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Nacht der Vampire

Nacht der Vampire

Titel: Nacht der Vampire
Autoren: Raymond Giles
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fehlt nichts, Duffy, wirklich.«
    »Weißt du was? Ich fahre dich ins Hotel. Bestimmt ist ein Zimmer frei. Dann komme ich zurück und packe rasch die Sachen für ein bis zwei Tage in einen Koffer —«
    »Nein, Duffy, nein!«
    Er hob sie einfach auf und trug sie zur Couch. »Am besten, ich schaffe dich von hier fort. Daß wir hier weder Strom noch Telefon haben, ist mir nicht geheuer, und dein Benehmen gefällt mir auch nicht —«
    »Aber mir fehlt wirklich nichts, Ehrenwort!«
    Er bettete sie auf die Couch. »Darüber unterhalten wir uns, sobald ich nach dem Wagen gesehen habe.«
    »Geh nicht weg, Duffy!«
    Aber er stand bereits am Hinterausgang. »Ich gehe ja nicht«, versprach er. »Ich will bloß nachsehen, ob mit dem Wagen alles in Ordnung ist. Sei ganz ruhig. Ich bin gleich wieder da. Und mach nur auf, wenn du meine Stimme hörst.«
    Sie rief nach ihm, aber bevor sie einen weiteren Einwand erheben konnte, war er bereits verschwunden. Die Tür schnappte hinter ihm ein. Sie mußte sich beherrschen, um nicht loszuweinen. Noch ein paar Sekunden, und sie hätte sich auf Duffy gestürzt, ihn umklammert und ihn zurückgehalten. Jetzt aber blieb ihr nichts anderes übrig als zu warten.
    Sie wartete.
    Der Geruch vom Dach wurde übermächtig. Es stank so penetrant nach Verwesung, daß ihr übel wurde. Gleichzeitig erweckte dieser Gestank in ihr animalische Furcht und Wut.
    Dann hörte sie etwas auf dem Dach. Es war ein scharrendes, kratzendes Geräusch, als kröche etwas ganz langsam über die Schindeln. Der Geruch veränderte sich leicht. Roxanne hätte schwören können, daß sie jemanden — oder etwas — auf dem Dach keuchen hörte.
    Sie sprang von der Couch auf und warf sich gegen den Hinterausgang. Mit beiden Fäusten hämmerte sie gegen die Tür und brüllte:  »Duffy! Duffy, Duffy, Duffy, Duffy!«
    Duffy antwortete nicht.
    Er hörte eine Frau weinen. Roxanne? Nein. Trotzdem kamen ihm die Geräusche bekannt vor . . .
    Mit fest zusammengepreßten Augen versuchte er, sich zu orientieren. Er schien auf der bloßen Erde zu liegen. Seine Arme waren hinter seinem Rücken gefesselt. Er hatte das Gefühl, auch an den Füßen gefesselt zu sein oder zumindest einen Klotz daran zu tragen.
    »Duff — alles in Ordnung?«
    Das war Wards Stimme. Sie klang zittrig und war kaum mehr als ein Flüstern. Vielleicht war die weinende Frau also Jeanne.
    Allmählich kehrte seine Erinnerung wieder. Er hatte Roxanne gesagt, daß er den Wagen überprüfen wolle, obwohl es daran natürlich gar nichts zu überprüfen gab. Er hatte es nur nicht länger ausgehalten, wie ein Gefangener im Haus eingesperrt zu sein; hatte die irrsinnige Angst seiner Frau satt gehabt. Und war plötzlich felsenfest davon überzeugt gewesen, daß jemand vor dem Haus lauerte.
    Damit hatte er recht gehabt.
    Er hatte seiner aufgestauten Empörung Luft machen und notfalls jemanden verprügeln wollen. Statt dessen war er gepackt worden, und jemand hatte ihm einen Ätherbausch aufs Gesicht gepreßt. Lang konnte das nicht gedauert haben. Er erinnerte sich daran, zumindest zweimal aus der Bewußtlosigkeit erwacht zu sein. Allerdings hatte er den süßlichen Äthergeruch noch jetzt in der Nase.
    »Duff?« wiederholte Ward leise.
    »Ja«, sagte Duffy.
    »O Gott. . . mach die Augen nicht auf!« Aber natürlich mußte er die Augen öffnen. Schon drang ferner Lichtschimmer an seine Lider, und er mußte wissen, was das war. Langsam schlug er die Augen auf und wandte den Kopf in die Richtung von Wards Stimme. Das zuckende Licht stammte offenbar von einem wenige Meter entfernten Feuer und beleuchtete Wards Gesicht. Ward hielt die Augen geschlossen. Duffy drehte den Kopf und sah, daß Jeanne neben ihm lag. Sie hatte das Gesicht auf den Boden gepreßt.
    Er vernahm ein atemloses, keuchendes, kaum menschlich zu nennendes Kichern.
    Es kam von oben. Er blickte auf.
    Zuerst begriff er nicht, was er sah. Das Licht war schwach und flackerte stark. Das Ding war so unglaublich, daß sein Begriffsvermögen versagte. Seiner Meinung nach hing es wie ein Armvoll dunkler, schmutziger alter Lumpen vom unteren Ast eines Baumes herab.
    Dann bemerkte er, daß es ihn anstarrte.
    Und schließlich begriff er, daß diese Schauergestalt eine riesige Fledermaus war, die mit dem Kopf nach unten von einem Baum hing. In den blinzelnden Schweinsäuglein des Geschöpfs spiegelte sich der rote Feuerschein. Aus dem hängenden Maul troff der Speichel.
    Kaum erfaßte er das Geschöpf in seiner ganzen
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