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Namibische Nächte (German Edition)

Namibische Nächte (German Edition)

Titel: Namibische Nächte (German Edition)
Autoren: Michelle van Hoop
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Urlaub gesprochen und es dann doch immer abgeblasen. Zu viel Arbeit. Der Aufbau ihrer eigenen kleinen Firma hatte viel Zeit und Kraft gekostet. Grafikdesigner gab es wie Sand am Meer, es war schwierig gewesen, die Kunden davon zu überzeugen, dass ausgerechnet sie die Richtige war.
    Doch am Ende hatte sie es geschafft. Sie hatte mehr Arbeit, als sie bewältigen konnte. Eigentlich hätte sie noch jemanden einstellen müssen, aber mit den ganzen Lohnnebenkosten in Deutschland war das unmöglich. So hatte sie fast rund um die Uhr gearbeitet, um alle Kundenwünsche erfüllen zu können.
    Irgendwann jedoch, total erschöpft auf ihrem Sofa liegend, hatte sie im Fernsehen einen Bericht über Namibia gesehen. Ganz kurz nur. Er war vorbei, kaum dass sie es mitbekommen hatte. Doch dieser kurze Bericht hatte sie an etwas erinnert. An etwas, von dem sie geglaubt hatte, dass sie es schon lange vergessen hätte.
    Sie hatte versucht, es erneut zu vergessen, aber es ging nicht. Immer wieder erschienen diese Bilder vor ihren Augen.
    Bis sie eines Tages ganz spontan diesen Flug gebucht hatte.
    Selbst sie hatte das für eine verrückte Idee gehalten, war schon drauf und dran gewesen, den Flug wieder abzusagen – bis Steffen darüber gelacht hatte. Wofür hielt er sie? Für ein kleines Mädchen, das nicht wusste, was es wollte? Sie war dreiunddreißig Jahre alt, eine erwachsene Frau mit einer eigenen Firma.
    Sie hatte Steffen angeboten mitzukommen. Sie kannte ihn zwar erst seit einem halben Jahr, doch sie hatten noch nie einen Urlaub zusammen verbracht, und es wäre eine Gelegenheit gewesen, sich besser kennenzulernen. Normalerweise sahen sie sich nur am Wochenende, manchmal in der Woche abends, wenn sie zusammen essen gingen und danach in Vanessas oder Steffens Wohnung. Außer im Bett waren sie sich noch nicht sehr nahe gekommen.
    Und als sich die Gelegenheit ergab, hatte Steffen sie nicht genutzt. Vanessa betrachtete sich nicht als gebunden, seit Steffen aufgetaucht war. Ihre recht zweckgebundenen Treffen hatten keine Verbundenheit aufkommen lassen. Aber Steffen war durchaus ein angenehmer Mann. Er verlangte nicht, dass Vanessa immer für ihn da war, ebenso wie sie das nicht von ihm forderte. Sie trafen sich, wenn sie Lust dazu hatten.
    Dennoch hatte Vanessa sich vorgestellt, dass ein Urlaub diese Verbindung vertiefen könnte, dass vielleicht mehr daraus entstehen könnte. Obwohl sie nicht in Steffen verliebt war.
    Nein, verliebt war sie nicht mehr gewesen seit . . . Kian. Wenn sie von einem Mann träumte, war er es. Obwohl ihre Trennung so furchtbar gewesen war. Sie hatte sich lange nicht davon erholt.
    Aber das war Jahre her. Es gab andere Männer, und sie hatte sich dem nach einiger Zeit auch nicht mehr verschlossen, aber keiner von ihnen hatte dieselben Gefühle in ihr ausgelöst wie Kian. Dieses Gefühl von Eins-Sein, Nicht-voneinander-lassen-Können.
    Ja, sie hatte sich mit Kian schon mit den Kindern in einem Haus mit Garten gesehen, lachend und unendlich glücklich.
    Doch so war es eben nicht gekommen.
    »Fliegen Sie ganz allein?« Die Mutter, die ihr so freundlich Zuflucht gewährt hatte, schaute sie fragend von der Seite an.
    Vanessa nickte. »Ja. Ganz allein.«
    »Wartet Ihr Mann in Namibia auf Sie?«
    »Nein.« Vanessa lächelte unangenehm berührt. Warum musste eine Frau immer einen Mann haben? War sie allein nichts wert?
    »Sie besuchen Bekannte?«
    »Auch das nicht.« Anscheinend konnte diese geschickte Familienbeherrscherin – es benötigte in der Tat einiges, ihre dreiköpfige Rasselbande im Griff zu behalten, die immer ungeduldiger wurde – sich nichts anderes vorstellen, als dass Vanessa zu irgendjemandem gehörte.
    »Sie wollen doch nicht etwa dort arbeiten?« Die Frau hob die Augenbrauen und deutete auf den Laptop.
    »Nein.« Vanessa lachte, und diesmal war sie froh, Nein sagen zu können. »Das wollte ich eigentlich nicht. Ich fahre in Urlaub.«
    Die Frau lächelte. »Ich würde niemals einen Computer in den Urlaub mitnehmen, schon gar nicht nach Namibia. Da gibt es doch so viel zu sehen. Waren Sie schon mal in Namibia?«
    Vanessa schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Wir waren schon öfter in Namibia«, sagte die Frau. »Es ist wundervoll – und riesig, zweieinhalbmal so groß wie Deutschland. Aber ganz wenige Menschen.«
    Vanessa nickte. »Ich weiß.«
    »Es ist nur nichts für Leute, die im Urlaub so was wie den Ballermann suchen«, fuhr die Frau fort. »Die wären enttäuscht.« Sie warf einen leicht
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