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Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen

Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen

Titel: Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen
Autoren: Jennifer Armintrout
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„Ichhabe den Schlüssel, und Sie können ja Dolores fragen. Sie macht die Frühschicht am Empfang und glaubt, ich sei die Putzfrau.“
    Ich zog eine Augenbraue hoch. „Okay, Putzfrau. Wie heißt du?“
    „Bill. William. Bill.“ Er langte mit einem Arm hinter sich, was ich gleichzeitig auf der Suche nach der Waffe tat. Er lächelte. „Keine Sorge. Ich suche nur nach meiner Brieftasche.“
    „Ich brauche deinen Personalausweis nicht, Bill.“ Das Verhör gestaltete sich schwieriger, als ich gedacht hatte. Ich wünschte, Nathan könnte diesen Job für mich übernehmen. Im Film sieht es immer so aus, als würden die Fragen einer bestimmten Logik zufolge nahtlos ineinander übergehen. Ich dachte an tausend verschiedene Dinge, wahrscheinlich ergaben meine Fragen nicht den geringsten Sinn. „Also, wenn du so ein guter Kumpel von Max bist, warum hast du dann eine Waffe dabei, wenn du herkommst?“
    Bill zuckte mit den Schultern. „Ich trage immer eine Pistole bei mir.“
    „Warum?“ Ganz eindeutig hatte ich ein Problem mit Leuten, die verdeckt Waffen mit sich herumtrugen. Es hatte schon seine Gründe, warum ich kein eingetragenes Mitglied der National Rifle Association, dem Verband der Schusswaffenbesitzer, war.
    Er schnaufte, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank. „Warum nicht?“
    Ich wollte mich nicht in eine Diskussion über Waffenbesitz mit jemandem verzetteln, der soeben von seinem zweiten Bürgerrecht in Max’ Küche Gebrauch gemacht hatte. Ich starrte ihn an, verschränkte meine Arme und wartete.
    „Na, erstmal ist es so etwas wie eine Faustfeuerwaffe für mich, ich war zwölf Jahre lang bei den Marines als Soldat.
    Ich habe mich nie daran gewöhnen können, keine Waffe bei mir zu tragen. Außerdem brauche ich sie in dem Beruf, in dem ich arbeite. Max ist nicht mein einziger Kunde. Aber das ist jetzt das erste Mal, dass sich hier Vampire aufhalten, von denen er mir nichts erzählt hat. Normalerweise warnt er mich vor, wenn er Blutsauger zu Besuch erwartet. Deswegen habe ich Sie angegriffen, denn soweit ich weiß, haben Sie kein Recht, hier zu sein.“
    „Nun. Da liegst du falsch. Max hat uns angeboten, hier zu wohnen. Aber trotzdem … eine Pistole? Warum kein Pflock?“ Mir fiel auf, dass er immer noch in derselben Ecke stand. In der Krimskrams-Schublade in der Küchenzeile befand sich ein kleines Paket mit Verbandsmaterialien. Bei Nathans Wunden half das kein bisschen. Ich holte die Verbände heraus. „Setz dich, ich kümmere mich um deine Hand.“
    „Danke. Das ist nett.“ Er schob sich auf einen der Barhocker und betrachtete reumütig die Töpfe und Pfannen, die wild auf dem Boden verteilt lagen. „Ihr Freund ist ein ganz ordentlicher Kämpfer.“
    „Er ist mein Schöpfer.“ Ich zog es vor, nicht näher auf die verkorkste Beziehung einzugehen, die zwischen mir und Nathan bestand. Vielleicht hätte der Kerl uns im Schlaf aus dem Hinterhalt angegriffen, aber diese Strafe hatte er dennoch nicht verdient.
    Ich öffnete den Verbandskasten und nahm seine Hand. Unter der geplatzten Haut waren seine Knöchel angeschwollen. Bei dem Gedanken, dass ich dafür verantwortlich war, wurde mir ein wenig übel. Allerdings ging es Nathan wesentlich schlechter. Als ich zu ihm herübersah, winkte er mir schwach von seinem Platz auf dem Fußboden zu. Er war grau im Gesicht, und das Handtuch hatte er fallen lassen. Die Blutungen hatten aufgehört. Ich wandtemich wieder an Bill. „Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.“
    „Ich trage keinen Pflock bei mir, weil mir das keine Sicherheit bietet. Mit einer Pistole kann ich schießen und jemanden zu Fall bringen, jedenfalls so lange, bis ich in Sicherheit bin. Mit einem Pflock muss man ins Herz treffen. Ich bin schließlich kein Arzt. Woher soll ich denn wissen, wo sich das Herz bei Leuten befindet.“ Er kniff die Augen zusammen, als ich mit einem Desinfektionsmittel seine Hände reinigte. „Wirklich. Ich meine, wissen Sie etwa, wo das menschliche Herz – Verzeihung, das Herz von einem Vampir – liegt?“
    „Ja. Aber ich bin auch Ärztin.“ Ich betupfte einen wirklich besonders tiefen Schnitt und fischte etwas Gaze aus dem Karton. „Also, du beschäftigst dich mit Vampiren, denen du misstraust, und hast das Gefühl, du müsstest dich bewaffnen. Hört sich so an, als solltest du mal über einen Berufswechsel nachdenken.“
    Er lachte in sich hinein, es klang ein wenig bitter. „Das hier wird besser bezahlt als alles andere, was ich machen könnte.
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