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NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

Titel: NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)
Autoren: Robert Heracles
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Zeitlupenlächeln. Nur ein Beispiel.
    Aber ein bleibender Eindruck.
    Volt plus, Sol minus.
    Wie schnell macht man sich ein Bild von der Weltsicht eines Menschen? Kann man die begrenzten Informationen, die man aus einer längeren Diskussion zieht verallgemeinern?
    Sol zeigte tendenziell andere Reaktionen als Volt, wenn die Diskussion sich konkreten, technischen Errungenschaften der Neuzeit widmete. Als es zum Beispiel um die okular integrierten, mikrotischen Informationsleinwände ging, wühlte Volt das Thema auf, sprach überschwänglich von dem groben Zusammenspiel der Elemente, versuchte natürlich, die Entwicklung als solches nicht als Geniestreich, sondern konsequente Forschung darzustellen, konnte seine Begeisterung aber schwer verbergen und ließ einen geheimen Enthusiasmus erkennen. Vielleicht doch ein bisschen Neid auf die Leistungen derer, die eine bessere Ausbildung hatten, als er selbst.
    Doch es wirkte nicht böswillig, sondern aufrichtig und bewundernd.
    Für Sol hingegen:
    Jaja, alles klar.
    Architektur, Software, Integration. Bekannt bis ins kleinste Detail.
    Kein Enthusiasmus. Nur unterschwellige Fragen, die unbeantwortet blieben:
    Schön und gut, aber was bringt uns das?
    Tolle Sache, aber macht uns das glücklich?
    Natürlich formulierte er diese Dinge nicht offen, aber wenn sie ein bisschen genauer hinhörte, dann konnte sie genau diese Fragen herausfiltern und war irgendwann kurz davor, sich zu wundern, ob dieser Sol eigentlich der richtige Mann für den Posten als Teamleiter war, oder ob seine guten Tage nicht schon lange verstrichen waren.
    Zeigte das gesamte Gespräch zusammen mit den vereinzelten, etwas unvollständigen Erfahrungen in ihren früheren, kurzen Kontakten nicht die generell negative Weltsicht von Sol im Gegensatz zu einer generell positiven Weltsicht von Volt? Zumindest, was die Technik betraf.
    Die Gesinnung ist wichtig. Volt plus, Sol minus.
    Doch die wichtigste und verblüffendste Frage stellte sie sich selbst gerade in dem Augenblick, als die innwändig isolierte Hülle des Jets um sie herum zu vibrieren begann und die einschneidenden, ruckartigen Erschütterungen alle Anwesenden hochschrecken ließen.
    Warum dann die Zuneigung? Warum fühle ich mich zu Sol trotzdem stärker hingezogen, obwohl es doch so viele Punkte gibt, mit denen ich mir die Geschichte ausreden könnte?
    Die Frage zerplatzte unbeantwortet in der Luft, so wie die orange leuchtenden Feuerbälle, die sie durch verzerrte Borosilikat-Luken vor einem ruckelnden Hintergrund von schroffen Bergen aufleuchten sah. Ihre Wahrnehmung erlitt Defekte, als der weiße Griff an der Sitzschale aus ihrer Hand glitt und die Trägheit ihren Körper herumwirbelte.
    Kopf schlägt an Decke. Schemenhafte Gestalten. Bilder, die sich vor ihren Augen abspielen, aber nicht verarbeitet werden können. Ein Schemen geht ins Cockpit hinein. Einer kommt aus dem Cockpit heraus.
    Während der kurzen Zeit, in der die Tür offen ist, sieht sie den Tunnel aus unkontrollierter Geschwindigkeit. Tür zu, Bild weg, Aufprall. Und Rot mischt sich mit Schwarz.
    Hinterher, in der Millisekunde, in der sie wieder den ersten klaren Gedanken fassen kann, wird ihr bewusst, dass ihre erste Angst, die vernichtend durch den Schutz ihrer warmen Isolierung aus reibungslos effizienter Technik gebrochen war, weder Volt galt, noch Sol, sondern zuallererst ihr selbst ...
    Dann schießt der raue Luftstrom durch rissige Spalte in ihr getrübtes Bewusstsein und bläst die kalten Nebel aus den grauen Leiterkreisen in ihrem Kopf.
    Was ist passiert?

II
     
    20:25:00 – THE WIRE – 20:25:00 local time
     
    [Newsfeed Bern]
     
    Dienstag, 10. Oktober 2090. Acht Köpfe, achtzig Minuten und an die achthundert markige Sprüche – das ist kurz gefasst die Bilanz der Pressekonferenz mit den Bossen der Korporationen, die am heutigen Tage stattfand. Diesmal hochoffiziell wurde wiederholt und von allen Seiten einhellig bestätigt, dass unser Staat zusammen mit unseren tapferen Verbündeten fleißig rüstet, neues Spielzeug einkauft und sogar Nutzungsverträge hinsichtlich der Privatarmeen der Corporates in Erwägung zieht. Allen voran gab diesmal Nathan Aether Marksman von NAM-Tech bekannt, dass die Auslieferung der verbesserten SlitGun-Serie an die Staatsarmee unmittelbar bevorsteht.
    Was alle anderen bisher als Gerücht abtaten, haben wir von Anfang an als Fakt erkannt! Die Messer werden gewetzt, die Colts werden poliert. Und wer das immer noch für leeres Geschwätz hält, hier
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