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Mythor - 135 - Die Unberührbaren

Mythor - 135 - Die Unberührbaren

Titel: Mythor - 135 - Die Unberührbaren
Autoren: Terrid Peter
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Verwunderung floß kein Blut, als er die Halsschlagader zu öffnen versuchte. Weißer Staub rieselte heraus und verschwand, sobald der Wind nach ihm griff.
    Necron nahm sein Messer zur Hand und machte sich daran, die Jagdbeute auszuweiden.
    Das Fleisch, das er zu sehen und zu fühlen bekam, war weiß und teigig und völlig blutleer, und der Geruch war staubig – anders ließ es sich nicht ausdrücken.
    Kein Gedanke daran, dieses Fleisch zu braten und zu verspeisen. Wahrscheinlich würde keiner seiner Männer auch nur einen Bissen über die Lippen bekommen, selbst wenn sich ein Secubo daran gemacht hätte, aus diesem Fleisch einen knusprigen Braten, ein saftiges Ragout oder eine dampfende Pastete herzustellen.
    Dennoch setzte Necron seine Arbeit fort. Er suchte nach dem Herz des Tieres.
    Er fand es.
    Ein Stück schwarzes Lavagestein, unerträglich kalt, daß seine Hand daran festzukleben drohte und er sie hastig wegriß. Er versuchte, sein Messer in diesen pechschwarzen Brocken zu rammen, aber es gelang nicht – die Klinge glitt an dem unglaublich glatten Material ab. Necron nahm einen Zipfel seines Gewandes, packte das Herz – die Kälte drang rasend schnell auch durch den Stoff und biß heftig in seine Finger – und warf es in das nächstbeste Becken.
    Ein hallender Ton erklang, dann das Geräusch splitternden Eisens. Aus dem Becken schoß eine Wasserfontäne in die Höhe, und ihre Farbe war die frischen Blutes.

9.
    Das Feuer knisterte leise. Necron legte ein Scheit nach.
    Es war sehr still in der Höhle, in der die Gruppe nach einem anstrengenden Tagesmarsch rastete. Aus einigen Winkeln erklang gedämpftes Schnarchen.
    Necron hatte sich gegen den Fels gelehnt und starrte einige Augenblicke lang in das wärmende Feuer, dann wandte er den Blick zur Seite. Es war eine uralte Regel, im Gefahrenfall niemals ins Feuer zu sehen – die Zeitspanne, die das Auge dann brauchte, einen im Dunkel nahenden Feind zu erkennen, konnte den Kampf bereits entschieden haben, bevor er noch begonnen hatte.
    Ein paar Schritte entfernt lag Gaphyr, neben ihm Mescal.
    Kutazin hatte sich mit seinen Leuten näher am Eingang der Höhle gelagert – angeblich, um Necron und seine Gefährten besser schützen, in Wirklichkeit, um sie besser bewachen zu können. Man konnte es drehen und wenden, wie man wollte – der Aufenthalt in den Reihen der Piraten sah einer Gefangenschaft sehr ähnlich, mochte Kutazin auch noch so oft beteuern, daß er als Freund Kometakes Necron gleichfalls als Verbündeten betrachtete.
    Necron stand auf.
    Er brauchte nur ein paar Schritte zu machen, um Kutazins Lagerplatz zu erreichen.
    Der Eingang der Höhle war leer – nur Kutazin war zu sehen, von seinen Piraten fehlte jede Spur.
    Necron stieß den Piraten wach. Kutazin, der augenscheinlich noch nicht geschlafen hatte, gab sich Mühe, den Schlaftrunkenen zu spielen.
    »Wo sind deine Leute?« fragte Necron heftig.
    »Psst«, machte Kutazin. »Du wirst deine Freunde wecken. Ich habe sie fortgeschickt.«
    »Warum?«
    Kutazin breitete die Arme aus, deutete auf die Höhle.
    »Wir brauchen Wasser«, sagte er. »Nahrung und Kleider – und sie werden all das besorgen. Waffen habe ich auch angefordert.«
    »Und woher willst du das alles in dieser Einöde beschaffen?«
    Kutazin hatte sich wahrscheinlich auf diese Befragung vorbereitet, seine Antworten kamen auffällig rasch.
    »Ich lande nicht zum ersten Mal an dieser Küste«, sagte er. »Ab und zu habe ich hier schon Schutz gesucht vor den Galeeren der Zaketer. Auch meine Männer sind hier keine Neulinge.«
    »Aha«, meinte Necron. »Das erklärt natürlich alles. Schlaf weiter.«
    Es hatte wenig Sinn, weiter in Kutazin zu dringen; der Pirat, der dieses seltsame Spiel eingefädelt hatte, war auf jede Frage vorbereitet – und mit einer Ansammlung von Lügen konnte Necron nicht viel beginnen. Immerhin war er sich jetzt über eines im klaren – Kutazin spielte falsch. Der Pirat hatte nicht, wie er vorgab, die Leitung des Unternehmens an Necron abgegeben – er verfolgte eigene Pläne, und die standen höchstwahrscheinlich in krassem Gegensatz zu dem, was Necron beabsichtigte.
    Dieser Küstenstrich war Necron nicht geheuer. Während des Tagesmarsches war die Gruppe nicht nur Tieren begegnet. Es gab auch eine ganze Reihe anderer Bewohner der kargen Gerölleinöde. Eremiten, scheu und furchtsam, die – so hatte Kutazin behauptet – in diesem Teil der Bitterwolf-Insel durch Entsagung und Meditation zum einen dem
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