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Namibische Nächte (German Edition)

Namibische Nächte (German Edition)

Titel: Namibische Nächte (German Edition)
Autoren: Michelle van Hoop
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fragenden Blick auf Vanessa.
    »So was brauche ich nicht.« Vanessa lächelte. »Im Gegenteil, ich freue mich auf die Ruhe, den Frieden. Ich habe in letzter Zeit sehr viel gearbeitet. Es reicht mir, irgendwo am Pool zu liegen.«
    »Nur am Pool?«, fragte die Frau verwundert. »Das könnten Sie auch in Mallorca haben oder sonst wo. Einen Pool hat zwar jeder in Namibia, aber das Interessanteste ist doch das Land, die Tiere. Wir fahren sechs Wochen herum, wir werden im Zelt schlafen und jeden Tag woanders sein.«
    Das kam Vanessa dann doch wieder wie Stress vor, wie die Hektik, die sie hinter sich lassen wollte. »Schön«, sagte sie. »Ich werde sicher auch ein paar Ausflüge machen.«
    Die Frau seufzte. »Hoffentlich sehen wir Löwen, das ist nicht immer einfach. Und die Kinder sind so wild darauf.«
    Vanessa schaute zu den Kindern, die nun langsam begannen, alles auseinanderzunehmen. Wild war tatsächlich der richtige Ausdruck. »Ich bleibe nur zwei Wochen«, sagte sie. »Da habe ich nicht so viel Zeit herumzufahren.«
    »Nur zwei Wochen? Für Namibia?« Die Frau schien geradezu entsetzt. »Das ist ja gar nichts.«
    Wahrscheinlich hatte sie Recht, aber Vanessa war froh, dass sie überhaupt diese zwei Wochen hatte. »Ich kann leider nicht länger«, antwortete sie, und in diesem Moment kündigte die blecherne Stimme aus dem Lautsprecher an, dass sie nun ihr Flugzeug besteigen konnten.
    In dem engen Schlauchfinger, der sie in die Maschine führte, drängte sich auf einmal jemand gegen sie. Vanessa erkannte den Geruch sofort.
    »Wie wär’s mit einem kleinen Rachenputzer gleich im Flugzeug?«, fragte er.
    Glücklicherweise waren sie schon kurz vor der Einstiegsluke, und Vanessa reichte der Flugbegleiterin ihre Bordkarte, ohne die Frage zu beantworten.
    »Nach rechts, bitte«, sagte die adrett in eine blaue Uniform gekleidete junge Dame und lächelte.
    Als Vanessa versuchte, ihr Handgepäck durch die engen Reihen zu manövrieren, hörte sie hinter sich noch, wie die Flugbegleiterin den nächsten Gast mit »Geradeaus und dann nach rechts« einwies. Zumindest musste sie nicht fürchten, neben ihrem anhänglichen Verehrer zu sitzen.
    Sie fand ihren Platz am Fenster, verstaute ihr Handgepäck über dem Sitz und drängte sich mit etlichen »Entschuldigung. Entschuldigen Sie bitte« an ihrem Sitznachbarn, der bereits am Gang saß, vorbei. Ein bequemer Flug würde das nicht werden bei diesen engen Platzverhältnissen, doch für die erste Klasse reichte ihr Einkommen nun wirklich nicht.
    Sie verstaute die Decke und das Kissen, die auf dem Sitz gelegen hatten, auf ihrem Schoß und schaute auf das Flugfeld hinaus. Der Boden glänzte nass. Fast ununterbrochen hatte es in den letzten Tagen geregnet. Und kalt war es auch. November.
    Sie schauderte ein wenig zusammen und zog ihre Jacke enger um sich. Hier im Flugzeug war es auch nicht gerade warm. Sie tastete an der Armlehne nach den Knöpfen für die Sitzregulierung und stellte den Sitz etwas schräg, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Hoffentlich ging es bald los.
    Obwohl eine ganze Menge Leute auf den Abflug der Maschine gewartet hatten, dauerte es nicht lange, bis alle eingestiegen waren. Eine Gruppe Männer auf den mittleren Sitzplätzen grölte herum. Offenbar hatten sie beim Warten dem Alkohol schon recht gut zugesprochen.
    Das kann ja heiter werden, dachte Vanessa. Aber schon bald darauf folgte die Ansage, sich anzuschnallen und die Rückenlehnen gerade zu stellen. Vanessa tat es und griff nach dem Gurt.
    Sie fühlte, wie langsam Aufregung von ihr Besitz ergriff. Bisher hatte sie keine Zeit dafür gehabt oder war von anderen Dingen abgelenkt worden, aber nun wurde es ernst.
    In neuneinhalb Stunden würde sie in Namibia sein.

4
    V anessa erwachte von einem leichten Ruckeln. Sie war so erschöpft gewesen, dass sie nach dem Abendessen gleich eingeschlafen war und tatsächlich kaum etwas vom Flug mitbekommen hatte. Nun ging über den Wolken langsam die Sonne auf.
    Es war ein herrlicher Anblick. Rötlich schimmernd färbte sich der Horizont, und gleich darauf stach ihr die Sonne bereits grell in die Augen. Sie wandte den Blick ab. Es war unmöglich hineinzuschauen. Die Luft war so klar, dass nichts die Pracht der Glut abmilderte.
    Vanessa griff in ihre Handtasche und nahm ihre Sonnenbrille heraus. So geschützt konnte sie den Sonnenaufgang nun fasziniert beobachten.
    Dabei bemerkte sie, dass über den Wolken eine falsche Annahme gewesen war. Als sie nach unten blickte,
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