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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang
Autoren: Brian Lumley
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wollte, dass er auch ja niemandem zu nahe getreten war, fügte er hinzu: »Äh, ich wollt Sie wirklich nich’ beleidigen« und nuschelte dann weitere Entschuldigungen in seinen Bart.
    »Nichts passiert!«, antwortete Liz lachend. Jake musste sie bewundern: ihre feste Stimme, die absolut ruhig blieb und nichts verriet. Sie fuhr schnell fort: »Können wir uns etwas zu trinken holen, während Sie volltanken? Es war ein langer Weg. Wir sind durstig, aber noch nicht am Ziel. Vielleicht ein Bier? Sie haben doch Bier?«
    »Haben Sie je einen Australier gesehen«, (eigentlich klang es mehr wie Orstrylier ) »der kein Bier in Reichweite hatte?« Der alte Mann grinste wieder, aktivierte die Zapfsäule und übergab Jake die Zapfpistole. Dann humpelte er auf die Tür zu und hielt sie für Liz auf. »Nehmen Sie sich einfach, was Sie brauchen, Miss. Es steht alles in einer Reihe auf dem Regal hinter der Bar da. Gibt nich’ viel Auswahl – Fosters für alle! Is’ mein Lieblingsbier. Und da ich am meisten davon trinke, darf ich es mir aussuchen.«
    »Super«, sagte Liz, »das mag ich auch am liebsten.«
    Jake sah sie in die Hütte gehen und betrachtete stirnrunzelnd die Zapfpistole in seiner Hand. Er hatte sie einfach so entgegengenommen. Verdammt!
    Danach würde er ... aber es schien ewig zu dauern, den Durst des gierigen, spritfressenden Rover zu stillen. Jake hörte auf, als der Tank nur zu zwei Dritteln voll war, rammte die Zapfpistole in die -säule und versuchte, nicht zu besorgt auszusehen, als er Liz und dem Alten in die Hütte folgte. Es war furchtbar für ihn, den Kontakt zu ihr zu verlieren, wenn auch nur für ein paar Sekunden. Sie hatte ihn angesehen, kurz bevor sie aus seinem Blickfeld verschwand, ihre Augen ein bisschen zu eng zusammengekniffen, zu unruhig.
    Innen war es nicht so schlimm, wie er erwartet hatte. Oder wie es hätte sein können.
    Es war der Schmutz, der überall verteilte Wüstenstaub, der außen an den Fenstern klebte, das Licht eingeschlossen hatte und den Raum von außen so dunkel wirken ließ. Aber drinnen war es hell – vielleicht war das typisch für alle Tankstellen im Outback, Hunderte von Kilometern im Nichts. Das war Jakes erster Eindruck. Die Bar bestand aus einem Brett, das auf zwei Fässern lag. Ein Perlenvorhang hing vorne am Brett bis auf den Boden und einige kleinere Fässer dienten als Sitze. Liz saß auf einem von ihnen und der Alte hatte ihr ein Bier gereicht, das sie noch ungeöffnet in der Hand hielt.
    Sie hatte ihn offensichtlich gefragt, ob er hier draußen ganz alleine war, denn er antwortete gerade: »Allein? Ich? Nee, nich’ oft. Aber ich hab auch nix dagegen, manchmal allein zu sein. Ich hab ein paar Jungs, die mir helfen. Sie sind grad nich’ da, das ist alles. Is’ eigentlich alles gar nich’ so schlecht. Bis gestern stand der Transporter noch da.«
    »Ein Transporter?«, vergewisserte sich Liz mit unschuldiger, unbeschwerter Stimme. »Hier draußen?«
    Der alte Mann nickte. »Weiß Gott, wo sie wieder hin sind. Aber wohin sind Sie eigentlich unterwegs? Was machen Sie überhaupt in dieser Gegend?«
    Nachdem Jake den Raum überschaut hatte, trat er an die Theke und bat um ein Bier. Ohne eine Antwort von Liz abzuwarten, griff der Alte nach einer Flasche und wandte sich Jake zu. »Donnerwetter, Sie war’n vielleicht schnell!«, sagte er. »Sie haben nur was nachgefüllt, stimmts? Ich mein, so einen großen Tank kann man nich’ so schnell auffüllen.«
    »Das stimmt«, sagte Jake und nahm das Bier entgegen. Er schüttelte die Flasche kurz durch und entfernte den Deckel geschickt mit seinem Daumen. Während der Schaum aus dem warmen Bier quoll, wechselte er das Thema: »Gibt es keine Dosen?«, erkundigte er sich. Er gab Liz die Flasche, nahm ihre und wiederholte seinen Trick, mit demselben Ergebnis. Das Bier war nicht abgestanden; diese Flaschen standen schon lange dort, aber sie waren noch nie geöffnet gewesen.
    Der Alte antwortete: »Dosen? Kann ich nich’ ausstehen. All dieser neumodische Kram! Einer Flasche kann man trauen.« Er drehte sich wieder zu Liz und sprach: »Was sagten Sie gerade?«
    »Nein«, antwortete sie, » Sie sagten etwas zu mir. Sie haben mich gefragt, was wir hier draußen machen.«
    »Und?«, drängte er.
    Sie lächelte: »Können Sie ein Geheimnis für sich behalten?«
    Er zuckte mit seinen buckligen Schultern, setzte sich auf ein Fass auf seiner Seite des Brettes und kicherte. »Wem sollte ich es denn schon verraten?«
    Liz nickte. »Wir
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