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Nacht Der Begierde

Nacht Der Begierde

Titel: Nacht Der Begierde
Autoren: Charlene Teglia
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und mir nur nicht einfiele, wo.
    Vielleicht war das aber auch besser so. Selbst wenn es sich nicht um einen Traum handelte, könnte es doch zu riskant sein, dorthin zu gehen. Obwohl, so wie es aussah, war es auch gefährlich, zur Arbeit zu gehen oder einfach nur zu Hause zu bleiben.
    Einer Eingebung folgend, gab ich Zachs Nachnamen in das Suchfeld des Webbrowsers ein. Die Ergebnisse überraschten mich. Ich hatte Hinweise auf ein ortsansässiges Unternehmen erwartet oder vielleicht Zeitungsmeldungen über gesellschaftliche Ereignisse. Stattdessen erfuhr ich, dass Neuri der Name für einen nordslawischen Stamm war, dessen Angehörige sich in Wölfe verwandelten.
    Neuri. Werwölfe. Zachs Bemerkung, dass das Messer ihn nicht ernsthaft verletzt habe, da es nicht aus Silber gewesen sei, nahm eine völlig neue Bedeutung an, genauso wie die Tatsache, dass er den Vollmond als wichtiges Ereignis bezeichnet hatte.
    Die Worte begannen vor meinen Augen zu verschwimmen, und ich musste sie zusammenkneifen, um wieder klar sehen zu können. Ich hatte schon viel zu lange am Bibliothekscomputer gesessen. Ich beendete meine Internet-Sitzung und musste feststellen, dass es nicht nur an meinen Augen lag. Eine Welle der Benommenheit packte mich, und ich beschimpfte mich selbst dafür, dass ich das Frühstück hatte ausfallen lassen, um möglichst schnell Detektiv spielen zu können. Zu blöd!
    Glücklicherweise hatte ich noch eine Flasche Gatorade und ein paar Müsliriegel im Auto. Ich hatte mir angewöhnt,immer etwas dabeizuhaben, falls mein Stoffwechsel mal wieder verrücktspielen sollte. Jetzt musste ich es bloß noch bis zum Auto schaffen, ohne ohnmächtig zu werden.
    Ein schwarzhaariger Typ in Motorradklamotten las ein paar Tische weiter in einer Zeitschrift. Ich hatte ihn beim Hereinkommen flüchtig bemerkt, wobei er mich ignorierte und ich es deshalb für sicher genug hielt, dasselbe mit ihm zu tun. Trotzdem konnte ich mir nicht verkneifen, darüber nachzudenken, ob er sich wohl bewegen würde, wenn ich es täte. Ich schob meinen Stuhl zurück und schickte mich an, den Raum zu verlassen. Er blieb einfach sitzen und blätterte eine Seite um.
    Siehst du, nicht jeder Mann, der eine Lederjacke trägt, ist Teil einer Verschwörung, die dich um den Verstand bringen will.
Erleichtert, ein Problem weniger zu haben, stand ich langsam auf, damit mein Kreislauf nicht verrücktspielen und alles nur noch schlimmer machen würde. Dann ging ich zur Tür und tat dabei so, als würde ich im Vorbeigehen hier und da nach ein paar Buchtiteln schauen, damit mein Schneckentempo glaubhaft wirkte.
    Als ich es schließlich bis in mein Auto geschafft hatte, tastete ich im Handschuhfach nach einem Riegel und stellte dabei fest, dass meine Hände so zitterten, dass selbst das Öffnen der Verpackung eine echte Herausforderung für mich war.
    Das erschreckte mich noch mehr als Davids plötzliches Auftauchen gestern Nacht in meiner Wohnung. Es wäre gut gewesen, wenn meine leiblichen Eltern ein paar medizinische Informationen mit den Adoptionspapieren hinterlegt hätten. Zum Beispiel, ob ich vielleicht eine Veranlagung für Diabetes Typ 1 geerbt habe.
    Der Riegel fiel mir aus der Hand, und ich fluchte. Ich griff danach, und meine Hand schien sich wie in Nebel schwimmend zu bewegen.
Nein, bitte, lass mich jetzt nicht ohnmächtig werden,
betete ich.
Ich werde auch brav sein. Ich
werde meinen Arzt anrufen und sofort einen Gesundheitscheck machen lassen.
    Mein Gebet wurde von einem Klopfen an meine Seitenscheibe und dem Öffnen der Tür beantwortet. Ich wandte meinen Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch kam, und war nicht im Mindesten verwundert, den Motorradfahrer dort zu sehen, der sich hinhockte, um mit mir auf einer Augenhöhe zu sein.
    «Unvernünftige, störrische Person.»
    Ich kniff die Augen zusammen. Das klang nicht wie ein barmherziger Samariter. Das klang eher wie mein mürrischer Babysitter von gestern Nacht.
    «In deinem Zustand kannst du nicht fahren. Rutsch rüber.»
    Wirklich. Autofahren wäre jetzt keine gute Idee. Ich nickte zustimmend, und im nächsten Moment sank mein Gesicht aufs Lenkrad. Eine männliche Hand schob sich dazwischen und bewahrte mich wahrscheinlich vor einer ordentlichen Beule. Ich wurde hochgehoben und auf den Beifahrersitz bugsiert, bevor der Motorradfahrer einstieg. «Hier. Trink das.»
    Ich merkte, wie etwas meine Lippen berührte. Ich trank gehorsam. Die Flüssigkeit war süß und kühl, Balsam für meinen Hals, der
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