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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall
Autoren: Felicitas Mayall
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Ihr Leben zu ruinieren!»
    Laura wartete mit angehaltenem Atem auf Susannes Antwort. Doch Susanne lag mit geschlossenen Augen da, schien ihre Worte nicht gehört zu haben. In diesem Augenblick begann Guerrini zu sprechen.
    «Signorina Carolin war sehr schön», sagte er leise. «Ich habe sie gesehen. Selbst im Tod war sie wunderschön. Sie hatte einen perfekten Körper. Es muss schwer für Sie gewesen sein, eine so starke junge Rivalin zu erleben.»
    Susanne stützte sich langsam auf einen Ellbogen und starrte Guerrini an.
    «Waren Sie auch geil auf Carolin? Auf eine Tote?» Ihr Italienisch war hart. Wieder lachte sie keuchend. «Euch Kerlen ist wirklich alles zuzutrauen, was? Carolin war eine Hure. Sie hätte es vermutlich auch mit dem Pfarrer getrieben, wenn der sich getraut hätte! Sie bildete sich ein, die Männer im Griff zu haben. Aber das war ein Irrtum. Ich habe ihr die Augen geöffnet: über Berger und Rosa, über Berger und mich und all die andern Weiber!»
    Danke, dachte Laura, danke, Angelo!
    «Wann haben Sie das gemacht, Susanne?»
    «Bei einem gemeinsamen Spaziergang am Abend. Ich wollte ihr helfen, diesem dummen Ding!»
    «War das zufällig der Abend, an dem Carolin ums Leben kam?»
    «Ich weiß es nicht!»
    «Hören Sie jetzt genau zu, Susanne! Ich habe dieses Theater satt. Sie sind eine intelligente Frau. Sie wissen ganz genau, wann Sie mit Carolin gesprochen haben. Und wir wissen, dass Sie am Tatort waren.»
    Susanne begann plötzlich zu zittern. Ihre Zähne klapperten.
    «Lassen Sie mich in Ruhe», flüsterte sie. «Ich bin krank! Ich wurde überfallen, und Sie behandeln mich wie eine Verbrecherin. Was für Menschen sind Sie eigentlich, Sie und Ihr feiner Commissario?»
    «Wir sind Polizeibeamte, und wir versuchen zwei Morde aufzuklären. Ich sage Ihnen jetzt, was zwischen Ihnen und Carolin Wolf vorgefallen ist! Sie folgten Carolin zum Bach. Sie kannten die Stelle, an der sie sich mit Berger traf. Sie hatten die beiden beobachtet. Nicht nur einmal. Hatten vielleicht daran gedacht, beide umzubringen. Es wäre ja leicht gewesen. Menschen beim Sex kann man leicht überraschen. Sie achten nicht auf ihre Umgebung. Vielleicht hatten sie schon einen kräftigen Stein in die Hand genommen, sich vorgestellt, wie es wäre, ihn auf die Schädel der beiden zu schlagen. Aber es blieb bei der Vorstellung. Bis Sie Carolin an jenem Abend allein trafen.»
    «Nein!» Susanne zitterte nicht mehr. «Carolin war schon tot, als ich am Bach ankam. Dieser Verrückte muss vor mir da gewesen sein.»
    «Und warum haben Sie das der Polizei nicht gesagt?»
    «Weil … weil ich Angst hatte. Weil ich der Polizei nicht traue!»
    «Dummes Zeug!», sagte Laura. «Sie haben doch eben behauptet, dass Sie Carolin die Augen über Berger geöffnet haben. Wenn sie schon tot war, dann konnten Sie das ja schlecht tun!»
    Susanne setzte sich auf, strich mit der rechten Hand über die blaue Decke, als streichelte sie ein Tier. Plötzlich veränderte sich der Ausdruck ihres Gesichts. Sie lächelte hilflos, wandte sich an Guerrini, und Tränen traten in ihre Augen.
    «Es war ein Unfall», flüsterte sie. «Commissario, Sie müssen mir glauben. Ich wollte dieses Mädchen nicht töten. Hören Sie nicht auf diese deutsche Polizistin. Sie versteht nichts, gar nichts. Ich habe mit Carolin gesprochen, sie vor Berger gewarnt. Junge Frauen muss man vor solchen Männern schützen, Commissario.»
    Guerrini nickte. Susanne lächelte unter Tränen.
    «Aber sie hat es nicht verstanden, Commissario. Sie hat gelacht, und als ich es noch genauer erklären wollte, da wurde sie wütend. Sie hat mich geschlagen, Commissario. Sie hat mich als eifersüchtige alte Hexe beschimpft.» Wieder lächelte Susanne, suchte in Guerrinis Gesicht nach Bestätigung.
    Sie ist verrückt, dachte Laura. Entweder ist sie verrückt, oder sie versucht mit einem wahnsinnigen Theater ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
    «Und dann, Signora, was geschah dann?», fragte Guerrini mit sanfter, verständnisvoller Stimme.
    Susanne atmete tief ein.
    «Ich wehrte mich. Carolin war stärker als ich, müssen Sie wissen. Stärker und jünger. Ich stieß sie zurück … und sie stolperte, stürzte und blieb liegen. Ich habe es lange Zeit nicht begriffen, dachte, dass sie mich erschrecken wollte. Aber sie rührte sich nicht. Sie muss mit dem Kopf auf einen Stein geschlagen sein. Ich geriet in Panik, als ich sah, dass sie tot war. Das verstehen Sie doch, Commissario. Was sollte ich denn tun? Ich
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