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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle
Autoren: Dale Brown
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    Dann wurde ihr klar, daß er Elliott seine Jacke nicht nur gegeben hatte, um ihn vor dem Erfrieren zu bewahren; Luger wollte die Maschine verlassen.
    Und sie unternahm nichts, um ihn daran zu hindern.
    Luger streckte sich auf der linken Seite liegend an Deck aus, schob die Schutzkappe beiseite und betätigte den Hebel, der die Einstiegsluke entriegelte. Die Luke klappte nach unten auf. Er schwang seine Beine in die Öffnung hinein, blieb kurz auf dem Lukenrand sitzen, sah nach vorn zu den Arbeitsplätzen der beiden Navigatoren und wartete, bis er wieder zu Atem gekommen war.
    Die Russen wollen also, daß wir die Triebwerke abstellen? Kommt nicht in Frage! Wenn Ormack und McLanahan weiterkämpfen, mußt du auch deinen Teil beitragen. Verwundet an Bein und Auge angeschnallt dazusitzen und zu erfrieren, nutzt den anderen nichts. Aber vielleicht kannst du ihnen noch irgendwie helfen…
    Luger sah eine breite Blutspur, die sich vom Einstieg aus übers Unterdeck zog, und wußte, daß Ströme von Blut aus diesem schwarzen Ungetüm fließen würden, wenn er nicht schnellstens etwas unternahm.
    Besatzungen sprachen untereinander selten über die Angst, aber er wußte, daß die anderen ebensoviel Angst haben mußten wie er. Doch das war kein Grund, feige zurückzuweichen; Angst machte einem im Gegenteil erst recht Mut. Während Luger von unten eiskalte Windstöße spürte und das ohrenbetäubende Donnern der Triebwerke hörte, griff er unter seine Fliegerkombi und zog den Revolver Kaliber .38 heraus, mit dem er für Notlandungen bewaffnet war. Er zählte die Patronen: fünf in der Trommel, auf deren leerer Kammer der Hammer ruhte. Obwohl seine Waffe nur klein war, nahm sie ihm den letzten Rest Angst. Er ließ sich langsam vom Lukenrand gleiten, kam im festgetrampelten Schnee auf und schloß die Einstiegsluke über sich.
    Im Cockpit flammte die Warnleuchte LUKE NICHT GESCHLOSSEN UND VERRIEGELT auf – und erlosch wieder, bevor Ormack und McLanahan darauf reagieren konnten.
    »Was war das?« fragte Ormack.
    »Keine Ahnung… Dave, hast du die Luke geöffnet?« Als niemand antwortete, verlangte McLanahan nachdrücklich: »Luger! Meldung!«
    Keine Antwort, Der Navigator war noch nie bei geschlossener Luke und laufenden Triebwerken außerhalb einer B-52 gewesen. Es war ein unheimliches, fast überwältigendes Gefühl.
    Luger rief sich sekundenlang die Gesichter derer, die er in der Maschine zurückgelassen hatte, ins Gedächtnis. Nach einem Blick auf das bedrohlich wirkende gepanzerte Halbkettenfahrzeug, das schräg links vor dem Bomber zwischen zwei Hangars aufgefahren war, wußte er, was er zu tun hatte.
    Das Röhren der Triebwerke war ohrenbetäubend und schmerzhaft laut. Er blieb unter dem linken Flügel, achtete sorgfältig darauf, weder vor noch hinter eines der laufenden Triebwerke zu geraten, und bewegte sich mit dem schußbereiten Revolver in der Hand von der Megafortress weg auf den Schützenpanzerwagen zu, Luger war nur noch wenige Meter von der zerschossenen Flügelspitze der B-52 entfernt, als er versehentlich sein rechtes Bein belastete. Es gab sofort nach, und er rutschte auf dem großen schwarzen Ölfleck aus, den das beschädigte Triebwerk zwei im Schnee hinterlassen hatte. Der durch den Sturz ausgelöste Schock schien ihm neue Kräfte zu verleihen: Er näherte sich halb stolpernd, halb kriechend dem noch immer knapp neben der linken Flügelspitze geparkten Tankwagen, Dann hörte er das Pop-pop-pop! mehrerer Schüsse, die aus der Megafortress zu kommen schienen, drehte sich um und sah Ormack mit einer großkalibrigen Pistole – anscheinend General Elliotts großer .45er – aus dem Cockpitfenster schießen. Worauf der Oberstleutnant schoß, konnte Luger nicht erkennen, aber er vermutete, daß Ormack auf das Halbkettenfahrzeug zielte, Dessen schweres MG konnte das Cockpit der B-52 mit einem einzigen langen Feuerstoß in Stücke fetzen …
    Luger erreichte den Tankwagen, kroch um die Motorhaube herum zur Fahrertür und wollte gerade einsteigen, als er den MG-Schützen des Halbkettenfahrzeugs auf die Megafortress zielen sah.
    Er ließ sich nach vorn auf die Motorhaube fallen, zielte eilig und schoß mit seinem Revolver auf den MG-Schützen. Auch wenn die Schüsse schwächlich klangen, spürte er nach jedem Abdrücken eine Druckwelle im Gesicht und an den Augen. Er hielt die Waffe so ruhig, wie es seine vor Kälte starren Hände zuließen. Er wußte nicht, ob er richtig gezielt oder auch nur die Augen
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