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Nachtwelt (German Edition)

Nachtwelt (German Edition)

Titel: Nachtwelt (German Edition)
Autoren: Theres Büchner
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Schachtel Zigaretten und steckt diese in den leeren Kaffeebecher. Da es auf dem kleinen Tablett keinen Platz mehr gibt, klemmt sie sich den Aschenbecher unter den Arm. Mimi hat beschlossen, dass heute der Tag des Rauchens ist.
    Was das Rauchen betrifft ähnelt sie einem Quartalssäufer. Die meiste Zeit ist alles gut. Doch irgendwann kommt, in unregelmäßigen Abständen, ein Tag, an dem sie raucht, bis ihr schlecht wird. Heute wird so ein Tag sein.
     
    Der Traum hat Mimi euphorisch gemacht und so sitzt sie bestens gelaunt in ihrem Garten und frühstückt.
    Es ist noch nicht einmal 7:00 Uhr und man merkt bereits, dass es heute warm werden wird. Endlich barfuss in die Schuhe schlüpfen und T-Shirts tragen. Sie schenkt sich noch einen Kaffee ein und zündet sich dann eine Zigarette an. Während sie raucht verschwindet urplötzlich ihre gute Laune. Sie hat das Gefühl, als würde etwas Kaltes ihr Herz umfassen und auf einmal bekommt sie Angst. Heiß laufen ihr die Tränen über die Wangen und plumpsen auf die Erde. Sie versteht nicht, was mit ihr los ist. Eben war die Welt doch noch so bunt und schön.
     
    Es hat mit dem Traum zu tun. Ihn geträumt zu haben war, wie in einen Spiegel zu schauen und zu sehen, was sie seit langer Zeit vermisst: Vertrautheit und Sicherheit innerhalb einer Gemeinschaft.
    Lange ist es her, dass sie sich geborgen fühlte. Sie war noch ein Kind, 13 Jahre alt. Es waren Osterferien und ihre Clique bestand aus zehn Leuten, vier Mädchen und sechs Jungen. Hormonell waren sie alle ein wenig durcheinander, aber es passierte nichts, was nicht absolut unschuldig gewesen wäre. Wichtig war nur, dass sie alle zusammen waren. Nichts konnte zwischen sie kommen. Sie waren wie ein einziger Herzschlag. Wenn sie sich trafen, hörte die Welt auf groß zu sein. Sie waren Helden und überzeugt davon alles erreichen zu können.
    Genau dieses Gefühl der Unverwundbarkeit hatte Mimi in ihrem Traum. Die Erinnerung an die letzte Nacht und das Wissen, dass alles nicht real war, macht Mimi endlos traurig und sie fühlt sich einsam und leer.
    Es braucht noch zwei Zigaretten und einen weiteren Pott Kaffee, bis sie sich beruhigt hat und nicht immer wieder anfängt zu weinen.
     
    Das Frühstücksgeschirr ist weggeräumt, das Bett gemacht und alle Fenster des Hauses stehen weit offen.
    Während sie ihren Einkaufszettel schreibt, geht ihr wieder und wieder der Traum durch den Kopf. Sie sieht den Mann und seine schwarzen, durchdringenden Augen. Ihr Herz schlägt wie verrückt und ihr ist ziemlich warm. Gedankenverloren hat sie zwischen die Worte Eier und Milch etwas gekritzelt. Als sie es entziffern kann steht dort… Du musst daran glauben, dann wirst du den Weg finden.
     
    Auch heute bewegt sich keiner der Drachen, als Mimi an ihnen vorbei radelt. Wundern würde es sie nicht. Wer im Traum Bäume hört, die singen……..
    An ihrem Wagen angekommen, verstaut Mimi die zwei Einkaufskörbe im Kofferraum. Nach dem Einkauf wird sie das Fahrrad mit den vollen Körben nach Hause schieben müssen. Im letzten Jahr hatte sie die Körbe an den Lenker gehängt. Bei rasanter Geschwindigkeit und leichter Linkskurve hatte sich einer der Körbe dann zwischen ihrem Knie und dem Lenker verkeilt. Erst war Mimi in der Kurve gerade aus über den Rasen (in Richtung See) gefahren, dann hatte sie, aus Angst, sie könnte ins Wasser fahren, wie wild am Lenker gerissen und war schwer gestürzt. Es hatte Wochen gedauert, bis die Abschürfungen an ihrem Arm und Bein verheilt waren. Außerdem war die Hälfte der Einkäufe im Wasser gelandet. Seitdem schiebt sie nach dem Einkauf ihr Fahrrad. Dauert länger, tut aber weniger weh.
     
    Wieder ist das Autofenster weit runter gekurbelt. NDR2 spielt Musik, die gute Laune macht und zu diesem Wetter passt.
    Gerade als Mimi in den dritten Gang schalten will, springt Andy so unvermittelt auf die Strasse, dass sie ihn beinahe überfährt. Vor lauter Schreck vergisst sie beim Bremsen die Kupplung zu treten und würgt den Wagen ab. Sie ist genervt, als sie aus dem Auto steigt.
    „ANDY! Ist irgendetwas passiert? Ist bei euch alles in Ordnung?“
    Er sieht wild aus, wie in Mimis Traum. Würde Andy eine Axt in der Hand halten, wäre das Bild perfekt.
    „Alles in Ordnung. Wir wollten fragen, ob du Lust hast, heute Mittag bei uns zu essen. Bei dem geilen Wetter könnten wir draußen sitzen und quatschen. Michi kocht was Leckeres.“
    Michi kocht wirklich gut und in Gesellschaft essen ist super. Es gibt nichts
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