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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose
Autoren: Elizabeth Fenwick
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innerhalb des geschützten Hafenbeckens weiße Schaumkronen hatten, und sie hoffte, dass das Unwetter sich bis zu ihrer Abfahrt legen würde.
    Sally warf einen besorgten Blick auf ihre Armbanduhr, doch dann fiel ihr ein, dass Alex gesagt hatte, er könnte sich möglicherweise verspäten. Bis fünf würde sie warten. Dann würde sie zum Wagen zurückkehren. Sie sah hinab auf den Koffer zu ihren Füßen, wie um sich zu vergewissern, dass er immer noch da stand. Ihr ganzes wertvolles Eigentum befand sich in diesem Koffer. Natürlich hatten sie inzwischen einige Millionen auf ihrem gemeinsamen Konto im Ausland, doch dies hier gehörte nur ihr, ihr allein. Darin waren die zehntausend Pfund in bar, die sie heute Nachmittag aus dem Safe auf Wainwright Hall genommen hatte, der Familienschmuck und ihre Patek-Philippe-Armbanduhr. Obenauf lagen noch ein paar Kleider sowie ihre Toilettensachen und Schuhe. Sie hatte sich für diesen robusten Koffer aus Aluminium entschieden, der zwar schwer, dafür aber wasserdicht und feuerfest war. Wie er dort zu ihren Füßen stand, verlieh er ihr ein außergewöhnlich angenehmes Gefühl von Sicherheit.
     
    Fenwick stolperte über einen Stein, der vor ihm auf die schmale Straße gerollt war. Er blieb stehen und wartete fast eine ganze Minute, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Ein paar vereinzelte Häuser lagen still vor ihm. Wie er dort in der sternenlosen Dunkelheit stand, dachte er über die Namensverwechslung nach – Halingford statt Salingford. Das war ein verrückter Fehler, der ihnen da unterlaufen war, zumal die Einsatzzentrale sich alle Namen buchstabieren ließ.
    Doch je länger er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass sie es keineswegs mit einem Fehler zu tun hatten. Wainwright-Smith hatte sie bewusst in die falsche Richtung geschickt und es sogar so eingerichtet, dass Fenwick sich zur gleichen Zeit am anderen Ort befand. Wenn Sally wirklich hier war, dann sollte Fenwick sie alleine treffen. Aber warum? Er ging in die Hocke und schlich gebückt die schmale Fahrbahn entlang. Etwa dreißig Meter vor dem Ufer hörte die schützende Hecke auf und gab den Blick auf den Strand frei. Obwohl die Finsternis beinahe undurchdringlich war, schienen die Wellen in sich zu leuchten, wie sie wütend gegen den Steinstrand donnerten. Rechts von ihm lag der winzige Jachthafen, in dem eine elektrische Sturmlaterne brannte, die an dem Tor zu den Anlegeplätzen der Bootsbesitzer baumelte. Zuerst hielt er den Ort für völlig menschenleer, doch in diesem Augenblick schwang die Laterne im Wind und ließ einen Schatten erkennen, der sich im Schutze einer Hütte duckte. Sally.
    Er fühlte das Adrenalin in seinen Adern. Sie war nicht einmal hundertfünfzig Meter von ihm entfernt. Es würde noch nicht einmal eine halbe Minute dauern, dann wäre er bei ihr. Ein Teil von ihm wollte sofort loslaufen und sie ergreifen, doch dann dachte er daran, dass sie bewaffnet sein könnte und man ihn bewusst hier herausgeschickt hatte, allein und ohne Rückendeckung.
    Bevor er zur Telefonzelle zurückkehrte, um Boyd anzurufen, hielt er kurz inne, um sich einen Überblick über das Gelände zu verschaffen. Lang und flach zog sich der Küstenstreifen hin; das einzig Markante war die in der Dunkelheit schimmernde Brandung. Linkerhand blinkten ein paar vereinzelte Lichter in Peacehaven, das drei Kilometer entfernt lag. Ansonsten war alles um ihn herum schwarz. Er machte sich auf den Weg zurück zu seinem Wagen, als er plötzlich bemerkte, dass einige der Lichter, die er zuvor in der Ferne gesehen hatte, sich bewegten und auf ihn zuzukommen schienen; nach einer Weile erkannte er, dass es Scheinwerfer waren: Boyds Mannschaft war auf dem Weg zu ihm. Es wäre nur noch eine Frage von Sekunden, bis Sally sie als Polizeifahrzeuge erkennen würde. Er zögerte einen ganz kurzen Moment. Dann wusste er, was er zu tun hatte.
     
    Sally starrte angestrengt in Richtung Westen, von wo Alex kommen musste. Zuerst ignorierte sie die Scheinwerfer, die sich von Osten her näherten. Doch dann kam es ihr merkwürdig vor, dass gleich drei Wagen hintereinander so spät in der Nacht zu diesem verlassenen Ort unterwegs waren, und während die Lichter näher kamen, wurde ihre Besorgnis von Minute zu Minute größer. Das einzige Geräusch, das alles zu beherrschen schien, war der Wind, der um die Hütte tobte, wodurch das unbeirrbare Vorwärtsstreben der Lichter immer bedrohlicher wurde. Schützend legte sie eine Hand
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