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NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

Titel: NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)
Autoren: Robert Heracles
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und Laufen lernen nur noch halb so lange dauert. Die aus dem ersten Jahr spielen mit bunten Rechenmaschinen. Die, die im zweiten Jahr erste sind, spielen mit NAM-gesteuerten Logikmodulen. Und die, die im dritten Jahr erste sind, erhalten die gelernten Fertigkeiten beider vorheriger Jahre in einer zweimonatigen Stimulanz, ohne dass sie einen einzigen Finger krümmen, oder einen simplen Gedanken denken müssen. Gelernt ist gelernt, ob selbständig oder konditioniert.
    Technik und Erziehung machen den Anfang, sind aber noch lange nicht alles. Sozialverhalten. Selbstverständnis. Mode. Zeitgeist. 2057 Effizienzsteigerung der Organbildung. Entwicklungsoptimierte Geschlechtsreife. Genetisch
beschleunigte Pubertät. Die Dinge werden nicht von oben herab befohlen, sie haben sich so entwickelt. Drogen sind kontrollierbar, Sex, Gewalt und Pornographie nicht. Erste Klasse 2060: Verherrlichung von freikörperbemalten, exzessiven Popstars. Erste Klasse 2061: reger Handel mit halblegalen Promo-Crystals. Freiexemplare. Softporno. Erste Klasse 2062: Alles schon gehabt. Raubkopie-Plugin für die Lernstimulation. Große Langeweile und Depressionen wie bei hochintelligenten Kindern, die ihrer Zeit voraus sind. Die Beschleunigung der Geschlechtsreife rettet alle folgenden Jahrgänge vor einem harten Schicksal.
    Niemand wird gedrängt. Die Dinge haben sich so entwickelt. Und wohl dem, der die Zeichen der Zeit erkennt. Das allumfassende Wissen der Welt basiert auf Abkappen und Umgehen von Zensur und Bevormundung.
    Der globale Horizont. Die Generation-Gap schmilzt auf einen Jahreszyklus hinunter ...
    Sol spürt eine minimale Abschwächung des Umgebungslichts. Jemand vor seinem Ei. Glattes Gesicht, schwarze Haare. Augen, Nase, Mund, der sich bewegt und Worte formt. Lippen lachen. Schallblock aus.
    »Schau doch mal, Sara, wer da schlüpft. Nun lass doch die BNF mal beiseite und schau dir unseren prächtigen Chef an. Ist er nicht hinreißend?«
    »Wie aus dem Ei gepellt«, meint Sara trocken.
    Nicci ignoriert sie vollkommen und beugt sich vor, um in das Innere zu greifen. Ein schwitziger Sol kommt hervor, die Augen in starrer Verzweiflung an Nicci und ihrer weiblichen Front vorbei gerichtet.
    »Schon ... *
ehem
* ... schon hier die Damen? Das ist schön.«
    Nicci weicht nicht von seiner Seite und hält seinen Arm länger, als es nötig wäre. Sol steht vor Sara, die sich nicht allzu sehr für die Szene interessiert, sondern lieber die Updates ihrer Bild-Nachrichten-Folie visuell einspeist und ihm dabei die Schulter zeigt. Sol spürt die Wärme an seinem rechten Arm, wagt es aber nicht, hinzusehen. Nicci lässt ihn nicht los.
    »Wo bleibt Vince, Sara?«
    »Keine Ahnung.«
    »Nun, eh ... er sollte sich beeilen. Er hätte vor 10 Minuten schon da sein sollen!«
    Ein Stich von rosigen Kühlkörpern in der Nase.
    »Er packt's schon.«
    »Na, das sagen Sie so leicht. Ich denke wir sind spät dran."
    »...«
    Nicci hält ihn immer noch fest. Sol riskiert es und beginnt, seine Augen wie in Zeitlupe nach rechts zu bewegen, bis er schließlich aus dem Augenwinkel auf sie herab schielt. Vielleicht ist es nur ein Zufall. Vielleicht ist sie durch irgendetwas abgelenkt. Vielleicht schaut sie noch nicht einmal in seine Richtung ... Er sieht in schillernde Augen. Er sieht ein strahlendes Lächeln.
Schluck!
    »Geht's Ihnen gut, Chef?«, fragt sie.
    Mit einem Schwall aus artikulationslosem, gedämpften Gebrabbel windet Sol sich aus der Umklammerung und rettet sich, indem er das externe Com betätigt, über das Volt ihn soeben gerufen hat.
    »Was gibt es?«
    »Auf, Kollegen«, tönt die Stimme aus seinem Ärmel. »Wo bleibt ihr, also ich meine
Sie
... wo bleiben Sie denn? Der Jet ist startklar, hab’ meinen Kram verladen, wir warten nur noch auf euch ... also
Sie

    Sol verdreht die Augen.
    »Gut, Vince, wir kommen.«
    Com aus.
    »Also dann, meine Damen.«
    Und er scheucht Nicci und Sara durch die ScanBox. Verärgert, dass Volt ihm nicht im Voraus Bescheid gegeben hat. Verärgert, dass er mit den beiden Frauen nicht klar kommt -
ein Jahr jünger, zwei Jahre
jünger
. Immer noch verärgert, während sie schon die Schleuse hinab gehen und er gerade für einen Sekundenbruchteil sein Röntgenbild in der schwarz verspiegelten Wand der ScanBox erkennen kann - bis er plötzlich wieder an Tiberius Sorrce denken muss, der am Ende dieser Reise auf ihn wartet.
    Ein Jahr älter. Vater des TMS. Genie seiner Zeit. Und für die Zukunft von NAM-Tech – unbedingt zu
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