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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden
Autoren: Robert Silverberg
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Ich könnte dir ohnehin nichts vormachen.
     
    Nun zu den Eigenarten der Personen, der Sonderlinge. Und ich meine wirklich Sonderlinge.
    Elf Archäologen gehören dieser Expedition an. Drei von uns sind Lehrlinge, vor kurzem erst vom College gekommen, und sie werden eher aus Höflichkeit als aus tatsächlichem Verdienst Archäologen genannt. Unsere drei Chefs dagegen sind wirkliche Spitzenleute auf diesem Gebiet – jeder von ihnen gilt in Hinsicht auf die Erhabenen als große Kapazität, und natürlich hassen sie sich gegenseitig mit nachdrücklicher Hingabe. Die restlichen fünf sind durchschnittliche Typen, alles Profis, aber nicht spezialisiert, die Art von Handlangern, die man bei jedem Unternehmen findet. Sie sind herumgekommen, sie verstehen ihr Handwerk, sie tun, was man ihnen sagt. Aber sie sind ohne Begeisterung bei der Sache.
    Wie du vielleicht vermutest, sind wir eine rassisch gemischte Mannschaft. Die Liberalen mußten ihren Willen durchsetzen. Und somit ist uns das Quotierungssystem auferlegt worden: Unsere Gruppe umfaßt sechs Terraner, einschließlich eines Androiden, und fünf ausgewählte Repräsentanten von fünf anderen intelligenten Spezies der Galaxis. Nun, du weißt, ich bin nicht voreingenommen. Mir ist es gleich, wie viele Augen, Tentakel, Eßöffnungen oder Fühler irgendein Lebewesen zufälligerweise sein eigen nennt – solange es seine Arbeit versteht. Es paßt mir nur nicht, jemanden dabeizuhaben, der fachlich unterqualifiziert ist und nur der rassischen Ausgewogenheit willen einer Expedition zugeteilt wird.
    Nimm zum Beispiel unseren Androiden. Ihr Name ist Kelly Wachmann und ihr Fachgebiet Erdarbeiten mit Unterdruck-Bohrkernen.
    Der Bottichnummer nach zu urteilen, die irgendwo um die fünfzehntausend liegt, ist Kelly etwa neunzig Jahre alt (inzwischen sind sie über eine Million hinaus, nicht wahr?). Aber da sie ein Android ist, altert sie überhaupt nicht, und sie sieht aus wie eine Neunzehnjährige. Eine sehr aufreizende Neunzehnjährige natürlich. Wenn man schon Kunstmenschen produziert, dann kann man auch gleich gutaussehende herstellen, meinen die Androidenhersteller, und ich bin ganz ihrer Meinung. Kelly ist äußerst attraktiv, und wenn sie im Schiff umherwandert, dann trägt sie eine Bekleidung, die einem Nichts sehr nahe kommt – und manchmal noch weniger. Da ein Android kein größeres Sexualleben hat als die Venus von Milo, macht sich Kelly nicht die Mühe, darüber nachzudenken, welche Auswirkungen all diese Kurven und Wölbungen auf normale Menschen männlichen Geschlechts haben könnten, die ihr in den Korridoren immer wieder in die Arme laufen. Auf mich übrigens nicht: Als sich Kelly zum ersten Mal auszog, stellte ich fest, daß sie keinen Nabel besitzt, und das brachte mich davon ab, sie mir als richtige Frau vorzustellen. Ich meine, es gibt keinen Grund, warum ein Android einen Nabel haben sollte, aber ich kann in ihr dennoch nichts anderes sehen als eine Art spazierengehende Gummipuppe. Und ich habe keinerlei romantisches Interesse an spazierengehenden Gummipuppen, ganz gleich, wie lebensecht und sinnlich sie aussehen mögen. Einige der anderen allerdings …
    Nun, ich komme vom Thema ab, und vielleicht zeigen diese Vorurteile mein wahres Gesicht, denn eine Menge Leute halten Androiden für begehrenswert. Kern der Sache ist, daß sich Kelly Wachmann an Bord dieses Schiffes befindet, weil sie einer unterdrückten Minderheit angehört, und nicht deswegen, weil sie ein hervorragender Operateur von Unterdruck-Bohrköpfen ist.
    Sie kann kein hervorragender Operateur von Unterdruck-Bohrköpfen sein. Es ist allgemein bekannt, daß das Nervensystem eines Androiden – so kompliziert es auch sein mag – dem eines wirklichen Menschen nicht ebenbürtig ist. Ein Android hat einfach nicht diesen Extrasinn, jene Fähigkeit zu wissen, daß er ein kostbares Artefakt beschädigt, wenn er einen Zehntelmillimeter weiterbohrt. Bei jeder von ihm erlernten Fähigkeit ist ein Android einhundert Prozent tüchtig. Die Sache ist die, daß Menschen, so wankelmütig wir auch sind, mit einer Tüchtigkeit von einhundertfünf Prozent aufwarten können, wenn die Situation es erfordert. Vielleicht sind wir nicht so beherrscht und mechanisch perfekt wie Androiden, aber wenn uns die Fetzen um die Ohren fliegen, können wir für eine kurze Zeitspanne übermenschlicher Leistungsfähigkeit über uns selbst hinauswachsen, und ein Android ist ganz einfach nicht darauf programmiert, so etwas zu
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