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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse
Autoren: Jack Higgins
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sie. »Aber es kommt alles darin vor. Keine Möglichkeit, an den Ausgangspunkt zurückzukehren. Vielleicht hatte er sogar Recht damit. Vielleicht hätte er mit siebzehn in den flandrischen Schützengräben umkommen sollen.«
    Darauf fiel mir keine Antwort ein. »Ich habe Sie jetzt lange genug aufgehalten«, sagte ich. »Ich sollte in mein Hotel zu­ rückkehren.«
    »Sie wohnen im L’Horizon?«
    »Ja.«
    »Dort ist man gut untergebracht«, sagte sie. »Ich fahre Sie hin.«
    »Das brauchen Sie aber nicht«, widersprach ich. »Es ist nicht weit.«
    »Gewiss. Aber ich wollte sowieso Blumen ans Grab brin­ gen.«
    Wir fuhren den Hügel hinab und parkten vor dem Eingang der Kirche von St. Brelade. Es regnete stärker, und über der Bucht zog der Abend auf. Sarah Drayton stieg aus und klappte den Regenschirm auf, und ich reichte ihr die Blumen.
    »Ich möchte Ihnen etwas zeigen«, sagte sie. »Da drüben.« Ich folgte ihr in den älteren Teil des Friedhofs und blieb schließlich neben ihr vor einem moosbedeckten Grabstein ste­ hen. »Was halten Sie davon?«
    Die Aufschrift lautete: Hier liegen die sterblichen Überreste von Captain Henry Martineau, ehemals 5. Bengalische Infan terie-Kompanie, verstorben am 7. Juli 1859.
    »Das Grab habe ich erst letztes Jahr zufällig entdeckt. Da­ nach schaltete ich eine Agentur ein, die für ihre Kunden Ah­ nenforschung betreibt. Captain Martineau setzte sich hier zur Ruhe, nachdem er in der Army in Indien gedient hatte. An­ scheinend starb er im Alter von vierzig Jahren an einer alten Wunde. Seine Frau und seine Kinder zogen nach Lancashire und wanderten später nach Amerika aus.«
    »Wirklich erstaunlich!«
    »Hier auf dem Friedhof sagte er mir damals, er fühle sich ir­ gendwie heimisch.«
    Langsam wanderten wir an den Gräbern entlang zum Tor, und ich fragte: »Was ist aus all den Deutschen geworden, die hier begraben waren?«
    »Die wurden nach dem Krieg umgebettet«, antwortete sie. »Soweit ich weiß, liegen sie jetzt in Deutschland.«
    Wir erreichten die Stelle, an der Harry Martineau am Nach­ mittag beerdigt worden war. Schweigend betrachteten wir den frischen Erdhaufen. Sarah Drayton legte die frischen Blumen nieder und richtete sich wieder auf. Ihre Worte erstaunten mich.
    »Verdammt, Harry Martineau«, sagte sie sanft. »Du warst dazu bestimmt – aber ich war auch dazu bestimmt.«
    Darauf gab es keine Antwort, weder jetzt noch in Zukunft, und ich kam mir plötzlich sehr überflüssig vor. Ich machte kehrt und ging fort und ließ sie auf dem alten Friedhof im Re­ gen stehen, allein mit der Vergangenheit.
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