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Nacht ueber den Highlands

Titel: Nacht ueber den Highlands
Autoren: Kinley MacGregor
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Unfall?«
    »Aye, Majestät.« Rowena atmete tief aus. »Ich bin niedergetrampelt und in den Staub getreten worden. Ich werde nie mehr so sein wie früher.«
    Die Königin tätschelte ihre Hand. »Du hast bereits drei Barden versäumt.«
    »Waren sie denn gut?«
    »Nein. Kannst dich glücklich schätzen.«
    Doch nicht einmal Eleanors Humor konnte sie aufmuntern. »Wie viele haben sich denn angemeldet?«
    »Ach, nur ein Dutzend.«
    Rowena holte tief Luft und wartete die nächste Darbietung ab. Je länger sie zuhörte, desto mehr musste sie Stryder beipflichten. Das war wirklich ein großer Haufen Blödsinn. Wahre Liebe war ganz anders. Wahre Liebe erschöpfte sich nicht in einer Aufzählung von Körperteilen, in poetischen Ergüssen über Hälse und Schenkel.
    Sie wünschte nicht länger, dass sämtliche Ritter die
    Pest holen sollte. Nein, sie wünschte sie diesen Bubis an den Hals, diesen lächerlichen Männchen mit ihren Möchtegern-Liebesliedern voller übertriebener, unrealistischer Gefühle und künstlichem Liebesschmerz.
    Während sie sich ihr Gejaule anhörte, hätte sie am liebsten geschrien: »Was wisst ihr schon davon? Wenn euch wirklich das Herz gebrochen wäre, dann könntet ihr kaum mehr atmen, geschweige denn singen!«
    Aber sie miauten weiter, während die Blicke aller Anwesenden an ihr, Rowena, hingen.
    »Nur Mut, Kindchen«, sagte Eleanor. »Nur noch einer, dann kannst du dich in deine Gemächer zurückziehen.«
    Konnte sie wirklich? Erst einmal würde sie sich mit Damien treffen müssen, um die Hochzeitsformalitäten zu besprechen, dann wäre da abends noch das Bankett, das sie auch unbedingt besuchen musste, da sie schließlich die Königin der Herzen war.
    Im Vergleich dazu war es geradezu ein Vergnügen, sich noch einen von diesen Milchbubis anhören zu müssen.
    Sie blickte nicht einmal auf, als der nächste Kandidat vortrat. Erst der Klang einer wundervollen, wohlklingenden Baritonstimme ließ sie aufblicken.
    Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Es war Stryder mit der Laute seiner Mutter.
    Aber er sang kein Liebeslied.
    Es war mehr ein Limerick, eine Ballade über eine Frau, die sich für eine Gans hielt.
    Und einen Mann, der sie mit Haut und Haaren - oder besser Federn - verschlang.
    Der letzte Akkord war kaum verklungen, da brach die Menge auch schon in Gelächter und Applaus aus.
    Atmen, Mädel, atmen.
    Das war das Einzige, woran Rowena im Moment denken konnte. Selbst das versagte, als Stryder nun auf sie zutrat.
    Er glättete zärtlich ihr Haar und versuchte ihre ramponierte Federkrone ein wenig aufzurichten. »Mir scheint, mein Gänschen ist ein wenig zerrupft.«
    Rowena lachte und weinte zugleich.
    »Nun«, hob Heinrich an. »Wir hätten niemals gedacht, je einen solchen Tag zu erleben. Unser größter Streiter als einfacher Minnesänger.«
    Rowena lachte glücklich. »Aye, aber er ist in beidem unvergleichlich.«
    Heinrich schnaubte. »Eleanor?«
    »Ich finde, Lord Stryder war der Beste. Was sagen die anderen?«
    Die Frauen brachen in lauten Jubel aus, aus den Reihen der Männer dagegen kamen vereinzelt Buhrufe.
    Doch Stryder und Rowena nahmen nichts mehr um sich herum wahr. Selig schauten sie einander in die Augen.
    »Also dann, Lady Rowena«, sagte Heinrich. »Ihr könnt jetzt Euren Gatten selbst wählen. Wer soll es sein?«
    Damien erhob sich.
    Rowena hatte gar nicht gemerkt, dass er auch gekommen war.
    Er sagte nichts, rührte sich nicht.
    »An wen denkt Ihr?«, fragte die Königin. »Habt Ihr einen Bestimmten im Auge?«
    »Aye«, hauchte Rowena. »Es soll einer sein, der mir etwas Vorsingen kann, wann immer mir danach zumute ist. Ein starker, treuer, anständiger Mann, der alle gu-ten Eigenschaften eines Ritters besitzt. In einem Land wie diesem, wo Rücksichtslosigkeit, Verlogenheit und Gewinnsucht vorherrschen, wünsche ich mir einen Mann, einen Streiter, der bereit ist, für Schwächere einzutreten.«
    Ihr Blick richtete sich auf Stryder. »Für die >Lady of Love< gibt es nur einen Mann.«
    »Und der wäre?«
    »Den einzig wahren Ritter unter einem Haufen von Ochsen - Lord Stryder, Graf von Blackmoor.«
    Sie erwartete, dass Damien nun protestieren würde, doch zu ihrer Überraschung tat er es nicht. Er gab lediglich seinen Männern einen Wink und verließ stumm den Saal.
    »Was sagt Ihr dazu, Lord Stryder?«, fragte Heinrich. »Ihr habt das Turnier aufgegeben, obwohl Ihr bis dahin noch nie einen Kampf verloren hattet, nur um sie nicht heiraten zu müssen. Was sagt Ihr zu der
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