Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger
Autoren: Lisa Hendrix
Vom Netzwerk:
und zwar reichlich.«
    »Das kann ich dir versprechen. Übrigens, die Normannen kennen mich unter dem Namen Ivo de Vassy. Ihr werdet mich also in ihrer Gegenwart auch so nennen müssen.«
    »Ivo de Vassy«, wiederholte Brand probeweise. »Ich schätze, wir müssen auch M’Lord zu dir sagen?«
    »Du bist mein Befehlshaber. Das würde ich niemals verlangen.«
    »Von diesen Eiden habe ich dich bereits vor langer Zeit entbunden. Außerdem bist in diesem Fall du der Anführer. Wir werden tun, was immer nötig ist, um dir beizustehen.« Brand richtete den Blick gen Himmel, um die Zeit an den Sternen abzulesen. »Heute würden wir nicht mehr weit kommen, Lord Ivo de Vassy.«
    »Dann brechen wir morgen auf, sobald wir unsere menschliche Gestalt wieder angenommen haben.«
    Bei Odin. Eine Burg, eine Frau und Gefährten,
dachte Ivar und brach ein Stück Brot ab.
    Vorerst wollte er nur daran denken, und nicht daran, was geschehen würde, wenn Alaida von Alnwick herausfände, dass ihr künftiger Gemahl jedes Mal, wenn der Tag graute, sich in einen Adler verwandelte.

Kapitel 2
    Januar 1096
    D ie Kerzen flackerten im kalten Wind, der durch den Fensterladen und die Wandbehänge ihres Zimmers kroch. Alaida fröstelte und konzentrierte sich mit zusammengekniffenen Augen auf ihre Stickarbeit. Das Tuch war für den Altar der Kapelle gedacht, aber noch schienen ihr die auf dem eingespannten Stoff dargestellten Pilger viel zu starr.
    »Ein wenig von dem blauen Garn an den Rändern vielleicht«, murmelte sie vor sich hin.
    »Das würde sehr hübsch aussehen, My Lady«, sagte Bôte, ihre betagte Amme, als sie eine Truhe öffnete. »Auch das grüne würde passen.«
    Alaida hielt die beiden Fäden gegeneinander, konnte sich aber nicht recht entscheiden. Sie musste es sich wohl bei Tageslicht noch einmal ansehen.
    Es war spät geworden. Die Mägde waren bereits eifrig damit beschäftigt, das Bettzeug aus den Truhen und Schränken hervorzuholen, Sie würden im Zimmer ihrer Herrin schlafen, auf Pritschen und Strohsäcken um das große Kastenbett herum, in dem Alaida und ihre Amme schliefen, eine undurchdringliche Mauer von Weiblichkeit, die sowohl Alaida selbst als auch ihrem guten Ruf vor den Freiern, die unten im Herrenhaus herumlungerten, beschützte.
    Denn kaum hatte sich in Northumberland die Nachricht verbreitet, man habe ihren Großvater gefangen genommen, fanden sich allerlei landlose Ritter und unbedeutende, kleine Lords ein in der Hoffnung, Alaida zu gewinnen und die Ländereien, die ihr Erbe waren. Ungeachtet des Gerüchts, William habe Alnwick für die Krone eingezogen, harrten manche weiter aus in der Hoffnung, der König würde das Land demjenigen schenken, der Gilbert Tysons Enkelin für sich gewinnen konnte. Wie sie auf den Gedanken kamen, sie könne einen von ihnen zum Mann nehmen, nachdem sie bislang keinen von ihnen gewollt hatte, war und blieb ein Rätsel. Mittlerweile waren alle ihrer Wege gegangen, bis auf drei besonders hartnäckige Freier, die in der Halle unten herumlümmelten und sich an den Weinvorräten schadlos hielten.
    Alaida verabscheute die drei Männer, einen wie den anderen. Wie Geier fielen sie über den Besitz ihres Großvaters her, obwohl dieser noch nicht einmal tot war. Vielleicht würde William ihren Großvater, Mowbray und die anderen eines Tages begnadigen, so wie er es acht Jahre zuvor getan hatte, als Northumberland Robert Curthose, den ältesten Sohn des Eroberers, zum König hatten machen wollen. Dann würde G
rand-père
zurückkehren. Er würde seinen rechtmäßigen Platz in der Mitte der Tafel wieder einnehmen und diese Aasgeier hinauswerfen.
    Als nahezu alle Vorbereitungen für die Nacht getroffen waren, klopfte es plötzlich leise an der Tür. Bôte öffnete sie einen Spaltbreit. Im Flüsterton sprach sie mit der Wache, die auf der Treppe postiert war. Dann ließ sie einen der Stallburschen herein.
    »Was ist geschehen, Tom?«
    »Oswald schickt mich, um Euch zu sagen, dass vor dem Tor zwei Männer nach Euch gefragt haben, M’Lady. Wir sollen Stillschweigen darüber bewahren, um keinen Aufruhr in der Halle zu verursachen.«
    »Was sind das für Männer?«
    »Ich glaube, es sind Ritter, M’Lady«, antwortete Tom. »Einer von ihnen reitet ein besonders edles Pferd.«
    »Noch mehr von diesem Pack, My Lady«, sagte Hadwisa, ihre Zofe. »Sollen sie doch draußen erfrieren. Dann können wir sie den anderen servieren und brauchen nicht schon wieder ein Ferkel zu schlachten.«
    »Hadwisa!« Alaida
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher