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Nachtwelt (German Edition)

Nachtwelt (German Edition)

Titel: Nachtwelt (German Edition)
Autoren: Theres Büchner
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letzte Nacht zu hören. Auch Andy hat sich zu Mimi umgedreht und wartet auf deren Antwort. Mimis Stimme ist ein bisschen verkrampft, als sie antwortet:
    „Ja, ich habe sogar etwas Schönes geträumt.“
    „Na, dass ist ja schon mal was. Erzähl.“
    Michi und Andy sind irgendwie aufgedreht und ehrlich gespannt auf Mimis Traum.
    „Tut mir leid, ich krieg’ den Traum nicht mehr zusammen. Feuer war da und Hunde, groß wie Kälber. Ich kann mich nicht richtig erinnern.“
    Wahrscheinlich bildet Mimi es sich ein, aber die Beiden scheinen enttäuscht zu sein.
    „Das ist nicht viel, woran du dich erinnerst. Kaum zu glauben, dass dir ein schöner Traum verloren geht.“
    Hört Mimi da einen vorwurfsvollen Unterton in Michis Stimme?!
     
    Sie weiß nicht, warum sie die Beiden anlügt. Nichts von dem Traum ist ihr verloren gegangen. Sie kann sich an jede Kleinigkeit erinnern. Mimi spürt noch die Wärme der Feuer und der Duft von Gewürzen und Honig scheint auch jetzt noch in der Luft zu liegen. Sie überlegt, dass sie Michi und Andy von den giftigen Pilzen und den Singenden Bäumen hätte erzählen sollen. Sie hätten gemeinsam über Andys Streitaxt (die super zu ihm gepasst hat) lästern können. Jetzt dreht sich die Unterhaltung um die Arbeit. Andy macht sich Sorgen um seinen Job.
    In seinem Unternehmen stehen mehrere Kündigungen an. „Scheiß Wirtschaftskrise.“ Michi und Mimi finden ein paar tröstende und beruhigende Worte.
     
    Wie immer ist das Essen ist fantastisch. „Michi, das war total lecker.“
    Michi freut sich über das Lob. „Ich habe nachher noch Eis, mit heißen Himbeeren.“
    Es ist bestimmt über 20° warm. Michi, Andy und Mimi hängen rauchend und schweigend in ihren Gartenstühlen. Michi hat die Augen geschlossen und ihr Gesicht in die Sonne gedreht. Jetzt erst fällt Mimi Michis außergewöhnliche Kette auf.
     
    Ein geflochtenes Lederband, an dem ein ovaler, silberner Anhänger befestigt ist. In dem silbernen Oval befindet sich eine Irminsul. Die Irminsul symbolisiert den Weltenbaum der Germanen und steht im Zusammenhang mit der Weltesche und dem immergrünen Kultbaum der Wikinger. Am Fuße der Weltesche spinnen die drei Nornen die Schicksalsfäden der Menschen. Noch vor ein paar Wochen hat Mimi alles darüber im Internet gelesen und war von der Mythologie total fasziniert.
     
    Genau diese Kette trug Michi letzte Nacht, in Mimis Traum. Mimi hat keine Erinnerung daran, dieses Schmuckstück vorher schon einmal an Michi gesehen zu haben.
    „Deine Kette ist toll, wo hast du die gekauft?“
    „Die habe ich mir gestern Nachmittag aus der Stadt mitgebracht. Ich habe sie bei den Ständen, die vor dem Stadtcenter stehen, gefunden. Du weißt schon, da wo sie Ledersachen und Schmuck verkaufen.“
    Fast unmerklich zuckt Andy zusammen.
    „Du hast sie erst gestern Nachmittag gekauft?“ Mimi versteht die Welt nicht mehr.
    „Ja, gestern.“
     
    Wie ist es möglich, dass Mimi diese Kette in ihrem Traum gesehen hat? Sie hat Michi das letzte Mal vor über einer Woche getroffen. Zu viele Gedanken hüpfen auf einmal kreuz und quer durch ihren Kopf. Sie wird das Gefühl nicht los, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Schnell setzt Mimi sich in ihrem Stuhl auf. JETZT will sie über ihren Traum sprechen. Gerade als sie loslegen will sagt Andy: „Michi, hilf mir bitte das Geschirr in die Küche zu bringen. Wir können dann gleich den Nachtisch fertig machen. Mimi will nach dem Essen gehen. Sie hat gesagt, dass sie noch ein Date mit Petra hat.“
    Durchdringend schaut er seine Frau an. In diesem Moment verstehen die Beiden etwas, was Mimi verborgen bleibt. Noch bevor sie fragen kann, was los ist, sind ihre Gastgeber mit den Tellern und der Salatschüssel im Haus verschwunden. Mimi versteht nicht, was hier passiert. Was sie versteht ist, dass sie nach dem Nachtisch zu gehen hat.
     
    Alle Drei löffeln lustlos ihr Dessert. Die gute Stimmung ist dahin - aus irgendeinem Grund sogar angespannt. Michi und Andy schauen sich mehrfach an. Andy schüttelt ein paar Mal leicht den Kopf.
    „Ja, ich geh’ dann mal. Tausend Dank für das gute Essen.“
    Kaum hat sie den Satz beendet, sind Michi und Andy bereits aufgesprungen, um sie zu verabschieden. Als Mimi um die Hausecke biegt hört sie, wie Andy sagt: „Du weißt, dass wir vorsichtig sein müssen. Wir dürfen nichts sagen. Sie muss es allein hinkriegen.“
     
    Mimi ist total verwirrt und ihre Traurigkeit kehrt zurück. Mit dem Aufwachen am heutigen Morgen scheint
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