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Nachtgespenster

Nachtgespenster

Titel: Nachtgespenster
Autoren: Jason Dark
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sich noch nicht gefärbt. In einigen Wochen würde es anders aussehen.
    Der letzte Blick nach rechts hoch zur Burg. Sie war noch da, sie begleitete mich, und wieder erwischte mich das Rieseln, mit dem ich nicht zurechtkam.
    Für einen Moment kam mir der Gedanke an eine Falle. Verbunden mit der Existenz der Janine Helder. Sollte sie mir etwa eine Falle gestellt haben?
    Daran wollte ich nicht glauben, schloß es allerdings auch nicht aus. Ich hätte nach ihrem Anruf Erkundigungen einziehen sollen. Das hatte ich nicht getan. Mein Vertrauen war relativ naiv gewesen, aber ich würde und mußte alles auf mich zukommen lassen. Man kann seiner eigenen Zukunft nicht entrinnen.
    Die Landschaft an beiden Seiten der Landstraße war nicht mehr zu sehen. Der Wald hatte mich geschluckt, als wäre ich mit meinem Rover in ein großes Maul hineingefahren.
    Schatten. Graues Licht. Lücken im Unterholz und im Geäst. Durch das Spiel aus Licht und Schatten entstanden seltsame Bilder, als hätten sich hier unruhige Geister zur Ruhe gesetzt, die nur dann erwachten, wenn sie vom Licht der Scheinwerfer erfaßt wurden. Dann sah ich das Zucken am Wegrand.
    Da erschienen plötzlich die Geister, und sie lebten wieder.
    Die Phantasie eines Menschen konnte sich schon bestimmte Vorstellungen machen, doch ich litt nicht darunter. Ich nahm es einfach hin. Es war mehr meine eigene Dummheit, daß ich mir derartige Dinge vorstellte. Und das passierte ausgerechnet mir, einem Geisterjäger. Schon lächerlich, wenn ich ehrlich war.
    Sinclair, reiß dich zusammen, schärfte ich mir ein. Du reagierst wie ein kleiner Junge. Gleichzeitig suchte ich nach einer Entschuldigung. Ich war vorbelastet, denn das Gespräch mit Janine Helder hatte mich mehr aufgewühlt, als ich zugeben wollte. Zudem hoffte ich, nicht zu müde zu sein. Die Nacht würde sicherlich sehr lang werden.
    Etwas huschte von links nach rechts durch das Licht der Scheinwerfer. Das Eichhörnchen war aus dem Unterholz hervorgesprungen und raste hüpfend über die Fahrbahn, bevor es sich an der rechten Seite wieder in der Deckung versteckte.
    Ich hatte beim Erscheinen des Tieres reagiert und war automatisch langsamer gefahren. Das Tempo blieb, da ich damit rechnen mußte, daß noch weitere Tiere auftauchten. Und ich wollte keines plattfahren. Ich schaltete das Fernlicht ein.
    Helle Strahlen füllten diesen natürlichen Tunnel mit Licht. Rechts und links streiften sie das Unterholz und ließen es aussehen wie mit hellem Staub gepudert.
    Auch die Stämme der Bäume hatten die Farbe angenommen. Ihre dunkle Rinde erschien immer dann bleich und wie verzaubert, wenn das Licht darüber hinwegglitt.
    Verzaubert kam mir auch die Gestalt an der rechten Seite der Straße vor. Sie stand einfach nur da. Das Licht erfaßte sie, für einen Moment sah ich sie sehr gut und erkannte auch, daß sich dort eine junge Frau aufhielt.
    Mein Denken benötigte eine zu lange Zeit, um zu realisieren, was ich da gesehen hatte. Dann aber war ich voll da und trat auf die Bremse. Ich wollte die Person aus der Nähe sehen und mit ihr sprechen.
    Der Rover stand sofort.
    Das Fernlicht strahlte ins Leere. Diesmal überquerte nicht einmal ein Tier die Straße. Die Frauengestalt kam mir vor wie ein Spuk. Aber ich hatte sie gesehen und sie mir nicht eingebildet.
    Tatsächlich nicht?
    Mein Zustand war nicht der beste. Die schummerige Realität, verbunden mit den Erinnerungen an die Vergangenheit hatten mich schon beeinflußt. Mich allerdings nicht paranoid gemacht, denn eine Halluzination war diese Frau nicht gewesen. Ich hatte sie gesehen, und sie hatte am Wegrand gestanden. Im hohen Unterholz und mit dem Rücken gegen einen Baumstamm gelehnt.
    Zwar war ich darauf bedacht gewesen, so rasch wie möglich Janine Helder zu erreichen, jetzt kam es auf ein paar Minuten auch nicht mehr an. Ich wollte Klarheit über die Person haben, und deshalb stieg ich aus. Die Tür drückte ich sehr leise zu. Das Fernlicht hatte ich gelöscht. Wie ein starrer und dunkler Schatten stand mein Rover am Wegrand.
    Ich verzichtete darauf, die Warnblinkanlage einzuschalten. In den letzten Minuten war mir kein Fahrzeug entgegengekommen, und ich hatte auch keines im Rück- oder Innenspiegel gesehen. Neben dem Rover blieb ich stehen, den Kopf zum Waldrand hin gedreht. Da passierte nichts. Der Wald schlief. Ein Geruch nach feuchter Erde und Blättern erreichte meine Nase. Es wehte ein leichter Wind, der hier so gut wie nicht zu spüren war. Nur ein paar höher wachsende
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