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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger
Autoren: Lisa Hendrix
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Gold entlohnt. Er hat mir Land gegeben. Eine Grundherrschaft im Norden. Das Gut heißt Alnwick.«
    Überrascht riss Brand die Augen auf. »Hast du es etwa angenommen?«
    »Nicht nur das. Ich hatte selbst darum gebeten. Dann habe ich erfahren, dass ich auf dem Land eine Burg errichten soll, eine Königsburg.« Brand schwieg. Es war so still, dass Ivar das Rascheln der Mäuse im Unterholz hören konnte. »Ich weiß«, sagte er. »Es ist Wahnsinn.«
    »Nein. Aber töricht ist es allemal. Es wird ein böses Ende nehmen. Das weißt du genau.«
    »Alles wird ein böses Ende nehmen, ganz gleich, was wir auch tun oder wo wir uns verstecken. Wie oft bist du schon aus irgendeinem Wald vertrieben worden? Ich möchte endlich wieder in meiner eigenen Halle sitzen, auch wenn es nur für kurze Zeit ist.«
    »Dann solltest du genau das tun«, sagte Brand. »Vielleicht gelingt es dir sogar, dein Geheimnis eine Zeitlang zu bewahren. Du kannst dich leichter unter den Menschen bewegen als jeder andere von uns.«
    »Aber nicht leicht genug, um mein Vorhaben allein in die Tat umzusetzen«, entgegnete Ivar. »Deshalb möchte ich, dass du mitkommst. Mittlerweile müsstest du der französischen Sprache einigermaßen mächtig sein. Dieser Einsiedler hat es dir doch beigebracht.«
    »Mein Französisch ist recht passabel. Aber ich kann trotzdem nicht mitkommen. Denn ich habe sie noch immer nicht gefunden.«
    »Es ist an der Zeit, die Jagd aufzugeben, mein Freund«, sagte Ivar kopfschüttelnd. »Cwen ist längst tot.«
    »Nein. Nachdem sie uns verflucht hatte, wandte sie ihre magischen Kräfte auch bei sich selbst an. Ari hat es selbst gesehen. Sie lebt.«
    »Ari muss sich geirrt haben. Sie ist tot«, widersprach Ivar. »Ich brauche euch beide, um Alnwick zu führen. Der alte Lord hat sich William widersetzt. Und ich kann nicht in seine Halle spazieren, so ganz ohne Rückendeckung. Außerdem muss Ari mich tagsüber vertreten.«
    Abermals herrschte Schweigen. Im Schein des Feuers sah Ivar, wie sich die Gesichtszüge seines Freundes anspannten. Er wusste, auch Brand sehnte sich nach den alten Zeiten und den lärmigen Hallen von Vass zurück.
    »Komm mit«, bat Ivar noch einmal. »Kämpfe Seite an Seite mit mir, wenn es sein muss. Sollte es schlimm enden, was so gut wie sicher ist, und wir in die Wälder flüchten müssen, werde ich Cwen mit dir jagen. Aber bis es so weit ist, erwarten uns wärmende Feuer, gutes Essen und die Gesellschaft anderer Männer.«
    Der Rabe ließ ein leises Glucksen hören, und Brand sagte seufzend: »All das ist so lange her. Es klingt verlockend.«
    »Wenn du nicht bei mir bleiben möchtest, komm wenigstens zu meiner Hochzeit«, sagte Ivar. »William gab mir nämlich eine Gemahlin.«
    »Gab?«, fragte Brand verwundert. »Ist sie seine Leibeigene?«
    »Nein, sie ist keine Sklavin. Sie ist von edlem Geblüt.«
    »Und der König verfügt über sie, als wäre sie eine Sache, ein Zubehör?«
    »Nach normannischem Gesetz ist sie das auch. William zog die Ländereien ihres Großvaters ein, und nun gibt er mir das Mädchen zur Frau, um meinen Besitzanspruch zu festigen.«
    »Und was willst du machen, wenn sie dich gar nicht heiraten möchte?«
    »Ihr bleibt keine Wahl. Ebenso wenig wie mir. Der König hat es verfügt.«
    Brand murmelte etwas Abfälliges über die Herkunft von Männern, die so mit ihren Frauen umgingen. Sklaven und Gefangene waren eine Sache, freie Frauen hingegen etwas ganz anderes. Sowohl laut Gesetz als auch nach Brauch wurden nordische Frauen niemals gezwungen, gegen ihren Willen zu heiraten.
    »Jetzt verstehe ich, warum du uns dabeihaben willst«, sagte Brand. »Wenn die Männer des alten Lords dir nicht ein Messer in den Rücken jagen, tut es spätestens deine Frau. Wie heißt sie überhaupt?«
    »Alaida.«
    Zum ersten Mal hatte Ivar ihren Namen ausgesprochen, und sogleich verspürte er ein heftiges Verlangen. Eine Frau für ihn allein. Für mehr als nur eine einzige Nacht.
    »Ist sie hübsch?«, fragte Brand.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Ivar. Und es spielte auch keine Rolle. Sie gehörte
ihm.
In den langen Winternächten würde er genügend Zeit haben, sich an sie zu gewöhnen – an ihren Geruch, ihr Lachen und an ihre Lustschreie. »Jede Frau ist hübsch, wenn sie unter dir liegt.«
    »Kommst du nun mit?«, fragte er dann, plötzlich geradezu erpicht darauf, nach Alnwick zu gelangen.
    »Ja, ich komme mit. Das heißt, wir kommen mit. Aber du solltest dafür sorgen, dass gutes Bier vorhanden ist,
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