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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
Autoren: Kelley Armstrong
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spürte ich das Gewicht seines abschätzenden Blicks auf mir; dann musterte er die Wachmänner, wie um zu überprüfen, welcher der drei am einfachsten zu verkörpern sein würde.
    Ich nahm mir vor, mit meinem Vater darüber zu sprechen und sicherzustellen, dass alle für Jaz zuständigen Bewacher sich so weit wie nur irgend möglich von seinem physischen Typ unterscheiden würden. Es konnte ihn behindern, auch wenn es ihn letzten Endes nicht zurückhalten würde. Mein Vater hatte sich seine Kooperation erkauft, indem er ihm einen nekromantisch vermittelten Besuch vom Geist seines Bruders versprochen hatte, aber auch dies würde nur ein vorübergehender Waffenstillstand sein. Jasper hatte Jahre mit der Planung seines Angriffs auf die Kabale verbracht. Er würde es nicht eilig haben, sich den Folgen zu entziehen. Aber wir durften niemals vergessen, dass er genau das plante.
    Ich trat vor. »Sie wollten mit mir sprechen?«
    »Gefragt hab ich nach Ihrem Dad, aber Sie tun’s auch.« Er betrachtete mich kritisch, nahm Maß, schätzte ein, verbuchte mein Mienenspiel, meine Eigenarten.
    »Wie geht’s Paige?«, fragte er nach einer kurzen Pause.
    Ich verspannte mich, aber er saß einfach nur da, erwartungsvoll, als machte er lediglich freundliche Konversation, statt mich daran zu erinnern, dass er versucht hatte, meine Frau zu erschießen.
    »Das war ein kluger Trick«, sagte er. »Das mit dem Blendwerkzauber. Wirklich klug.«
    Auch jetzt wieder keinerlei Spott in seinem Tonfall. Nichts als aufrichtige Bewunderung, als mache er seinem Gegner im Schach ein Kompliment zu dessen inspiriertem Zug. Das war es, was dies alles für Jasper darstellte: ein Spiel. Und ich war lediglich ein Rivale. Oder vielleicht eine Schachfigur.
    »Sie wollten mit mir reden?«, wiederholte ich.
    »Hope«, sagte er. »Ich muss sie sehen, bevor sie weggeht.«
    »Sie ist heute Morgen abgereist.«
    »Hat sie irgendwas gesagt? Mir eine Nachricht hinterlassen?«
    »Nein.«
    Bestürzung flackerte auf, aber er fing sich wieder. »Sie ist immer noch sauer. Das ist okay. Sie wird’s verstehen. Sie braucht einfach Zeit. Wenn sie mit mir reden will, lassen Sie’s mich wissen, okay?«
    »Ich bin mir sicher, man wird Sie informieren.«
    »Danke. Ich weiß das zu schätzen.«
    Angesichts seines Grinsens rechnete ich beinahe mit einem Trinkgeld, als wäre ich der Portier seines neuen Fünf-Sterne-Hotels.
    »War das alles?«, fragte ich.
    »Yep. Danke.«
    Ich machte Anstalten zu gehen.
    »Oh, sorry«, sagte er. »Eins noch.«
    Ich drehte mich langsam wieder um.
    »Dieser Werwolf. Karl, stimmt’s?«
    Ich sagte nichts.
    »Könnten Sie ihm was ausrichten?« Ein langsames Lächeln. »Sagen Sie ihm doch, ich denke an ihn.«
     
    Ich hatte die Zelle gerade verlassen, als Carlos draußen im Gang vorbeiging. Ich widerstand der Versuchung, einen Schritt zur Seite zu tun, bevor er mich sah.
    »Da bist du ja!«, sagte er. Seine Schuhsohlen quietschten, als er sich abrupt umdrehte. »Du bist dieser Tage kaum noch zu finden. Man könnte fast meinen, du gehst mir aus dem Weg.«
    »Hallo, Carlos.«
    »Wir haben dich vermisst bei der Bestattung heute. Mom hat gehofft, du würdest auftauchen. Sie hätte wirklich gern mit dir geredet.«
    »Ich bezweifle es absolut nicht«, murmelte ich.
    Carlos lachte. »Du kennst meine Mutter. Sie ist sehr daran interessiert, wie es dir geht.«
    »Wenn du mich entschuldigen willst …«
    »Gleich.« Er vertrat mir den Weg. »Es gibt da noch jemanden, der mir aus dem Weg geht. Dad hat bei der Gedächtnisfeier neben Mom und mir gestanden, und dann ist er verschwunden. Das war das einzige Mal, das ich ihn zu sehen gekriegt habe, seit er mich beschuldigt hat, meine Brüder umgebracht zu haben, und
mich
umbringen wollte. Meinst du, er fühlt sich mies deswegen?«
    »Es war eine sehr schwierige Situation, und …«
    »Scheiß drauf, Lucas. Hier geht zurzeit das Gerücht um, dass er mich auszahlen will. Hast du schon irgendwas davon gehört?«
    »Nein«, log ich. »Wo hast du das …?«
    »Ich habe meine Quellen. Und die erzählen mir, dass er sich nach meinen Schulden und laufenden Kosten erkundigt hat, um rauszufinden, was es bräuchte, damit ich einfach verschwinde. Also, wie wär’s, wenn ich ihm dabei helfe? Ich nenne meinen Preis. Du gibst ihn weiter.«
    »Wenn du willst.«
    »Oh, ich will.« Er trat näher heran, bis wir beinahe Nase an Nase standen. »Richte unserem Vater aus, er hat nicht genug, um mich auszuzahlen. Laut Kabalengesetz
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