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Mythor - 119 - Das sterbende Land

Mythor - 119 - Das sterbende Land

Titel: Mythor - 119 - Das sterbende Land
Autoren: Wolf Paul
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geschlossen! Yirzahoo wandert wieder!« Proscul ließ sich vom Strom der Rohnen erfassen und zu Jercels Yarl Damooha treiben. Hinter ihm fiel das Tor zu, nachdem der Verbindungssteg eingeholt worden war. Proscul war froh, daß er nicht bei Tombul auf Hoomassa hatte zurückbleiben müssen.
    Jercel entdeckte ihn und kam zu ihm.
    »Hat Tombul das kraft seiner Magie bewirkt?« fragte der Rohnenführer.
    Proscul zuckte nur die Schultern. Er fühlte sich auf einmal zum Umfallen müde und hätte sich am liebsten schlafen gelegt.
    Jercel packte ihn an den Oberarmen.
    »Oder hat er die Macht des Kristalls heraufbeschworen?« fragte er eindringlich. »Was können wir tun, um diesen Zauber zu brechen?«
    »Du mußt es nehmen, wie es kommt, Jercel«, sagte Proscul. »Das Licht von Heluma ist ein anderes als das von Nowow. Goolux wird uns schützen.«
    »Komm mit auf die Wehr, Proscul«, verlangte Jercel. »Ich bin nicht gewillt, jedwedes Schicksal einfach hinzunehmen. Ich habe mein Leben lang gekämpft. Ich werde auch jetzt nichts unversucht lassen, um mein Volk zu retten.«
    »Es ist Rohnos Volk«, murmelte Proscul, »und Goolux ist sein Schutzpatron.«
    Er wußte nicht einmal, was er mit diesen Worten sagen wollte, er war noch immer ganz wirr im Geist. Aber er folgte Jercel auf die Wehr, von wo sie einen Überblick über die zwanzig Yarls von Yirzahoo hatten, von denen nur wenige mehr als zwanzig Rohnen zu tragen hatten. Seltsamerweise wurde ausgerechnet in diesem Moment Proscul bewußt, wie dünn besiedelt Yirzahoo war.
    Inzwischen waren alle Yarls aufgewacht und hatten sich auf ihre achtzehn Beinpaare gestellt. Die meisten aber hatten ihre Köpfe eingezogen und lugten unter den Rückenschildern hervor. Die Tiere scharrten unruhig mit den Beinen über den Fels, stampften und ruckten hin und her, um sich Platz zu verschaffen, so daß die Bezirke immer weiter auseinanderrückten.
    Die Yarlamen hatten in ihren Nackenhäuschen Platz genommen und hielten die Staken und Zügel mit sicherer Hand, um die Tiere im Zaum zu halten. Aber keiner von ihnen wagte es, sein Tier in Marsch zu setzen, denn der Weg war noch längst nicht frei.
    Anstelle des Eisfalles und des hohen, langgestreckten Gletschers erhob sich nun eine Wand aus Wasserdampf. Dazwischen türmten sich bizarre Eisgebilde, wurden emporgedrückt, zerbrochen und verdampft. Wasserfontänen schossen steil in die Höhe, wurden zerstäubt und ergossen sich als feiner Nieselregen, den ein aufkommender Wind herantrieb, über Yirzahoo. Säulen aus Eis schoben sich heran, ragten immer weiter hinaus, bis sie plötzlich das Übergewicht bekamen, kippten und am felsigen Boden zu Tausenden von Splittern barsten – sie wurden von den hervorquellenden Wassermassen hinweggespült.
    »Und wenn alles Eis zu Wasser geworden ist, dann wird uns ein reißender Strom den Weg verstellen!« schrie Jercel über das Tosen und Krachen hinweg. »Ich werde es nicht zulassen, daß die Yarls den Strom durchschwimmen. Sie tragen zu schwere Lasten und würden ertrinken.«
    »Wasser fließt und versickert«, sagte Proscul.
    Jercel schien ihn nicht gehört zu haben, denn er reagierte nicht darauf.
    »Täusche ich mich?« brüllte Jercel und wies in Richtung des schmelzenden Gletschers. »Oder wird die Wasserwolke wirklich heller?«
    »Du siehst richtig«, antwortete Proscul diesmal so laut, daß der Rohnenführer ihn hören konnte. »Da ist ein Licht, und es wird heller und weitet sich aus.«
    »Und was bedeutet das, Weißling?«
    Proscul antwortete mit jener salbungsvollen Stimme, die ihm Tombul beigebracht hatte, um überlieferte Weisheiten von sich zu geben: »Es heißt, daß das Lichte Land Heluma zu den Rohnen kommen wird, wenn sie davorstehen und nur zu blind sind, es zu entdecken.« Und mit veränderter Stimme fügte er hinzu: »Wir wissen, daß die Düsterzone keine feste Grenze hat und ständigen Veränderungen unterworfen ist.«
    Proscul war überzeugt, daß sie sich am Rand der Düsterzone befanden und sich deren Grenze verschob und von der Lichtwelt zurückgedrängt wurde. Und er wußte, daß es die Wärme der Sonne war, die den Eisfall bersten und schmelzen ließ.
    Es wurde wärmer und wärmer, heiß geradezu.
    Und die Wolke aus zerstäubtem Wasser, die über Yirzahoo in die Düsterzone trieb, erhellte sich zusehends.

3.
    Berbus hatte seinen Rundgang durch Carlumen beendet. Seine Wälsenkrieger standen auf dem Posten; sie hielten die Wurfböcke an Bug und Heck und an den Flanken besetzt.
    Es war
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