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Nach dem Sturm

Nach dem Sturm

Titel: Nach dem Sturm
Autoren: Simon X. Rost
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verteilt haben?“
    Tolliver stutzt. Er blickt sich kurz zu seinen Männern um, nickt mit dem Kinn zum Lieferwagen und meint dann trotzig: „Es sind doch Hudsons Leute, Sir! Sie sind geflüchtet. Und sie haben auf uns geschossen!“
    Ich nicke. „Nachdem Ihre Leute das Feuer eröffnet haben, Captain. Der Kampf ist vorbei, Hudson ist besiegt, wir sind nicht mehr im Kriegszustand! Bei dem, was Sie mir geschildert haben, handelt es sich lediglich um Hausfriedensbruch und Belästigung. Wir können nicht jeden, der eine andere Meinung hat als wir, mit zwei Mannschaftswägen verfolgen und auf offener Straße erschießen. Die Leute brauchen jetzt das Gefühl von Sicherheit, Captain! Warum haben Sie den Vorfall nicht einfach der regulären Polizei gemeldet?“
    Tolliver zuckt erneut mit den Schultern. „Befehl von oben, Sir. Commander Kellogg hat von der Sache Wind bekommen und dafür gesorgt, dass nicht die Polizei, sondern die IFIS das übernimmt.“
    Stumm sehe ich Tolliver an und kann nicht glauben, was ich höre. Die IFIS.
    Also haben sie es doch getan.
    Der Regen klatscht mir das nasse Haar an die Stirn.
    Bald wird er das Blut von der Straße gewaschen haben.

- 4 -

    Das Olympic Regent war unsere geheime Kommandozentrale während der Wochen des Kampfes. Jetzt ist es ganz offiziell der Sitz der neuen Verwaltung, da das alte Rathaus, in dem Hudson residierte, ausgebrannt ist und von zahlreichen Geschützsalven regelrecht zersiebt wurde.
    Wir haben das Olympic Regent Stockwerk für Stockwerk übernommen. Wir haben im Keller angefangen und uns langsam nach oben gearbeitet. Takumi Sato, Kellogg, Heather und ich haben die ersten Versammlungen in der Wäscherei, zwei Stockwerke unter dem beeindruckenden Foyer des Hotels abgehalten, weil Wahid, einer der Wäscher, zu uns gehörte und versichert hat, dass die Männer seiner Schicht die Klappe halten können und unserer Sache treu ergeben sind.
    Sie waren es. Wir sind nicht aufgeflogen, weil Wahid rechtzeitig einen Maulwurf enttarnt hat, der sich bei uns einschmuggelt hatte. Wahid und seine Schicht haben sich um ihn gekümmert. Sie haben seinen Körper im Cale River entsorgt.
    Nach der Wäscherei kamen die Küche und die Kühlräume dazu. Dann die oberen Etagen. Gäste von außerhalb, die wir hätten stören können, gab es ohnehin nicht mehr und bald stand die gesamte Belegschaft hinter uns.
    Schnell war klar, dass unsere Sache auch großen Zuspruch in der Bevölkerung fand. Wir waren alle keine geborenen Helden, niemand hatte Erfahrung mit so etwas. Woher auch?
    Häuserkampf, Schusswaffen, Sprengstoffe, Verhöre, Nachschub und Rationierung und schließlich Kriegsgerichte und das Todesurteil an Hudson? Wir waren alle vollkommen unvorbereitet darauf und anfangs haben Hudson und seine kleine Privatarmee das gnadenlos ausgenützt. Aber wir haben schnell dazugelernt. Wir mussten schnell dazulernen, wenn unsere Sache nicht scheitern sollte. Und sie durfte nicht scheitern, zu viel hing davon ab.
    Viele sind gestorben, zu viele, aber letztlich haben wir gesiegt. Jetzt sind wir die neue Stadtverwaltung und versuchen die Wunden zu heilen, die Hudson in Porterville hineingerissen hat. Wir haben kommissarisch die Leitung der Stadt übernommen, bis man uns durch demokratische Wahlen legitimieren wird. Daran, dass die Menschen in Porterville uns wählen werden, habe ich keinen Zweifel. Wir sind kein diktatorisches Regime, wie es Hudson in seinen schlimmsten Zeiten betrieben hat. Wir sind die neue Gesellschaft dieser Stadt. Die Regierung des Volkes, durch das Volk und für das Volk, genau so, wie Abraham Lincoln es bei der Gettysburg Adress gesagt hat.
    Wir haben uns aufgeteilt: Kellogg, der einzige unter uns, der militärische Erfahrung besitzt, hat alle Belange der Sicherheit übernommen. Heathers Bereich ist die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und medizinischen Leistungen, ich habe kommissarisch das Amt für Schulwesen und die Aufsicht über den Wohnungsmarkt übernommen. Sato kümmert sich um den Wiederaufbau, die Justiz sowie um die Verteilung von Wasser, Gas, Öl und Benzin, weil das unmittelbar mit dem Wiederaufbau zusammenhängt.
    Er kümmert sich auch um das Problem. Das große Problem dieser Stadt. Tag und Nacht spricht er mit den Wissenschaftlern, wie es zu lösen ist. Ob es überhaupt zu lösen ist. Und Sato steht unserem Quartett vor, vertritt unsere Entscheidungen vor der Bevölkerung. Und das macht er gut.
    Es war immer klar, dass er den Posten des
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