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Nach dem Ende

Nach dem Ende

Titel: Nach dem Ende
Autoren: Alden Bell
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dann steigt sie behutsam hinab.
    Im Keller hängt ein anderer Geruch, wie von Ammoniak, und sie lässt den Lichtstrahl bis zu einem Tisch streichen, der übersät ist mit Flaschen, Brennern, Gummischläuchen und einer altmodischen Waage mit einem langen Arm auf einer Seite. Einige Flaschen sind halb voll mit einer gelben Flüssigkeit. Dieser Aufbau ist ihr nicht neu. Ein Labor für Crystal Meth. Vor ein paar Jahren waren solche Schuppen groß in Mode, als einige Leute sich die Ablenkung durch die Fleischsäcke zunutze machten.
    An der Wand stößt sie auf eine Werkbank und stöbert nach einem Kreuzschlitzdreher und einem Schraubenschlüssel, aber vor allem nach einer Zange.
    Sie legt die Taschenlampe auf die Bank, aber sie rollt herunter und knallt auf den Boden, wo sie nach kurzem Flackern weiterleuchtet. Zum Glück – sie hat keine Lust, sich im Dunkeln zum Auto zurückzutasten.
    Als sie sich jetzt umdreht, fällt ihr etwas auf, was ihr vorher entgangen ist. Neben der Treppe ist ein Haushaltstechnikraum. Während sie noch hinschaut, erbebt die vom schwachen Strahl der Taschenlampe erleuchtete Tür einmal heftig und fliegt auf, als wäre jemand dagegengestürzt.
    Dann sticht es ihr in die Nase, das verfaulte Fleisch, viel stärker jetzt – davor wurde es vom Ammoniakgeruch im Labor überdeckt.
    Sie stolpern aus dem kleinen Raum, drei von ihnen, zwei Männer in Overalls mit langem Haar und eine nur mit einem zerrissenen Satinhemd bekleidete Frau, unter dem sich eine ausgetrocknete Brust abzeichnet.
    Temple hat völlig vergessen, wie schlimm sie riechen – diese trübe Mischung aus Moder und Verwesung, Öl und ranziger Scheiße. Sie sieht, wie der Frau hinten breiige Fäkalien über die Beine sickern. Anscheinend haben sie erst jüngst gefressen, sie haben also Kraft. Und sie sind genau zwischen ihr und der Treppe.
    Sie legt die Hand auf die Pistole und überlegt. Ihre letzten beiden Kugeln.
    Lohnt sich nicht.
    Stattdessen zieht sie blitzschnell das Gurkhamesser aus der Scheide und stößt den vorderen Mann mit einem gezielten Tritt auf den Zementboden. Sie holt aus und bohrt das Messer in den Schädel des Zweiten, der auf lächerliche Weise zu schielen anfängt, ehe er in die Knie sackt. Bloß als sie die Waffe wieder herausreißen will, steckt sie zwischen feuchten Knochennähten fest.
    Schon packt die Frau sie mit festem, fleischigem Griff am Handgelenk. Sie spürt, wie sich die brüchigen Nägel in ihre Haut graben.
    Lass meinen Arm los, sagt Temple.
    Sie kriegt das Messer nicht aus dem Kopf des Kerls, also lässt sie los und sieht zu, wie er mitsamt der herausstehenden Klinge tot nach hinten kippt.
    Die Frau beugt sich vor, um ihr ein Stück aus der Schulter zu beißen, aber Temple rammt der Schabe hart die Faust ins Gesicht, einmal, zweimal und ein drittes Mal, damit das Gehirn vor Schwindel nicht mehr seinem Instinkt folgen kann.
    Doch jetzt ist der erste Typ wieder auf den Beinen und wankt auf sie zu. Sofort dreht sie die Frau zwischen sich und ihn, und der Mann kracht mit einer grobschlächtigen Umarmung so heftig in sie hinein, dass Temple nach hinten an die Werkbank geschleudert wird.
    Als die zwei gegen sie drücken, trifft Temple ein überwältigender Gestank, und ihr steigen Tränen in die Augen, die ihr die Sicht rauben.
    Verzweifelt greift sie hinter sich und tastet herum, bis sie auf einen Schraubenzieher stößt, den sie fest packt und dem Mann in den Hals jagt. Er lässt los und torkelt nach hinten, aber der Schraubenzieher hat nicht den richtigen Winkel: Er ist glatt nach hinten durchgegangen statt hinauf ins Gehirn, und der Mann stapft mit flüssigen Gurgellauten und mahlendem Kiefer im Kreis herum.
    Die Frau, die immer noch Temples Handgelenk umklammert, öffnet wieder den Mund, diesmal, um sie in die Wange zu beißen, aber Temple reißt sie erneut herum und knallt den Unterarm der Frau gegen die Kante der Werkbank. Es kracht, und der Griff löst sich.
    Geduckt huscht sie zu dem Toten und stemmt den Fuß als Hebel gegen sein Gesicht, um mit beiden Händen ihr Gurkhamesser herauszuzerren.
    Die Frau ist dicht hinter ihr, aber das spielt keine Rolle. Hart und treffsicher zieht Temple durch, und die Klinge rasiert sauber durch den Hals und trennt den Kopf ab.
    Der letzte verbliebene Kerl wirkt konfus und krallt ungeschickt nach dem Schraubenzieher in seiner Kehle. Temple schlüpft hinter ihn, um durchzuatmen. In seinem langen, strähnigen Haar hängen Farbschuppen, als wäre das Haus buchstäblich
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