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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang
Autoren: Brian Lumley
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Er biss die Zähne zusammen, klopfte mit dem Finger gegen das an seinem Gesicht befestigte Mikrofon, um die Aufmerksamkeit des ersten Helikopters zu erregen, und versicherte dem Lokalisierer: »Oh, ich werde ihn schon nach unten kriegen. Sagen Sie mir nur, wo er hinzielen soll, das genügt ...«
    Von dem wenigen, das Trask, Goodly und der SAS-Major vom Inneren der Blasenkuppel aus sehen konnten, handelte es sich um ein kostspieliges, mehrstöckiges, mit Marmor, Chrom und gegerbtem Leder ausgestattetes Gebilde. Fünf marmorne Pfeiler umgaben den einzelnen Aufzugsschacht und stützten die hohe Decke. Der Aufzug öffnete sich an einer mittig gelegenen Vertiefung, von der aus konzentrische Stufen zum Wohn- oder Arbeitsbereich führten. Der Ort war von einer aus winzigen blauen Lampen bestehenden Lichtanlage erleuchtet, wenn auch nur schwach. Sie bildeten auf der pechschwarzen Kulisse der Decke eine sehr gute Miniatur-Nachbildung des nächtlichen Sternenhimmels. Trask fühlte sich von der bläulichen, düsteren, ruhigen Atmosphäre fast an eine Nacht auf Starside erinnert, was die Blase umso mehr wie eine Vampirfeste erscheinen ließ.
    Das war jedoch alles, was Trask und seine Kollegen über den Ort in Erfahrung bringen konnten; denn seit dem Moment ihrer Ankunft, als die Tür des Aufzugs sich zischend öffnete, standen sie unter Beschuss und wurden dadurch an Ort und Stelle festgehalten. Ihr Austritt aus der Aufzugskabine – der auf jeden Fall als schneller Einsatz geplant gewesen war – wurde von einer Gewehrsalve beschleunigt, die ertönte, sobald die Tür ganz geöffnet war und von einem Kugelhagel, dessen Querschläger von den marmornen Säulen, wo die drei Schutz gesucht hatten, abprallten. All das war Trask sehr merkwürdig vorgekommen.
    Er und die anderen gaben in dem engen Aufzug ideale Ziele ab, sodass er sich nicht vorstellen konnte, dass jemand sie da verfehlte ... besonders jemand, der darauf gewartet hatte, dass sie genau daraus hervortraten! Und doch war niemand getroffen worden, obwohl sie nun schon seit einigen nervenaufreibenden Minuten dazu gezwungen waren, ihre Köpfe einzuziehen, um den vereinzelten Schüssen aus dem Weg zu gehen.
    Und so spürte Trask tief in seiner Seele, (oder sein Talent machte ihn darauf aufmerksam), dass man mit ihm und seinen Kollegen spielte; oder dass sie gespielt, gefangen wurden, wie eine Vielzahl von Sardinen in einem einzigen Netz. Er wusste, dass er es nicht zulassen konnte, diese Pattsituation so enden zu lassen, wie es ihr Feind sich ausgedacht hatte.
    Als er nun auf die dunklen Gestalten des Sehers und des Majors sah, die sich jeweils hinter eine Säule an der Vertiefung bei den sich windenden Stufen duckten, fragte er sich, was als nächstes zu tun war.
    Und der Scharfschütze (falls jemand, der so unfähig war, solch einen Titel verdiente) schien nur ein Mann oder Vampir allein zu sein. All die Mündungsfeuer seiner Waffe kamen aus derselben Richtung auf einer höheren Ebene und es war kein anderes Geräusch und keine andere Bewegung irgendwo sonst zu hören. Trask spürte, wusste einfach, dass, wer auch immer dies war, nicht Malinari war.
    Aber dann wurde ihm bewusst, dass da doch noch ein anderer Laut gewesen war: gedämpfte, sich ständig wiederholende Musik, die von einem erleuchteten Fleck kam, einer uralten Jukebox, die im Halbdunkel auf einem Podest stand. Die Musik – ein trauriges Lied – wiederholte sich. Sie hatte eingesetzt, als sie ankamen, sich dann wiederholt, als sie festgenagelt wurden und wiederholte sich nun zum zweiten Mal, als Zugabe oder was auch immer.
    Aber eine Zugabe am Ende der Vorstellung? Ein Abschied? Eine Art Nachricht vielleicht? Zum ersten Mal hörte Trask nun genauer hin. Es war eine mäßig schnelle und doch blues-artige Ballade, gesungen von Ray Charles, ein Lied, das Trask in seiner Jugend sehr gut gefallen hatte:
    Sunshine, you may find my window but you won’t find me ...
    Es schien Trask jetzt, als verspotte die Kaffee, Sex und Zigaretten -Stimme nicht nur die Sonne, sondern auch Ben Trask selbst. Denn in der Tat konnte Sonnenschein die hohen, blinden Fenster von Malinaris Feste erreichen, aber er würde sicherlich nicht Malinari selbst finden! Und auch Trask würde ihn nicht finden. Das Lied war eine Nachricht; und noch mehr, es war das spöttische Gelächter eines Monsters! Es verspottete Trask, das E-Dezernat, das Militär, sie alle zusammen.
    Also nutzte er jetzt, von der gesteigerten Unruhe aufgrund dieser
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