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Nachtgespenster

Nachtgespenster

Titel: Nachtgespenster
Autoren: Jason Dark
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Grasspitzen zitterten leicht. Wo befand sich die Frau?
    Ich sah sie nicht. Vor mir lag der graue Wald. Er war nicht mehr grün, die Schatten der lautlos anschleichenden Dämmerung hielten ihn bereits in seiner Gewalt. Sie waren in Bodenhöhe dichter als in den Kronen der Bäume, in denen ich noch hellere Stellen wie graue Flickstücke sah.
    Ich hatte mir merken können, an welchem Baumstamm die unbekannte Frau gelehnt hatte. Dort ging ich hin und blieb in der gleichen Haltung stehen.
    Es war vergebliche Liebesmüh, denn es fiel mir nichts auf. Selbst dann nicht, als ich den Boden im Strahl meiner kleinen Lampe absuchte.
    Manchmal kann auch ich zäh sein. Eine innere Stimme sagte mir, daß ich nicht aufgeben durfte, und so erweiterte ich den Suchkreis. Da hatte ich Glück.
    Ja, die Person hatte hier gestanden, und sie war schnell verschwunden, denn durch ihr Gewicht hatte sie das Gras zusammengedrückt und entsprechende Spuren hinterlassen.
    Sie führten in den Wald hinein.
    Es tat mir gut, einen ersten Erfolg erreicht zu haben, und ich dachte sofort daran, die Verfolgung aufzunehmen. Ohne Licht war es nicht so leicht. Andererseits wollte ich mich nicht unbedingt als Zielscheibe markieren.
    Also begann ich meinen Weg in der Dunkelheit. Noch konnte ich erkennen, wo ich hintreten mußte.
    Unter mir federte der Boden nach. Hin und wieder trat ich in altes Laub, das raschelte. Auch knackten dürre Zweige unter meinem Gewicht. Das alles gehörte dazu, und ich konnte es nicht ändern.
    Der Wald glich einem großen dunklen Monstrum, das mich mit seinen Armen umfaßt hielt.
    Hohe Bäume, in denen sicherlich zahlreiche Vögel saßen, die mich beobachteten. Geheimnisvolle Geister schlichen unsichtbar um mich herum. Ab und zu waren sie nur zu hören, wenn es irgendwo raschelte oder knackte.
    Das alles entsprang meiner Phantasie. So stellte ich mir automatisch die Frage, ob die Frau am Wegrand auch nur ein Produkt meiner Phantasie gewesen war.
    Ich wollte es nicht hoffen, denn Halluzinationen hatte ich bisher nicht erlebt. Die Beschaffenheit des Untergrunds änderte sich, je tiefer ich in das Waldstück eindrang. Der Boden nahm an Weichheit zu. Er war nicht mehr so federnd. Ich hatte den Eindruck, mit den Füßen irgendwann einmal steckenzubleiben, denn der Untergrund saugte sich an meinen Schuhen fest.
    Der Boden war leicht sumpfig geworden. Ich wäre nicht überrascht gewesen, plötzlich an einem Gewässer zu stehen. Vor einem verwunschenen Teich, der sich mitten im Wald versteckt und nur von den hohen Bäumen bewacht wurde.
    Auch war es für mich nicht mehr leicht, den Weg fortzusetzen. Es gab einfach zu viele Hindernisse, die mich störten. Manchmal wurden meine Füße und auch die Beine wie von Bändern umfangen, die mich wie Fesseln halten wollten.
    Ich ging langsamer. Es lag etwas in der Luft, und nicht nur ein bestimmtes Feeling. Neben einigen hohen Farnen blieb ich stehen, schaute in die Höhe und hörte genau in diesem Moment das Brausen. Es waren keine Windgeräusche, die sich den Weg durch den Wald bahnten und mit dem Laub der Bäume spielten. Das hier hörte sich anders an. Mehr wie ein Brausen, als wäre irgend etwas in die Luft geschleudert worden, das sich dort nun flatternd bewegte.
    Diese Vorstellung zwang mich, den Kopf zu heben. Ich schaute nach vorn, zugleich schräg in die Höhe, wo es Lücken im hohen Astwerk gab. Dort hätte ich den grauen Himmel sehen müssen, auch den bleichen Mondschein, denn der Erdtrabant stand schon seit zwei Tagen hell wie ein Scheinwerfer am Himmel.
    Beides sah ich nicht.
    Dafür die Bewegungen.
    Unzählige Tiere flatterten in einer bestimmten Höhe und hatten sich zu einer dunklen Wolke zusammengefunden. Auf den ersten Blick waren sie für mich nicht identifizierbar gewesen. Es dauerte Sekunden, bis ich wußte, was sich da zwischen den Bäumen bewegte.
    Eine Unzahl von Fledermäusen hatte ihre Schlafstellen verlassen und sich ins Freie begeben. Es gab sicherlich einen Grund dafür, der mich neugierig machte.
    Es war schwer zu schätzen, wie weit sich die Wolke der Fledermäuse von mir entfernt befand. Ich wollte unter allen Umständen dorthin, wo sie flatterten.
    Diesmal ging ich schneller. Der feine Lampenstrahl wies mir den Weg. Er huschte im Rhythmus meiner Gehbewegungen auf und nieder, malte Ziele an, verschwand wieder, huschte in Lücken hinein, die größer geworden waren.
    Ich registrierte das nur am Rande. Ebenso wie die Tatsache, daß ich mehr Platz bekommen hatte, denn
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