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Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen

Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen

Titel: Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen
Autoren: Jennifer Armintrout
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Schienbeinhöhe in die Wände eingelassen waren. Als Max’ Schöpfer, Marcus, die Inneneinrichtung des Hauses plante, hatte er offensichtlich schon das Stolpern bei Tageslicht berücksichtigt. Nur schade, dass er die bodennahe Rundum-Beleuchtung nicht auch im Rest der Wohnung hatte installieren lassen. Im Dunkeln sahen wir einen Schatten vom Fuß der Treppe schnell in den dritten Stock zur Küchentür hinüberhuschen.
    Na, da hätten wir ja schon mal einen, stellte Nathan ernst fest. Du bleibst hier.
    Ich presste ihm den Pflock in die Hand und sah zu, wie er hinüberging. Ich fragte mich, wie lange ich wohl warten sollte, bis ich ihm folgen konnte. Gut genug kannte er mich, um zu wissen, dass ich mich seinem Befehl widersetzen würde. Aber wenn ich lange genug warten würde, wäre er mit dem Eindringling so beschäftigt, dass er mich nicht aufhalten konnte.
    Die Küchentür öffnete sich und Licht schien auf den Flur. Noch nie hatte ich davon gehört, dass Einbrecher Licht einschalten. Jedenfalls machten sie das nicht im Kino. Auf der anderen Seite brachen Diebe auch nicht tagsüber ein. Es sei denn, der Einbrecher wusste, mit wem oder was er es zu tun hatte.
    Wie haben sie uns so schnell gefunden?, rief ich unhörbar Nathan zu, während ich ihm zusah, wie er hinter der Tür verschwand. Sie fiel hinter ihm ins Schloss, sodass ich allein war und mich wieder an die Dunkelheit gewöhnen musste. Das ist ungerecht. Wir haben doch gar keine Zeit gehabt.
    Und ebenso schnell spielte es keine Rolle mehr, was gerecht war oder was nicht. Es rief jemand, Nathan war es nicht, und das Geräusch von aufeinanderschlagendem Metall erklang. Ein Grunzen, ein dumpfer Schlag, etwas prallte gegen die Wand. Ich rannte die Treppe hinauf, während mir das Herz bis zum Hals schlug. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich exakt dieselbe Situation schon häufiger erlebt.
    Ich stieß die Tür auf. Nathans Holzpflock lag auf den makellos sauberen weißen Fliesen. Das Regal mit den Töpfen, das sich über der Herdzeile inmitten des Raumes befand, war so gut wie leer, die meisten Pfannen und Töpfe lagen auf dem Boden verstreut. Die Arbeitsfläche war komplett leergefegt, als habe man einen Körper darüber hinweggezogen. So wie es aussah, war es Nathans Körper gewesen. Sein Angreifer hatte ihn auf den Rücken geworfen. Es war für einen Menschen keine leichte Angelegenheit, einen Vampir umzulegen, und es handelte sich eindeutig um einen Menschen. Ich konnte sein Blut und seine Angst riechen. Der Mann lag auf Nathans Brustkorb, seine Rückenmuskeln zeichneten sich unter seinem schwarzen T-Shirt ab. Dem dunklen V aus Schweiß auf dem Stoff nach zu urteilen, müsste er bald müde werden. Da er eine Pistole in seinem Hosenbund trug, schien er sich auf einen Kampf eingestellt zu haben.
    Ich wusste, warum Nathan verlor. Er wollte vermeiden, einen Menschen zu verletzen, auch wenn sie es darauf abgesehen hatten, uns weh zu tun. Mir hingegen war es relativegal, wenn der Angreifer möglicherweise einer von den Leuten des Souleaters war, der in der Tagschicht arbeitete. Vom Boden hob ich einen Topf auf, eine solide Kasserolle mit Kupferboden. Gerade als ich mit ihr ausholte, sah mir Nathan in die Augen und wusste, was ich vorhatte. Er griff nach den Handgelenken des Eindringlings und drückte sie herunter, dann schubste er ihn nach hinten. Nathans Kraft reichte aus, um den Mann durch die Küche segeln zu lassen, sodass er vor mir in Sicherheit war. Denn Nathan wollte auch nicht, dass ich einen Menschen umbrachte.
    In Sekundenschnelle war er wieder auf den Beinen und ging auf den Menschen los, als ich schrie: „Nathan! Nicht! Er hat eine Pistole!“
    Ich hörte den Schuss, bevor ich bemerkt hatte, dass der Mann schon wieder aufgestanden war. Nathan sackte auf dem Boden zusammen. Einen Augenblick lang war es schrecklich still, bevor er sich stöhnend und winselnd auf den Rücken rollte. Der Eindringling stand still und starrte ihn schockiert an. Indem ich mühelos um die Ecke der Herdzeile hechtete, stürzte ich mich auf ihn und schlug ihn zu Boden. Seine Finger waren immer noch um den Abzug der Waffe geschlossen. Immer wieder musste ich seine Faust auf den Boden schlagen, bis die Fliese unter seinen Fingergelenken zersprang und er vor Schmerz aufheulte. Schließlich ließ er die Pistole los. Das musste ich ihm lassen, der Typ war hart im Nehmen.
    Ich nahm ihm den Revolver ab und hoffte, dass mein Zittern und die Art, wie ich ihn hielt, mich nicht sofort
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