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Mythor - 119 - Das sterbende Land

Mythor - 119 - Das sterbende Land

Titel: Mythor - 119 - Das sterbende Land
Autoren: Wolf Paul
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Diene mir, und du bist dein eigener Herr. Du brauchst nicht mehr Söldner Caerylls oder Mythors zu sein – du kannst König werden.«
    »Ein Wälse ist ein Krieger…«
    »Dann sei mein Krieger! Ich habe weit mehr zu bieten als Mythor oder sonst eine dieser Kreaturen, die sich als Herren von Carlumen aufspielen. Hinter mir steht Darkon, der Herr der Finsternis, mitsamt seinen Heeren…«
    Etwas zischte über Berbus’ Kopf durch die Luft und auf Yhrs geöffnetes Maul zu. Die Schlange erstarrte zur Bewegungslosigkeit, als die Klinge eines Amazonenschwerts zwischen ihren Zähnen zum Stillstand kam.
    »Soll ich dir das giftige Maul spalten?« fragte eine ruhige Stimme. »Laß Berbus frei, oder ich tue es. Bei Zaem!«
    Der Griff um den Waisen lockerte sich. Er bekam die Arme frei und stieß sich von Yhrs geschupptem Leib ab. Neben ihm war Tertish aufgetaucht, die Todesbleiche, die alle Farbe ihres Körpers im Totenreich zurückgelassen hatte. Als Berbus die Streitaxt heben wollte, genügte ein kalter Blick aus ihren farblosen Augen, um ihm Einhalt zu gebieten.
    Yhr zog den Kopf langsam zurück, so daß ihr Maul nicht mehr von Tertishs Klinge gesperrt wurde. Die Schlange zischelte:
    »Auf ein andermal, Tertish. Mythor ruft mich, er braucht meine Hilfe.«
    »Zieht er den Tillornischen Knoten fester, um dich die Macht der Weißen Magie spüren zu lassen?« fragte Tertish und ließ ihre Klinge mit einer schwungvollen Bewegung in der Scheide verschwinden. »Dann spute dich, Yhr, sonst erwürgst du dich noch in deinen eigenen Schlingen.«
    Yhr schlängelte davon und löste sich in Nichts auf. Berbus spürte Tertishs prüfenden Blick auf sich ruhen, wagte es aber nicht, ihn zu erwidern. Er schob die Streitaxt in die Halterung und sagte:
    »Frage mich nicht, ob ich der Versuchung der Schlange hätte widerstehen können!«
    Tertish schwieg eine Weile, dann sagte sie:
    »Es ist Wachablösung, Berbus. Du kannst dich in deine Unterkunft begeben.«
    »Zuerst schleife ich meine Axt«, sagte der Wälse. »Das nächste Mal, das schwöre ich, werde ich diese Schlange in Stücke schlagen.«
    »Ich bezweifle, daß das so einfach geht. Yhr kommt und verschwindet schneller als ein Gedanke. Aber ich bezweifle auch, daß sie irgendeinem Carlumer etwas anhaben wird, solange Mythor sie beherrscht.«
*
    »Jetzt treiben wir seit über dreißig Stunden in dieser ruhigen Strömung der Schattenzone, ohne einem Ziel näher gekommen zu sein«, klagte Mythor und starrte verdrossen ins Leere. Er ballte die Hände zu Fäusten. »Ich will endlich zurück nach Gorgan.«
    Er stand vor dem runden Navigationstisch des Kommandostands. Das Steuerpendel kreiste ruhig über dem Siebenstern. Darüber war Caerylls Karte ausgebreitet. Die vier Pyramidenkristalle des DRAGOMAE waren so über vier Punkte des Siebensterns verteilt, daß sie ein Kreuz bildeten.
    »Wir fliegen auf gutem Kurs«, behauptete Robbin, der Pfader. »Wir nähern uns einem Punkt, den Caeryll auf seiner Karte mit Heluma bezeichnet hat. Hier scheint es einen Weg aus der Schattenzone zu geben.«
    »Aber wie oft hat der Schein schon getrogen«, stellte Mythor fest.
    »Die Ungeduld ist ein Vorrecht der jungen Jahre«, sagte der Kleine Nadomir. Der Troll stand Mythor am Navigationstisch gegenüber und hatte die derben Hände in seinem Muff vergraben. »Aber wer Weisheit erlangen und die Kunst der Weißen Magie beherrschen will, muß sich auch in Geduld üben.«
    »Du hast als Troll leicht reden«, sagte Mythor. »Mit deiner hohen Lebenserwartung könnte ich mir auch mit allem etwas länger Zeit lassen.«
    »Sei nicht unwirsch, Mythor«, sagte Fronja und legte ihm die Hand in den Nacken. »Du hast in den zweieinhalb Jahren, seit du Churkuuhl verlassen mußtest, so viel erreicht wie kaum ein Sterblicher vor dir. Und ich weiß, daß dir – uns beiden – noch eine große Zukunft bevorsteht. Ich erinnere mich da mancher längst vergessen geglaubter Träume… Aber du kannst das Glück nicht gewaltsam erzwingen. Du darfst nicht mit dem Kopf durch die Wand wollen, sondern mußt deinen Schritt der Entwicklung deines Geistes anpassen.«
    Mythor nickte zustimmend, aber sein Gesichtsausdruck zeigte, daß er mit diesen Worten nicht ganz übereinstimmen konnte.
    Die rotbemantelte Hexe Glair, die ebenfalls dieser Runde angehörte, sagte:
    »Niemand weiß besser als ich, wie mühsam und zeitraubend es ist, die magischen Praktiken zu erlernen. Doch lassen es die Umstände nicht zu, daß Mythor sich die erforderliche
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