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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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Mit sechzehn ging ich von der Schule ab und bekam eine Stelle bei der Ölgesellschaft, bei der auch mein Vater arbeitete.«
    »Um diese Zeit ungefähr hab ich euch kennengelernt«, warf Ezzy ein.
    Jack nickte. »Mein Vater war nicht besser geworden. Im Suff schlug er immer noch über die Stränge. Sie haben ihn mehr als einmal nach Hause gebracht, Ezzy, erinnern Sie sich?«
    Natürlich tat Ezzy das.
    »Einmal hatte er in einer Kneipe wegen einer Frau eine Prügelei angefangen. Da haben Sie bei mir angerufen und gesagt, ich solle kommen und ihn holen, sonst würden Sie ihn ins Gefängnis stecken.«
    »Sie trugen eine Menge Verantwortung für Ihr Alter.«
    »Wie gesagt, es war ein Heidenspaß. Eine Zeitlang. Aber dann passierte irgendwas, ich weiß nicht genau, was. Ich kann mich nicht an ein besonderes Ereignis erinnern, das mir plötzlich die Augen über unser Drecksleben öffnete. Wahrscheinlich hat sich die Erkenntnis langsam eingeschlichen. Ich fand unser Dasein nicht mehr so lustig, es bekam einen ziemlich miesen Geschmack… Je älter mein Vater wurde, desto jünger waren die Frauen, denen er nachlief. Ich fand seine Anmache und Art, wie er die Mädchen bedrängte, überhaupt nicht mehr frech und raffiniert, sondern nur noch ekelhaft. Und er wurde immer unersättlicher in seiner Gier.« Jetzt stöhnte der Cowboy regelrecht.
    »Eines Abends brachte er so ein junges Ding mit zu uns
nach Hause und wurde gewalttätig. Sie bekam eine Heidenangst. Ich sagte, mit solchem perversen Zeug wollte ich nichts zu tun haben. Er beschimpfte mich, ich wär ein feiger Waschlappen und so weiter, und während er rumtobte, packte das Mädchen ihre Sachen und haute ab. Ich glaube, als er wieder nüchtern war, wußte er nicht einmal mehr was davon.«
    Er hielt erneut inne und starrte ins Leere. Ezzy hatte den Eindruck, er schämte sich zu sehr, um ihn oder Anna anzusehen.
    »Wir lernten Patsy McCorkle im Wagon Wheel kennen. Sie trieb sich mit einer ziemlich üblen Bande rum, zu der auch die Gebrüder Herbold gehörten. Wenn die beiden irgendwo auftauchten, gab’s meistens Ärger. Schon damals hatten sie einen Aufenthalt in der Besserungsanstalt hinter sich und waren ein paarmal in Ihrem Gefängnis gelandet, Ezzy. Offensichtlich hatten sie immer noch größere Dinger vor. Ich ging ihnen aus dem Weg … Patsy war kein hübsches Mädchen, aber ausgesprochen unternehmungslustig, und das gefiel meinem Vater. Mit seinem Alter paßte er nicht zu ihr, aber sie fühlte sich durch seine Aufmerksamkeit geschmeichelt. Das erstemal trieben es die beiden auf dem Rücksitz unseres Wagens auf dem Parkplatz vom Wagon Wheel . Er hat es mir später in allen Einzelheiten beschrieben und gesagt, ich sollte mich an ihrem Aussehen nicht stören – ich hätte ja keine Ahnung, was ich verpaßte; wenn man die Augen zumachte, spielte es ohnehin keine Rolle mehr, wie sie aussähe und dergleichen mehr. Wenn ich es jetzt rückblickend betrachte, denke ich, daß ihm emotional bedürftige Frauen am liebsten waren, wie meine Mutter oder Patsy. Sie huldigten seiner männlichen Eitelkeit.«
    »Was ist in der Nacht damals passiert, Johnny?«
    »Mein Vater hatte vergessen, die Raten für unser Auto zu bezahlen, und es war ein paar Tage vorher abgeholt worden. Daher ging es ihm nicht gut – aber er wollte losziehen und
feiern, den ganzen Ärger vergessen. Als wir in die Kneipe kamen, war es schon brechend voll. Die Laune meines Vaters wurde nicht besser, als er sah, daß Patsy mit den Herbolds rumflirtete. Er versuchte, sie ihnen auszuspannen, aber sie reagierte nicht.« Jack rückte sein Kissen zurecht.
    »Mein Vater trank ein Glas nach dem anderen, bis er das ganze Geld in seinen Taschen ausgegeben hatte. Schließlich bot er einem Typen in der Kneipe sein Messer zum Verkauf an. Gegen Barzahlung. Jeder kannte das Messer, weil es so ungewöhnlich war. Er erzählte mit Vorliebe, daß es schon seit Generationen im Besitz der Sawyers sei und immer vom Vater an den Sohn weitergegeben würde. Ich weiß nicht, ob das stimmte. Wahrscheinlich hat er’s gestohlen, aber er besaß es, solange ich denken konnte… Kurz und gut, der Typ hatte kein Interesse an dem Messer, und mein Vater empfand das als eine Beleidigung seiner Familie. Er fing an, mit dem Mann zu streiten. Der Barkeeper – ich glaube, er war der Besitzer vom Wagon Wheel …«
    »Richtig. Parker Gee«, warf Ezzy ein.
    »Er sagte zu mir, ich solle meinen Vater rausbringen, er wolle hier keine Schlägerei. Wir
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