Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nach dem Sturm

Nach dem Sturm

Titel: Nach dem Sturm
Autoren: Simon X. Rost
Vom Netzwerk:
...“
    Aber ich höre nicht, was ich besser sollte, weil ich schon ausgestiegen bin.

- 3 -

    Schwere Regentropfen klatschen jetzt auf die Straße, waschen den Staub von den Gehwegen. An der nächsten Straßenkreuzung scheint die Ursache des Staus zu liegen. Männer in schwarzen Uniformen brüllen Befehle. Unsere Männer. Dann knallt ein Schuss und die, die aus ihren Autos ausgestiegen sind, zucken zusammen und ducken sich schnell wieder in ihre Fahrzeuge.
    Ich beschleunige meine Schritte, sehe, dass ein umgestürzter Lieferwagen auf der Kreuzung liegt, wie ein großer weißer Käfer, der auf den Rücken gefallen ist. Schwarze Bremsspuren ziehen sich über die Kreuzung, Patronenhülsen liegen überall, Pulverdampf hängt schwer in der Luft. In der Seitenwand des Lieferwagens ist eine Reihe Einschusslöcher, wie eine schwarze Perlenkette auf einem schmutzigen Bettlaken.
    Drei Männer mit Skimasken liegen auf dem Asphalt, ihre Hände sind mit Kabelbindern hinter dem Rücken gefesselt, zwei von ihnen bluten. Unsere Leute halten sie mit Waffen in Schach. Ich gehe auf den Kommandanten der Brigade zu, der in ein Walkie-Talkie spricht, als mir plötzlich ein junger Uniformierter mit blondem, streng gescheiteltem Haar den Weg verstellt. „Halt! Sie können hier nicht weiter. Gehen Sie zurück zu Ihrem Auto!“ Er nimmt sein M4 hoch und richtet den Lauf auf mich.
    Ich hebe abwehrend die Hände. „Hören Sie, ich will mit Ihrem Vorgesetzten sprechen. Was ist hier los? Wer sind diese Leute?“
    Der Junge steht unter Druck, er nimmt den Lauf noch etwas höher und richtet ihn auf meinen Kopf. Seine Kiefer mahlen aufeinander, sein Blick zuckt zu seinen Kameraden. Er hat Angst und bellt mich an. „Sind Sie taub, Mann? Gehen Sie jetzt weg! Zurück in Ihren Wagen, oder ich schieße!“
    „Walker! Runter mit der Waffe! Sofort!“ Der Kommandant der Brigade hat mich erkannt und kommt im Laufschritt auf uns zu.
    Walker, der junge Mann mit dem Scheitel, spricht, ohne sich umzudrehen. Er hält mich weiter fixiert. „Er macht Schwierigkeiten, Captain. Vielleicht ist er einer von denen!“
    Der Kommandant ist bei Walker angekommen und drückt den Lauf von Walkers M4 runter. Er zischt den Jungen an. „Bist du bescheuert? Das ist Jefferson Prey! Der Jefferson Prey!“
    Der Junge wird plötzlich kalkweiß. Er starrt seinen Vorgesetzten schockiert an, dann blickt er zu mir und beginnt zu stammeln. „Sir, I-ich ... Entschuldigung ... I-ich-“
    Wieder hebe ich die Hand. „Schon gut, Walker. Macht nichts. Ich will nur wissen, was hier los ist.“
    Walker zittert. Bevor er etwas antworten kann, schickt ihn sein Vorgesetzter zurück zu den anderen Männern, die die Gefesselten am Boden bewachen. Dann salutiert der Captain. „Tut mir leid, Sir. Der Junge ist neu bei uns und besonders helle scheint er auch nicht zu sein. Dafür zeigt er Einsatz.“
    Ich nicke knapp. „Und Sie sind?“
    „Captain Tolliver, Sir. Ich hoffe, Sie sehen dem Jungen sein unangemessenes Betragen nach.“
    Ich wundere mich ein wenig über die gestelzten Worte des grob gebauten Mannes mit der fleischigen Nase. An seinem Hals sind Narben, die sich in seine Uniform hinabzuwinden scheinen. Narben aus unseren Kämpfen?
    Ich schüttele den Kopf. „Keine Sorge, Captain Tolliver. Dem Jungen wird nichts geschehen. Und Sie packen ihn auch nicht zu hart für seinen Fehler an, verstanden?“
    „Ja, Sir“
    „Erzählen Sie mir, was hier los ist.“ Ich nicke zu den gefesselten Männern auf dem Boden. Im Hintergrund fährt ein schwarzer Kastenwagen mit vergitterten Scheiben vor und wird von Tollivers Leuten eingewiesen.
    Der Captain verschränkt die Arme vor der Brust. „Anhänger von Hudson, Sir. Es gibt noch immer welche. Sie haben Flugblätter aus den Fenstern im obersten Stockwerk der Bibliothek geworfen. Wir wurden alarmiert und sind mit zwei Mannschaftswägen vorgefahren. Die Mistkerle sind aus dem Hintereingang geflüchtet und in diesem Lieferwagen weggefahren. Wir haben sie verfolgt. Kurz vor der Kreuzung haben wir ihre Reifen getroffen und ihr Wagen kam ins Schlingern und ist umgestürzt. Es gab ein kurzes Gefecht. Zwei von ihnen sind am Boden. Einer unserer Leute wurde an der Schulter getroffen. Wir lassen sie jetzt wegbringen.“
    Ich kneife die Augen zusammen. „Zwei sind am Boden. Was heißt das?“
    Tolliver zuckt mit den Schultern. „Sie sind tot, Sir.“
    Ungläubig schüttele ich den Kopf. „Tot? Sie haben zwei Menschen erschossen, weil sie Flugblätter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher