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Nacht im Kerker

Nacht im Kerker

Titel: Nacht im Kerker
Autoren: Ulf Blanck
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fast die Luft weg. »Was steht denn in Ihrer Macht? Sie hätten den Mann abschießen sollen. Der Schmuck war nicht mal versichert. Ich dachte, in Rocky Beach kann man sich auf die Polizei verlassen.« Zornig packte er Reynolds mit beiden Händen an der Jacke. »Hören Sie! Wenn der Schmuck nicht wieder auftaucht, dann bin ich pleite.«
    In diesem Moment rutschte dem verdutzten Kommissar etwas Goldglänzendes aus der Jackentasche und landete direkt auf dem Bauch von Mister Pendelton. Es war eine goldene Kette mit Brillanten besetzt.

    Für einige Sekunden war es totenstill.
    Der Juwelier war der Erste, der seine Sprache wiederfand. »Moment, was ist das denn? Ich fasse es nicht. Das ist mit Abstand mein wertvollstes Stück. Die Kette ist über zwanzigtausend Dollar wert. Wie kommt die in Ihre Jacke?«
    Kommissar Reynolds schüttelte den Kopf. »Ich, ich habe keine Ahnung. Ich kann nur schwören, dass ich die Kette nicht eingesteckt habe.«
    Die beiden waren jetzt umringt von Schaulustigen.Den Juwelier schienen die Worte des Kommissars nicht zu überzeugen, und er erhob sich langsam von der Bahre. »Sie meinen also, die Kette ist von Geisterhand in Ihre Jackentasche geraten? Machen Sie sich doch nicht lächerlich! Sie waren der Einzige, der vor meinem offenen Safe stand. Sie konnten der Verlockung nicht widerstehen. Der Räuber muss die Kette vergessen haben, und Sie haben die Situation ausgenutzt. Das Ganze wäre ja nicht aufgeflogen, denn man hätte alles den Gangstern in die Schuhe geschoben. Da passt doch alles zusammen: Sie wollten sich kurz vor der Pensionierung noch einmal kräftig was in die Tasche stecken. Nun geben Sie es doch wenigstens zu!«
    Der Kommissar war jetzt leichenblass. »Nein, nein! Wieso glauben Sie mir nicht? Sie können sich sicher sein, dass ich unschuldig bin. Ich habe diese Kette niemals in meinem Leben angefasst. Sie werden nicht einen Fingerabdruck darauf finden.« Nun mischte sich Marvin Thompson ein und legte beruhigend dem Kommissar die Hand auf die Schulter. »Samuel, sag lieber nichts mehr, du machst alles nur noch schlimmer.Vergiss das mit den Fingerabdrücken. Sieh dich doch an.« Jetzt erst bemerkte der Kommissar, dass er immer noch seine Lederhandschuhe trug.
    Mister Pendelton klopfte sich den Staub ab. »Aus der Geschichte können Sie sich nicht herausreden. Die Beweislage ist erdrückend. Um uns herum stehen haufenweise Menschen, die das vor Gericht bezeugen können. So leid es mir tut, und auch wenn Sie womöglich mein Leben gerettet haben: Ich werde Anzeige erstatten. Recht muss Recht bleiben.« Anschließend verschwand er mit zwei weiteren Beamten in der Polizeiwache.
    Dem Kommissar zitterten die Hände. »Das ist doch alles ein böser Traum. Das darf doch nicht wahr sein. Ich bin absolut unschuldig.« Thompsons Griff an seiner Schulter wurde jetzt etwas energischer. »Davon bin ich überzeugt, Samuel. Aber leider bin ich gezwungen, die Sache lückenlos aufzuklären. Ich rate dir, einen Rechtsanwalt einzuschalten.«
    »Ja, das werde ich sofort machen. Ich muss dringend nach Hause und telefonieren.« Doch MarvinThompson schüttelte den Kopf. »Samuel, du weißt, dass ich das nicht zulassen kann. Du kennst doch die Gesetze. Wenn du es nicht wärst, dann würde ich sagen, wir haben jemanden auf frischer Tat geschnappt. Es tut mir wirklich leid. Ich bin gezwungen, dich vorläufig festzunehmen. Alles andere wird der Staatsanwalt entscheiden müssen.«
    Bob platzte fast vor Wut. »Moment! Sie können doch nicht Kommissar Reynolds verhaften! Jeder in Rocky Beach weiß, dass er nicht einmal einen Apfel stehlen würde. Wissen Sie eigentlich, was er alles für die Stadt getan hat?«
    »Ich weiß. Auch wenn ich erst vor fünf Monaten meinen Dienst hier angetreten habe. Ich halte Kommissar Reynolds für unschuldig, bis man ihm das Gegenteil beweisen kann. So wie es das Gesetz vorschreibt. Glaubt mir, für mich ist es auch ein schrecklicher Vorgang.« Der Kommissar holte tief Luft. »Lass gut sein, Bob. Ich würde an Marvins Stelle genauso handeln. So wie es momentan aussieht, hat er keine andere Wahl. Normalerweise müsste er mir sogar Handschellen anlegen. Aber keine Angst, die Sache wird sich schnell aufklären lassen.« Dann verschwand er mit Marvin Thompson auf dem Polizeirevier.
    Peter blickte ihm mit offenem Mund hinterher. »Ich glaube es nicht. Der steckt unseren Kommissar tatsächlich in den Knast.«

Löffelbotschaft
    So schnell, wie sich der Platz gefüllt hatte, leerte er
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