition)
Autoren: Michelle van Hoop
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einsam und verlassen auf dem weiten Gelände vor dem Panorama des afrikanischen Hochlandes. Es sah aus, als stände das große Flugzeug mitten im Busch. Viel Betrieb war hier nicht.
    Kein großer Bahnhof, kein Gate, keine schlauchförmige Anbindung an die Maschine, einfach nur eine Treppe, die von einigen der Männer, die jetzt so aufgescheucht herumliefen, herangerollt worden war und dann unten festgehalten wurde, damit sie nicht wieder wegrollte. Man kam sich ein wenig so vor, als wäre man in einem Film aus den dreißiger Jahren gelandet.
    »Sie braucht nur noch eine Peitsche, oder?« Eine unangenehme Stimme, bei der sie gern darauf verzichtet hätte, sie je wieder zu hören, drang an Vanessas Ohr. Und auch den Geruch erkannte sie sofort. »Schwarze Frauen.« Es klang sehr verächtlich, aber Vanessa hatte den Eindruck, dass das nichts mit der Hautfarbe zu tun hatte. Dieser Möchtegern-Indiana-Jones hielt Frauen generell für eine untergeordnete Art.
    Sie würdigte ihn keiner Antwort und blickte starr vor sich hin, in der Hoffnung, dass die aufgescheuchten Männer das Gepäck nun bald bringen würden. Und tatsächlich, endlich zeigte sich ein Koffertransporter auf dem Flugfeld, auf dem Weg zu der Klappe, durch die die Koffer auf das Gepäckband gelegt wurden.
    Ein paar Minuten später erschien das erste Gepäckstück. Die Passagiere atmeten hörbar erleichtert auf, und man hatte das Gefühl, sie hätten bald geklatscht.
    Der Mann neben Vanessa gab ein abschätziges Geräusch von sich. »Afrika. Der unfähigste Kontinent, den es gibt.«
    Sie wollte eigentlich nichts dazu sagen, aber seine Arroganz brachte ihr Blut zum Kochen. »Und warum sind Sie dann hier?«, fragte sie mit wütend blitzenden Augen.
    Er grinste. »Trophäenjagd. Gleich hole ich mein Gewehr beim Zoll ab, und dann geht’s los. Ich hoffe, ich kriege einen Elefanten vor die Büchse. Der fehlt mir noch in meiner Sammlung. Aber wenn nicht, gibt es ja noch genug andere Tiere.«
    Vanessa wandte sich angewidert ab. Glücklicherweise sah sie in diesem Moment ihren Koffer auf dem Band auftauchen. Sie lief ihm schnell entgegen, nahm ihn herunter und zog ihn zusammen mit ihrem Trolley zum Ausgang.
    Als sie den Zoll passiert hatte – niemand hatte sich für ihr Gepäck interessiert, sie war einfach durchgewinkt worden –, öffnete sich eine Tür in eine erstaunlich große Halle. Bis jetzt hatte Vanessa den Eindruck gehabt, alles hier wäre sehr klein.
    Sicherlich, diese Halle ließ sich auch nicht mit der auf dem Frankfurter Flughafen vergleichen, aber immerhin vermittelte sie einen gewissen Eindruck von Modernität. Metallisch schimmernde Bänke für die Wartenden, wie man sie auch aus Europa kannte, die bekannten Zeichen der Autovermietungen, ein Geldautomat, ein Souvenirshop, sogar ein Café.
    Sie schaute sich suchend um. Man hatte ihr mitgeteilt, sie würde abgeholt.
    In der Nähe des Ausgangs, durch den sie gerade getreten war, sammelte sich eine ganze Menge Menschen mit Schildern. Auf den Schildern standen Namen. Einige der Männer, die die Schilder hochhielten, riefen die Namen auch.
    Plötzlich meinte Vanessa ihren eigenen Namen zu hören. Sie versuchte, den Sprecher auszumachen, und ging auf ihn zu. »Ich bin Vanessa Kluge.«
    Der Mann zeigte blendend weiße Zähne in einem schwarzglänzenden Gesicht, das sehr freundlich erschien. »Ich bin Johannes.«
    Er sprach Deutsch, was Vanessa irritiert stutzen ließ.
    »Wir müssen auf die anderen warten«, klärte Johannes sie auf. »Noch zwei.« Er ließ seinen Blick wieder zum Ausgang schweifen.
    Vanessa nickte, immer noch überrascht. »Sie sprechen gut Deutsch«, bemerkte sie.
    »Der Baas ist deutsch«, erwiderte Johannes, wieder seine weißen Zahnpastawerbungszähne zeigend. »Und ich war in Otjimbingwe als Kind.«
    Vanessa schaute ihn leicht verwirrt an. »Otjim- . . .« Sie konnte den Namen nicht aussprechen. Er erschien ihr sehr fremd. »Das klingt aber gar nicht deutsch.«
    »Die deutschen Missionare aber«, grinste er wie ein Honigkuchenpferd. »Ich bin in der Missionsstation aufgewachsen.«
    Ein älteres Ehepaar trat auf sie zu. »Guten Tag, Johannes. Wie schön, dich wiederzusehen.« Die Frau strahlte geradezu, während der Mann offensichtlich versuchte, seine Rührung zurückzuhalten, und Johannes mit einem betont männlichen Handschlag begrüßte.
    Johannes strahlte jedoch ohne Rücksicht auf Verluste über das ganze Gesicht. »Schön, dass Sie wieder da sind«, erwiderte er.
    Vanessa bemerkte,
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