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Nacht ueber den Highlands

Titel: Nacht ueber den Highlands
Autoren: Kinley MacGregor
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können. Wehmütig zeichnete er ihre schöne Schrift nach und wünschte, sie könnte jetzt bei ihm sein.
    Er war versucht gewesen, einen seiner Männer zu bitten, es ihm vorzulesen, hatte dann jedoch Abstand davon genommen. Es konnte ja etwas Persönliches sein. Sie hatte ihm ausrichten lassen, sie würde es ihm später vorlesen, also blieb ihm nichts anderes übrig, als den Zettel bis dahin wie einen Schatz zu hüten.
    Krank vor Sehnsucht schnupperte Stryder an ihrer Nachricht - tatsächlich stieg ihm ein Hauch von ihrem süßen Duft in die Nase. Sein Körper reagierte sofort und verhärtete sich. Unwillkürlich sah er sie in dem durchsichtigen Unterhemdchen vor sich.
    »Kleine Hexe«, flüsterte er, »gehst mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.«
    Aber sie war die Hexe, die er liebte. Und morgen Abend würde sie ihm gehören.
    Zumindest dachte er das.
    Der Morgen brach hell und sonnig an. Diesmal hatte Stryder gut geschlafen, und als er auf dem Turnierplatz eintraf, sah er Rowena und Alexander in den Rängen sitzen. Beide winkten ihm zu.
    Leichten Herzens hob er seine nächsten beiden Gegner aus dem Sattel, und das Ende des Tages erbrachte das von ihm erwartete Ergebnis: Nur noch er und Damien waren übrig.
    Alle hörten atemlos zu, als die Herolde das Ergebnis verkündeten. Es war fast vorbei.
    Schon bald wäre Rowena die seine und niemand könnte sie ihm mehr wegnehmen.
    Damien ritt auf ihn zu und zügelte sein Pferd. Die Häme, mit der er ihn ansah, war trotz seines Helms nicht zu übersehen. »Schau deine Dame ruhig noch ein letztes Mal an, Stryder, denn gleich wird sie mir gehören.«
    »Nein«, sagte Stryder aus tiefster Überzeugung. »Sie wird dir nie gehören.«
    Er musste unwillkürlich an seine Mutter denken, und in diesem Moment hatte er eine Erleuchtung.
    Rowena gehörte zu ihm, so wie er zu ihr gehörte, aber nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte.
    Sie hatte nicht nur sein Herz berührt, sondern auch seine Seele, und jetzt, wo er gegen seinen einstigen Kindheitsfreund, der nun sein Feind geworden war, antreten musste, erkannte er schließlich, warum Rowena sich für eine Preisgans hielt.
    So, wie er erkannte, dass Damien sie nur deshalb wollte, weil er, Stryder, sie liebte. Damien machte sich in Wahrheit nichts aus ihr.
    Aber für Stryder bedeutete sie alles.
    Rowena hatte Recht. Manche Schlachten ließen sich einfach nicht mit dem Schwert oder mit der Lanze schlagen. Nicht mit Pfeil und Bogen und auch nicht durch
    Belagerung. Nein, diese spezielle Dame ließ sich nur auf eine Weise erobern.
    Rowena hielt Alexander fest umschlungen, während dieser unbekümmert damit prahlte, wie sein Vater den anderen Ritter umhauen würde. Sein Vater war unbesiegbar, der größte Ritter aller Zeiten! »Das hat mein Onkel gesagt«, erklärte Alexander. »Und mein Onkel hat mich nie angelogen. Nie.«
    Sie drückte die kleine Quasselstrippe an sich und wartete ängstlich auf den Beginn des Kampfes.
    Damien und Stryder nahmen ihre Plätze auf den entgegengesetzten Seiten des Turnierplatzes ein. Damiens goldene Rüstung glänzte und funkelte in der Sonne. Stryder, der sich problemlos eine ebenso teure Ausstattung hätte leisten können, trug eine eher schlichte, dafür aber umso praktischere Rüstung über seiner Lederweste.
    Die Pferde stampften und scharrten unruhig mit den Hufen.
    Dann hob der Herold die Startflagge.
    Die beiden Ritter gaben ihren Reittieren die Sporen.
    Rowena hielt den Atem an. Gleich gäbe es wieder dieses hässliche Geräusch, dieses Aufeinanderprallen, das sie so sehr hasste.
    Doch diesmal blieb es aus.
    Stryder wich in letzter Sekunde aus, schwenkte seine Lanze beiseite und lenkte sein Pferd herum.
    Die Menge war fassungslos. Rowena ebenso.
    Stryder warf Raven seine Lanze zu, der ihn anstarrte, als hätte er den Verstand verloren.
    Vielleicht hatte er das ja auch. Warum sonst hätte er einfach aufgegeben?
    Der Herold rannte zu Stryder hin und sagte etwas, das Rowena nicht verstehen konnte, obwohl es in den Rängen mucksmäuschenstill war.
    War der Graf etwa verletzt?
    Oder sein Pferd?
    Stryder blickte kurz zu ihr herüber, dann wieder zum Herold und schüttelte den Kopf. Er drückte seinem Pferd die Fersen in die Weichen und ritt vom Platz.
    Der Herold rannte zur königlichen Tribüne, wo Heinrich und Eleanor saßen.
    Er holte tief Luft, dann rief er, so dass es laut über den ganzen Platz schallte: »Der Graf von Blackmoor verzichtet, Eure Majestäten. Sieger und Gewinner des Turniers ist
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