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Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Titel: Nachts, wenn der Feuerteufel kommt
Autoren: Stefan Wolf
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schien begeistert zu sein.
    „Bitte!“ rief er. „Darf ich die
Rute mal nehmen? Möchte nur sehen, wie sie sich anfühlt.“
    Bevor sich der Kahlkopf
entschließen konnte, streckte ihm Tarzan die Hand hin. Es war wie eine
Überrumpelung. Das stählerne Ypsilon wurde ihm ausgehändigt. Aber damit nicht
genug.
    „Können Sie für einen Moment
mein Rad halten!“ sagte Tarzan.
     
    Am Sattel schob er es ihm hin.
Und ließ auch schon los. Es wäre gegen den Kahlkopf gekippt, hätte der nicht zugegriffen.
Mit beiden Händen erwischte er es: am Lenker und am Rahmen.
    Tarzan indessen hielt die
Wünschelrute empor, als bete er die Sonne an.
    „Toll! Bilde ich mir das ein?
Eine seltsame Kraft geht davon aus. Ob ich Veranlagung habe — zum Rutengänger?
Womit putzen Sie die eigentlich? Mit Möbelpolitur? Oder wird sie nur
abgestaubt? Wunderbar, dieser federnde Stahl!“
    „Gib sie her!“ befahl der Mann
barsch.
    Offensichtlich fühlte er sich
auf den Arm genommen.
    Tarzan reichte sie ihm zurück,
legte eine Hand auf den Fahrradsattel und schob seine Rennmaschine außer
Reichweite.
    „Vielen Dank!“ sagte er dann
höflich. „Es war ein Erlebnis.“
    Mißtrauisch sah der Kahlkopf
ihn an. Er wußte nicht, was das sollte, und seine gute Laune war hin.
    Ärgerlich stieg er in seinen Wagen.
Die Wünschelrute warf er auf den Rücksitz.
    Es schien, als wollte er noch
was sagen. Aber dann schlug er die Tür zu. Der Motor wurde gestartet. Kahlkopf
nickte Gaby zu und fuhr in Richtung Pönsdorf.
    Aus schmalen Augen sah Tarzan
ihm nach.
    „Was ist denn los mit dir?“
sagte Gaby aufgebracht. „Er war nett, und du machst dich lustig. Vielleicht ist
was dran am Wünschelrutengehen!“
    „Kann sein“, sagte Tarzan.
„Aber darum geht’s nicht. Mir kam die Idee wie ein Blitz. Deshalb mußte ich es
machen! Und jetzt hat es geklappt. Wenn ich richtig vermute — dann können wir
uns gratulieren. Dann haben wir den Feuerteufel im Sack.“
    „Was? Spinnst du?“ fragten die
drei wie aus einem Mund; und sogar Oskar hob aufmerksam den Kopf.
    „Jede Möglichkeit“, erklärte
Tarzan, „haben wir von hinten und vorn untersucht. Nur auf das Nächstliegende
sind wir nicht gekommen. Wer war denn in der Nähe, als Fanhausers Scheune in
Flammen aufging? Wem haben wir denn erzählt, daß Fanhauser der Feuerteufel ist
und seine Brandvorrichtung noch in der Scheune steht? Wer ist denn oft — wie er
selbst sagte — hier in der Gegend unterwegs, unauffällig, und immer mit seiner
Rute unterm Arm: sozusagen als Alibi! Ich glaube, Freunde, wir hatten
Scheuklappen auf den Glotzern. Aber jetzt kommt die Stunde der Wahrheit! Wenn
der Kahlkopf der Feuerteufel ist — dann haben wir den Beweis.“
    Fassungslos hatten sie ihm
zugehört. Ihre Verblüffung löste sich in heftiges Kopfnicken auf.
    „Mann!“ flüsterte Klößchen.
    „Einfach stark!“ sagte Gaby.
Aus ihren blauen Augen leuchtete Bewunderung.
    Es war einer jener Blicke,
unter denen Tarzan leicht rot wurde. Ihn verlegen zu machen — das brachte nur
Gaby fertig, ob sie es darauf anlegte oder nicht.
    „Aber was meinst du mit
Beweis?“ fragte Karl, der Computer, der sich weniger vom Gefühl als vielmehr
von kühler Überlegung leiten ließ.
    Tarzan lächelte. „Herr Glockner
erzählte uns vorhin, daß sowohl auf dem Benzinkanister, der bei der
abgebrannten Fabrikhalle gefunden wurde, als auch auf der Kerze, die Klößchen auf
dem Feld bei der Scheune entdeckte — daß auf beiden Fingerabdrücke sind.
Vermutlich die des Feuerteufels. Wir fahren jetzt zum Polizei-Präsidium und
lassen die Fingerabdrücke des Kahlkopfes mit den vorliegenden vergleichen. Dann
wird sich’s zeigen.“
    „Aber“, rief Klößchen. „Die vom
Kahlkopf haben wir doch nicht!“
    „Und ob wir sie haben!“
    Tarzan hielt sein Rad noch
immer am Sattel.
    „Was glaubst du, weshalb ich
ihm meine Tretmühle aufgedrängt habe? Damit er sie anfäßt. Der Lack ist glatt
wie ein Spiegel, das Metall auch. Vorher habe ich alles mit dem Taschentuch
poliert — um meine Fingerspuren zu beseitigen. Hier am Lenker — und hier am
Rahmen hat der Kahlkopf mit seinen Händen hingegrapscht. Und zwar ordentlich.
Hier auch! Diese Stellen werde ich jetzt natürlich nicht mehr berühren. Ich
packe nur noch die Griffe am Lenker. Auf dem rauhen Gummi hätte man
Fingerspuren ohnehin nicht abnehmen können. Aber da, wo der Kerl angefaßt hat,
werden die Spurenexperten bestimmt Fingerabdrücke sichern können.“
    Gaby blies gegen
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