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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden
Autoren: Robert Silverberg
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fünf Gehtentakel, ein Augenring, der den ganzen Kopf umschließt, und eine Art Papageienschnabel als Mund. Seine Spezialität ist Paläotechnik. Es versteht eine ganze Menge von der Maschinerie der Erhabenen, auch wenn es uns darüber noch nicht viel mitgeteilt hat. Im Gegensatz zu uns anderen mag es keine Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre, obgleich es sie die meiste Zeit über atmet. Für drei Stunden an jedem Tag verschwindet es in einer Atemkammer, um in einer reinen Kohlendioxidatmosphäre ein wenig Luft zu schnappen. Mirrik glaubt, 408b müsse mit einer Art Pflanze in Symbiose leben. Vielleicht stimmt das.
     
    Jetzt, da ich den Nachrichtenwürfel noch einmal abgehört habe, bin ich nicht ganz glücklich mit der Art und Weise, mit der ich alle runterzumachen scheine. Schließlich habe ich diese Leute bisher noch nicht richtig bei der Arbeit gesehen. Ich stütze mich auf Gerede aus zweiter Hand, erste Eindrücke und allgemeine Gehässigkeit. Vielleicht bildet diese Gruppe ein wirklich hervorragendes archäologisches Team, oder sie wird dazu, wenn sie zum Einsatz kommt. Es bleibt abzuwarten. Ich weiß nicht, warum ich heute abend so verdrießlich bin; vielleicht sind meine Synapsen durch die lange Zeit überreizt, die ich in diesem Schiff eingeschlossen bin.
    Noch drei Tage, und der Vorhang hebt sich. Ich kann es nicht mehr abwarten.
    Noch einmal herzliche Glückwünsche zum Geburtstag, Lorie. Für dich. Für mich. Für uns.

 
2
     
    16. August 2375
    Higby V
     
    Wir sind da.
    Unser Rutsch aus dem Ultraraum ins Normalkontinuum erfolgte pünktlich, aber es war nicht so aufregend wie die verwirrende Umstülpung beim Wechsel in die andere Richtung. Dann schwenkten wir in einen Orbit um Higby V ein und gingen weich nieder. Und verließen das Schiff sofort, fast verrückt vor Freude, aus der Gefangenschaft zu entkommen.
    Draußen war alles öde. Higby V besitzt keinen richtigen Raumhafen, nur eine große, kahle und leere Fläche mit ein paar Gebäuden an einem Ende. Wir strömten aus dem Schiff, tollten umher wie kleine Kinder und machten uns nicht groß Gedanken um die Raumhafenbestimmungen. Mirrik rannte das Landefeld hinauf und herab, brüllte und stampfte mit seinen Beinen auf, und ich begann eine Art verrückten Tanz mit Jan Mortenson, und Steen Steen war sein(e) eigene(r) Tanzpartner (in), und Dr. Horkkk vergaß seine Würde und kletterte auf einen Baum und so weiter. Selbst Kelly Wachmann, die als Androide nicht an einem gestreßten Nervensystem litt, wirkte erleichtert, aus dem Schiff heraus zu sein. Währenddessen beobachteten uns die Mannschaftsmitglieder, schüttelten die Köpfe und gaben auch auf andere Weise ihrem Spott über die Ladung aus verrückten Sonderlingen Ausdruck, die sie gerade durch den Ultraraum ans Ziel befördert hatten. Ich kann ihnen keinen Vorwurf daraus machen. Wir müssen ziemlich komisch ausgesehen haben.
    Dann betrachteten wir unser neues vorübergehendes Zuhause.
    Higby V ist kein anheimelnder, behaglicher Ort. Vielleicht war er das einmal, vor einer Milliarde Jahren, als die Erhabenen hier ihren Außenposten errichteten. Aber wie der Mars, mit dem es seit der Zeit der Erhabenen ebenfalls ein wenig bergab gegangen war, handelt es sich bei Higby V heute nicht gerade um einen idealen Kurort. Der Planet ist etwa so groß wie die Erde, hat aber nur die Masse einer Welt von der Größe Merkurs, was geringe Dichte und geringe Gravitation bedeutet. Überhaupt keine schweren Elemente. Die Atmosphäre verflüchtigte sich bereits vor langer Zeit ins All, ebenso wie die Gase der verdunsteten Ozeane. Es gibt vier Kontinente, und sie werden durch gewaltige Becken voneinander getrennt, die einst die Wassermassen der Meere enthalten haben. Während der langen Periode, in der der Planet keine Lufthülle besessen hatte, war er einem intensiven Bombardement aus Meteoriten und anderem Weltraumschutt ausgesetzt, und deshalb stößt man überall auf Krater, genau wie auf dem Mars.
    Vor siebzig Jahren war eine Terraforming-Mannschaft hier. Sie installierte Atmosphäre-Generatoren, und inzwischen existiert eine ganz annehmbare Druck-Quantität. Die Luft ist zwar ein wenig dünn, aber sie reicht aus, um Leben zu ermöglichen. Unglücklicherweise verursacht das Wind, der vorher auf Higby V nicht existiert hat, und dieser Wind weht wie ein Messer über die kargen, weiten Ebenen, saugt den Sand auf und wirbelt ihn umher. Pflanzliches Leben breitet sich allmählich aus, und eines Tages wird es mit seinen
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