Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Titel: Nachts, wenn der Feuerteufel kommt
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
noch zwischen den
Zähnen, als er schon die erste Schokoladentafel öffnete.
    Mißbilligend beobachtete Gaby,
wie er sich ein gewaltiges Stück einverleibte.
    „Du mußt nur noch etwas üben“,
meinte sie. „Dann kannst du dir bald eine ganze Tafel auf einmal in den Mund
schieben.“
    „Kann ich bereits, Pfote“,
sagte er treuherzig. „Aber ich bin ja kein Vielfraß.“
    „Natürlich nicht. Du bist eher
ein Hungerkünstler, und dein Vorbild ist der Suppenkasper.“
    Klößchen grinste. Statt auf
Gabys Fopperei einzugehen, bot er ihr wortlos von seiner Schokolade an;
wohlwissend, daß sie ablehnen würde, denn Gaby achtete auf ihre zierliche
Figur. Sie aß wie ein Spatz und Süßigkeiten nur ganz selten.
    „Was sollen wir hier noch?“
Tarzan winkte Jutta heran. „Wir können draußen warten.“
    Sie bezahlten. Tarzan
schulterte den Rucksack. Als sie ins Freie traten, war es dunkel geworden. Zwar
behielt der Himmel seine samtblaue Farbe, und ein früher Mond schob sich über
den Butterberg, aber zwischen den Häusern lag dick und wohlig die Juninacht.
    Ein Wagen näherte sich eilig.
Auf dem Dach rotierte Blaulicht. Polizei!
    „Sicherlich mein Papi“ rief
Gaby. Augenblicklich begann sie mit beiden Armen zu rudern, was teils nach
Rückenschwimmen, teils nach Windmühle aussah.
    Der Wagen hielt neben den
Kindern. Ein uniformierter Polizist saß am Lenkrad, neben ihm Kommissar
Glockner — in Zivil, natürlich, denn er gehörte ja zur Kripo.
    Er stieg aus. Gaby fiel ihm um
den Hals. Nach dem zweiten Bussi seiner Tochter konnte er auch die Jungs
begrüßen.
    „Jetzt brennt die Scheune
doch“, berichtete Tarzan mit unglücklicher Stimme. „Eben wurde Feuer gemeldet.
Dieser Fanhauser ist natürlich sofort hin — scheinheilig, als könnte er kein
Wässerchen trüben, beziehungsweise kein Feuerchen anzünden. Andere sind auch
zur Scheune unterwegs. Ich verstehe das nicht! Daß sie brennt, meine ich.“
    „Seltsam!“
    Kommissar Glockner, der mit
Vornamen Emil hieß, war ein großer, kerniger Mann von 43 Jahren. Er hatte
schütteres Haar und warmherzige Augen, in denen meist ein forschender Zug lag.
Genaues Beobachten gehörte zu seiner Gewohnheit. Eine Berufskrankheit, wie er
sagte.
    „Wichtig ist, was ihr gesehen
habt“, sagte er. „Alles andere wird sich zeigen. Wir fahren zur Scheune. Steigt
ein.“
    Sie quetschten sich zu viert
auf den Rücksitz. Eine enge Angelegenheit, da ein Streifenwagen nun mal kein
Straßenkreuzer ist. Gaby saß halb auf Tarzans Knie; und aus Gründen der
Platzersparnis mußte er ihr einen Arm um die Schultern legen — was ihm durchaus
nicht unangenehm war. Daß Gaby sanft errötete, blieb in der Dunkelheit
unbemerkt.
    Klößchen dagegen ächzte, weil
er sich den Bauch wieder mal vollgeschlagen hatte, und benötigte anderthalb
Plätze.
    Karl, zu dessen Lasten das
ging, meinte: „Ein Glück, daß wir nur einen von deinem Format haben, Willi,
sonst brauchten wir einen Bus.“
    Sie fuhren zum Dorf hinaus.
Tarzan wies die Richtung. Aber das war bald nicht mehr nötig. Der Widerschein
des Feuers hing wie eine orangefarbene Flocke am Nachthimmel.
    Kommissar Glockner hatte
allerlei Fragen. Die Kinder berichteten abermals.
    Der uniformierte Polizist, der
Lettenbeck hieß, ließ den Wagen über steinige Feldwege rumpeln und fühlte sich
gemüßigt, wegen der Brandursache seinen Senf dazuzugeben.
    „Sicherlich“, meinte er, „habt
ihr die Kerze nicht richtig ausgepustet.“
    „Doch!“ rief Tarzan. „Ich war
ganz bestimmt nicht leichtfertig. Und ich bin durchaus in der Lage, eine Kerze
auszublasen.“
    „Natürlich!“ beschwichtigte
Lettenbeck. „Ich will dich auch nicht beschuldigen. Jedem könnte so was
passieren. Auch mir. Daß zum Beispiel der Docht noch glimmt. Dann genügt ein
zarter Luftzug, der die Flamme wieder entfacht — und schon ist es passiert.“
    „Unmöglich!“ sagte Tarzan. „Am
Docht war keine Glut mehr. Der war so schwarz wie Willis Fingernägel, wenn er
im Kohlenkeller Schokolade vergräbt.“
    „Hah!“ rief Klößchen. „Da müßte
ich ja blöd sein. Wenn ich Schokolade vergrabe, dann in meiner Futterluke.“
    Lettenbeck und Kommissar
Glockner lachten.
    „Für deine Zuverlässigkeit“,
sagte Herr Glockner, „lege ich jederzeit meine Hand ins Feuer, Tarzan. Aber Tatsache
ist: Die Scheune brennt. Irgendwas ist schiefgelaufen.“
    An mir bleibt es hängen! dachte
Tarzan voller Grimm. Er ballte so heftig die Faust, daß Gaby, deren zarte
Schulter aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher