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Nach dem Bankett.

Nach dem Bankett.

Titel: Nach dem Bankett.
Autoren: Yukio Mishima
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bebten vor Zorn. Er haßte Kazu mit seinem ganzen Körper. Sie fürchtete, er werde auf der Stelle zusammenbrechen.
       Da bekam sie plötzlich Angst und überlegte, daß sie ihn dann pfegen müßte. Aber ihre Hände erreichten ihn nicht mehr; sie allein besaß jetzt noch die Kraft, seinen Ekel zu lindern. Aber sie war nicht mehr für ihn da.
       Noguchi ging es ähnlich. Zwar klang sein Haß allmählich ab, aber ihm wurde bewußt, daß er nichts mehr tun konnte. Seit Kazu ihm so eindeutig und klar geantwortet hatte, konnte seine Faust ihren Körper nicht mehr erreichen. So lächerlich es auch klingen mochte, aber im Augenblick hielt nur die Höfichkeit seine Hände zurück. Er empfand diese Höfichkeit wie ein feuchtes Totenhemd, das sich um seinen Körper legte.
       Nach langem Schweigen sagte er schließlich: »Das also ist dein Entschluß. Dann werde ich die Scheidung in die Wege leiten. Ich nehme an, du hast nichts dagegen.«

Vor dem Bankett

    In gegenseitigem Einverständnis wurde Kazus Name aus Noguchis Familienregister gestrichen. Kazu packte ihre Sachen und kehrte ins Setsugoan zurück. Kaum hatte sich diese Nachricht verbreitet, fanden sich auch die früheren Angestellten des Setsugoan wieder ein, die bei der Schließung des Gasthauses in alle Winde zerstreut worden waren. Sie waren alle bereit, zu Kazu zurückzukehren. Kazu vergoß Freudentränen darüber.
      Die Gebäude hatten sehr gelitten, aber noch schlimmer sah es im Garten aus Der frühere Gärtner kam mit einigen jungen Gehilfen und bot seine Dienste als Gratulationsgeschenk an. Er versprach, den Garten so schnell wie möglich in den früheren Zustand zurückzuversetzen.
      Kazu ging in den Garten, sobald sie Zeit dazu fand, und freute sich, wenn sie die Gärtner von früh bis spät arbeiten, den Rasen schneiden oder die Sträuche stutzen sah. Nachts schrien die Eulen, und am Tag konnte man manchmal hoch oben in den Pinien einen Falken auf dem Nest sitzen sehen. Als das Unkrau abgemäht wurde, trippelten aufgeschreckte Zwergfasane im Garten umhe Der weit verzweigte Holunderbaum trug bereits lila Beeren, aber auch noch ein paar weiße Blüten, deren Duft kaum wahrnehmbar, wie ein Traum, in de Luft schwebte. Die Hecke aus Prachtglocken zeigte sich jetzt in den schönsten Herbstfarben und warf reizvolle Schatten auf das altertümliche Pfauentor am Eingang.
    Von Tag zu Tag wurde der Garten gepfegter und schöner. Und doch erschien Kazu das Bild, das langsam vor ihren Augen entstand, anders als früher; es wa nicht mehr der Garten, den sie einst wie ihre eigene Handfäche gekannt hatte und der ihr tief vertraut gewesen war, nicht mehr jener reine, unberührte Garten den sie noch heute bis in den letzten Winkel vor sich sah. Einst war jeder Baum jeder Stein am richtigen Platz gewesen, einst hatte die Anlage des Gartens ganz mit Kazus Empfnden übereingestimmt. Diese Übereinstimmung wa verlorengegangen.
      Der Rasen wuchs nun kurz und gleichmäßig, und die wirren dich zusammengewachsenen Äste waren so weit beschnitten, daß der Himmel wiede durchschimmerte. Das Antlitz, das der Garten nach und nach enthüllte, war so lieblich wie das Antlitz einer Frau, die aus süßen Träumen erwacht. Aber obgleich er nun doch eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit dem früheren Garten zeigte gehörte für Kazu nicht ein Tupfen, nicht ein Pinselstrich in diesem Bild zu de
    Welt, die sie gekannt hatte.
       Eines Tages regnete es, und der Gärtner kam nicht zur Arbeit. Erst am späten Nachmittag klärte es sich auf, und die kleine Insel mit den dichten Bambusgräsern und das Wasser des Teiches leuchteten und glänzten in der Sonne. Es war ein unruhiges, zuckendes Licht, und Kazu kam es vor, als ob der Garten eine so unbändige Freude ausstrahlte, wie sie selber sie nie gefühlt hatte. An einem anderen Morgen senkte sich Nebel über den Garten, und der Kiefernbaum, der seine Äste in den Dunst streckte, stand da, als sei er in trübe Erinnerungen versunken.
       Um diese Zeit erhielt Kazu Antwort von Yamazaki auf einen langen Brief, den sie ihm geschrieben hatte. Sie ging damit in den Garten, weil sie den Brief im Freien, in der Wärme des Altweibersommers, lesen wollte.
       Der Teich glitzerte in der Sonne vor dem ruhigen, dunklen Grün eines riesigen Hülsenbaumes, der von hohen Kiefern, Kastanien, Zürgelbäumen und Castapopsis umgeben war. Die Schneelaterne, die mitten auf dem weiten Rasen stand, hatte während der Schließung des Setsugoan
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