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Nachtgespenster

Nachtgespenster

Titel: Nachtgespenster
Autoren: Jason Dark
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wahrhaben, daß ich zu den Nachtgespenstern gehöre. Es ist schade, und trotzdem möchte ich dich bitten, mich zu töten. Es ist wirklich besser für uns beide.«
    »Ich werde dich nicht töten. Du kannst von mir kostenlos einen Rat bekommen. Verlasse diesen Wald. Geh wieder zurück in das Schloß. Das hier ist nichts für dich.«
    »Was weißt du schon?« fragte sie und seufzte abermals dabei. Ihre Augen verdrehten sich etwas. Der Blick hatte einen träumerischen Glanz bekommen. »Nichts, John, du weißt leider nichts.«
    »Ich kann dich ja auf dem Weg zum Schloß begleiten. Wir können in mein Auto steigen und…«
    Heftig sprang sie zurück. Dabei schlenkerte sie die Arme, als wollte sie so das Gleichgewicht halten. Es sah so aus, als würde sie in den See kippen, aber sie fing sich wieder. »Nein, nicht auf das Schloß. Jetzt noch nicht…«
    »Aber ich…«
    »Nein, nein, nein, nein!« Sie schrie mich an. Dabei ging sie rückwärts, und urplötzlich erwischte mich der Regen aus Fledermäusen. Sie griffen mich an, als hätten sie einen entsprechenden Befehl bekommen. Wie ledrige, alte Lappen fielen sie auf mich nieder, und meine Sicht verdunkelte sich innerhalb von Sekundenschnelle. Gewaltsam hielt ich die Augen offen, ich schlug auch nach den Tieren, traf einige, doch es kamen immer mehr hinzu.
    Vom Teich bewegte ich mich weg. Duckte mich. Schwingen klatschten gegen meinen Kopf. Sie strichen nicht nur durch die Haare, sie berührten auch meine Wangen wie feuchte Küsse.
    Sie bissen nicht zu, denn ich gab ihnen keine Gelegenheit, sich an mir festzuklammern, um sich dort auch auszuruhen, nachdem sie die Blutnahrung zu sich genommen hatten.
    Mir blieb weiterhin nichts anderes übrig, als nach ihnen zu schlagen. So schnell wie mich der Angriff erwischt hatte, so rasch war er auch wieder vorüber.
    Die brausenden Geräusche, die meinen Kopf umtosten, schwächten sich ab, sie verloren sich irgendwo über mir im Geäst der Bäume und waren schließlich nicht mehr zu hören.
    Der Spuk hatte sich zurückgezogen.
    Ich war allein, richtete mich auf, wobei ich automatisch an Doreen La Monte dachte.
    Es gab sie nicht mehr. Die Frau hatte die Gunst des Augenblicks genutzt und war verschwunden. In diesem dunklen Wald hätte ich stundenlang suchen können, ohne sie zu finden. Diesem Streß wollte ich mich nicht hingeben. Ich wußte ja, wo sie lebte, und ich würde sie wiedersehen, das stand für mich fest.
    Sie lebte in einem Schloß. Vielleicht allein, vielleicht auch nicht. Ich wäre noch an diesem Abend gern hingefahren, aber da gab es noch eine andere Frau, die meinen Besuch erwartete. Ich konnte Janine Helder nicht enttäuschen, sie aber möglicherweise auf meine Seite ziehen. Sie war eine Frau, die hier wohnte und sich sicherlich auch auskannte.
    Wahrscheinlich wußte sie mehr über die geheimnisvolle Doreen La Monte.
    Ich warf einen letzten Blick auf den Teich. Keine Schatten huschten mehr über die Oberfläche hinweg. Es gab auch keine fliegenden Fledermäuse mehr zwischen den Wolken.
    Sie und Doreen schienen für mich ein Traum gewesen zu sein. Ich klopfte meine Kleidung ab. Hier gab es nichts mehr zu sehen.
    Der Rückweg war wichtiger.
    Nach wenigen Schritten schon blieb ich stehen. Radikal war die nächtliche Stille des Waldes unterbrochen worden. Nicht durch irgendwelche Tierlaute, es war die schon röhrende Stimme der jungen Frau, die mich ansprach, denn niemand sonst war in der Nähe.
    »Töte mich… Erlöse mich… ich bin verflucht… verflucht…«
    Das letzte Wort verhallte. Meine Gänsehaut aber blieb bestehen. Sie lag wie ein Eisschauer auf dem Rücken, und ich zog unwillkürlich meinen Kopf ein.
    Es hatte keinen Sinn, herauszufinden, aus welcher Richtung mich die schaurige Botschaft erreicht hatte. Der Wald glich einer riesigen Höhle, die ihre Echos von allen Seiten auf mich zuschickte.
    »Töten«, flüsterte ich. »Nein, das denke ich nicht, Doreen. Ich werde dich nicht töten. Aber ich verspreche dir, daß ich mich um dein Schicksal kümmern werde.«
    Nach einem letzten Rundblick setzte ich meinen Weg fort. Die Straße hatte ich bald erreicht, und dort stand auch mein Wagen.
    Ich stieg ein und startete.
    Jetzt wartete Janine Helder auf mich…
    ***
    Wenige Minuten später hatte ich den Ort Claughton erreicht, der wie unter einer wunderschönen Decke lag, die sich aus tiefblauem Samt und der Pracht der Gestirne zusammengefügt hatte, denn keine Wolken störten diese fast schon zu schön und unnatürlich
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