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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall
Autoren: Felicitas Mayall
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ein bisschen zusammenzuckte.
    «Hören Sie auf!» Susanne schrie. «Hören Sie auf, nehmen Sie Ihren Papagallo und verlassen Sie mein Zimmer! Was fällt Ihnen ein?!»
    Laura atmete behutsam ein, nahm alle Kraft zusammen.
    «Sie spionieren ihm nach und finden heraus, dass er viele Geliebte hat. Frauen wie Sie, aber auch ganz andere, jüngere. Sie stellen ihn zur Rede. Er lügt, erfindet alle Arten von Ausreden. Sie rasen vor Eifersucht, alte Wunden brechen auf. Sie werfen ihn raus. Er kommt zurück. Sie wollen ihn nicht verlieren. Er fängt eine Therapie an. Sie glauben, dass er sich ändern will. Und dann erzählt er Ihnen, dass er ein Selbsterfahrungsseminar mitmachen will.»
    «Nein! Hören Sie auf! Sie sind noch verrückter als alle andern hier! Hören Sie auf!» Susanne packte ein Kissen und schleuderte es so blitzschnell auf Laura, dass diese nicht ausweichen konnte. Das Kissen traf Lauras Gesicht mit solcher Wucht, dass sie auf dem rechten Auge dunkle Punkte sah. Vorsichtig strich sie mit zwei Fingern über ihr Augenlid. Guerrini hob das Kissen auf.
    «Signora», sagte er. «Wenn Sie eine Polizeibeamtin verletzen, können Sie große Schwierigkeiten bekommen!»
    «Ach, lassen Sie mich in Ruhe!» Susanne rollte sich zusammen.
    «Warum haben Sie an diesem Seminar teilgenommen?», fragte Laura, die noch immer dunkle Punkte sah.
    «Ich habe jedes Recht der Welt, an diesem Seminar teilzunehmen, oder? Sie hätten sich auch anmelden können!»
    «Natürlich», antwortete Laura sanft. «Aber es ist doch ungewöhnlich, dass Sie sich für ein Seminar anmelden, an dem Ihr Exliebhaber teilnimmt. Ich glaube nicht, dass ich so etwas tun würde, außer …»
    «Was außer!» Susanne wälzte sich auf den Rücken.
    «Außer ich hätte bestimmte Pläne … zum Beispiel meinem Ex zu zeigen, was für ein mieser Typ er ist. Oder ihn vor allen anderen lächerlich zu machen oder … mich an ihm zu rächen.»
    Susanne lag mit geschlossenen Augen da, sehr blass, schwer atmend. Trotzdem zuckte ein spöttischer Ausdruck um ihren Mund.
    «Ich musste mich gar nicht bemühen, ihn lächerlich zu machen. Das hat er ganz allein geschafft. Glauben Sie, dass die andern nicht gemerkt haben, was hier lief? Alle haben diese Geschichte mit Carolin mitgekriegt, und dann hat er noch mit dieser Rosa rumgemacht, so getan, als würde er ihre hysterischen Anfälle ernst nehmen.» Sie lachte leise. «Niemand konnte ihn leiden, nicht mal Katharina. Sie hat ihn aus der Gruppe ausgeschlossen. Das hat ihn tief getroffen, wo er doch von allen geliebt werden wollte. Sie hat ihn einen Psychopathen genannt … ich selbst habe nicht viel übrig für Katharina und ihren esoterischen Hokuspokus, aber in diesem Augenblick habe ich sie bewundert. Er hat bekommen, was er verdiente!»
    «Reichte das nicht?» Lauras Muskeln spannten sich an. Susanne warf ihr einen kurzen Blick zu, unruhig, abschätzend.
    «Ich weiß genau, welche Antwort Sie jetzt erwarten, Frau Kommissarin! Sie erwarten, dass ich sage: Nein, es reichte nicht! Sie erwarten, dass ich zusammenbreche und sage: Ich habe ihn umgebracht!» Höhnisch verzog sie das Gesicht. «Aber ich sage es nicht!, Kommissarin Laura!»
    Laura reagierte nicht. Sie blieb still sitzen und horchte in sich hinein. Sie schaute Guerrini an, durch ihn hindurch, dachte an Ronald. Hatte er sie so verletzt, dass sie ihn hätte umbringen können? Beinahe – eher virtuell. Laura hatte sich vorgestellt, dass er einen Unfall haben könnte. Ein Lastwagen, ein Frontalzusammenstoß. Wann war das gewesen? In einem Augenblick des Hasses, der Ausweglosigkeit. Als er ihrem Leben im Weg stand, ihr und den Kindern. Wo war Susannes Schwachstelle?
    «Sie wurden ebenfalls von der Gruppe ausgeschlossen, Susanne», sagte Laura langsam.
    «Woher wissen Sie das?» Susannes Stimme klang scharf.
    «Ich habe mich umgehört.»
    «Katharina ist Therapeutin. Sie darf nicht über ihre Klienten sprechen!»
    «Sie darf. Unter bestimmten Umständen darf sie. Ich versuche mir gerade vorzustellen, was dieser Ausschluss für Sie bedeutet hat, Susanne. Berger ging Ihnen während dieses Seminars aus dem Weg. Sie selbst isolierten sich von der Gruppe, gehörten aber doch irgendwie dazu. Es war wichtig für Sie, zur Gruppe zu gehören. Sonst hatten Sie ja niemanden. War es nicht so? Und dann werden Sie ausgeschlossen. Wieder konnten Sie Berger die Schuld zuschieben. Seine Schuld war es ja auch, dass Carolin Wolf sterben musste. Nur seine, nicht wahr? Berger war dabei,
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