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Nacht im Kerker

Nacht im Kerker

Titel: Nacht im Kerker
Autoren: Ulf Blanck
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sich auch. Die Feuerwehr hatte die Lage mittlerweile unter Kontrolle und rollte die vielen Schläuche wieder ein. Zum Glück hatte die Explosion keinen größeren Brand entfachen können. Mehrere Beamte von der Spurensicherung verschwanden in dem Gebäude des Juweliers und begannen mit ihrer Arbeit. Sie trugen weiße Overalls und waren sehr schweigsam. Schließlich wurden auch Justus, Peter und Bob aufgefordert, den Platz zu verlassen.
    Die drei ??? beschlossen, wieder zurück zur Kaffeekanne zu fahren. In ihrem Geheimversteck war es immer noch drückend heiß, und Peter öffnete eine warme Flasche Cola. »Irgendwie denke ich, jemand müsste mich gleich kneifen und der Albtraum ist zu Ende.« Justus nahm ihm die Flasche ab. »Tja, leider ist das kein Traum. Wir standen direkt daneben. Im schlimmsten Fall müssen wir sogar als Zeugen vor Gericht aussagen.« Jetzt schnappte sich Bob die Flasche. »Bist duirre, Just? Reynolds kommt doch nicht vor Gericht! Er hat selbst gesagt, dass sich die Sache schnell aufklären wird.« Justus kniff die Augen zusammen. »Das würde ich mir auch wünschen. Aber ich bin mir da nicht so ganz sicher. Fakt ist, Reynolds hat die Kette in seiner Jacke gehabt.« Peter trank nun den Rest aus der Flasche. »Na und? Jeder in der Stadt kennt den Kommissar. Der hat sogar einige Orden bekommen.«
    »Dem Richter werden die Orden egal sein. Für den sieht die Sache ganz einfach aus: Reynolds stand vor dem aufgesprengten Safe. Mister Pendelton lag bewusstlos am Boden und hat nichts mitbekommen. Dann findet der Kommissar die Kette. Vielleicht hat sie der Räuber bei der Flucht verloren. Reynolds denkt schnell nach: Keine Zeugen, kein Verdacht, und dem Räuber wird man sowieso nie glauben. Der Kommissar steht kurz vor der Pensionierung und will sich noch ein bisschen Geld für die Rente sichern. Dann schnappt er zu. Um Fingerabdrücke braucht er sich auch nicht zu kümmern, denn er trägt ja zum Glück Handschuhe. Dem Richter bleibt gar keine andere Wahl, als ihn zuverurteilen.« Peter warf wütend die leere Flasche in eine Ecke. »Du glaubst also, dass Reynolds ein Dieb ist?«
    »Nein, natürlich nicht, Peter. Ich habe nur versucht, zu denken wie ein Richter. Und da sieht es für den Kommissar nicht gut aus.« Bob musste vor Aufregung rülpsen. »Nichts da! So einfach geht das nicht. Wir müssen dem Kommissar irgendwie helfen. Ich finde, wir sollten Reynolds besuchen und fragen, was wir für ihn tun können.«
    »Wir sollen zu ihm in den Knast?«, fragte Peter erschrocken. Bob nickte. »Na klar. Gefangene darf man doch besuchen, oder?«
    Zwanzig Minuten später betraten sie die Polizeiwache von Rocky Beach. Hinter dem Empfangstresen herrschte hektisches Treiben. Zwei Männer von der Spurensicherung unterhielten sich mit Marvin Thompson. Auch der Juwelier saß an einem Tisch und gab bei einem weiteren Beamten seine Aussagen zu Protokoll. Schwerfällig hackte der Polizist Buchstaben für Buchstaben in eine alte Schreibmaschine. Thompsonerkannte die drei. »Hallo, Jungs! Gut, dass ihr da seid. Ich brauche in den nächsten Tagen auch eure Aussage schriftlich. Solange der Kommissar unter Verdacht steht, habe ich leider die schwere Aufgabe, ihn zu vertreten.«
    Bob ging auf den Tresen zu. »Wir möchten zum Kommissar. Vielleicht braucht er unsere Hilfe.« Doch Thompson schüttelte den Kopf. »Ich muss euch schon wieder enttäuschen. Das Gesetz schreibt vor, dass Reynolds im Moment nur von einem Anwalt besucht werden darf. Da kann auch ich nichts dran ändern. Tut mir wirklich leid.« Dann wandte sich Marvin Thompson wieder den Beamten der Spurensicherung zu.

    Mister Pendelton, der Juwelier, hatte das Gespräch mitbekommen. »Jungs, ich finde das ja ehrenhaft von euch, aber ihr müsst euch langsam mit den Tatsachen abfinden! Geld und Gold machen die ehrlichsten Menschen schwach. Ich weiß nicht, ob nicht sogar ich selbst zugeschnappt hätte. Die Situation war wahrscheinlich einfach zu verlockend. Auch ein Kommissar ist kein Engel.«
    Schweigend und enttäuscht verließen die drei ??? das Polizeirevier.
    »Und was machen wir jetzt?«, begann Peter schließlich. Justus zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. In diesem Fall stecken eindeutig zu viele Fragezeichen.« Ziellos liefen sie die nächste Zeit in der Stadt umher. Die Möwen hatten wie gewohnt wieder auf den Dächern Platz genommen, und es schien, als wäre nichts geschehen. Als sie durch die Bakerstreet gingen, zeigte Bob auf ein zweistöckiges
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