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Mythor - 119 - Das sterbende Land

Mythor - 119 - Das sterbende Land

Titel: Mythor - 119 - Das sterbende Land
Autoren: Wolf Paul
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die dritte Wache, seit sie von Halbmond aufgebrochen waren, jenem Eiland, an dem die fliegende Stadt geankert hatte, während Mythor mit einigen Carlumern ausgezogen war, Fronja aus Orphals Reich Nebenan zurückzuholen. Und auch diese Wache ging bald ihrem Ende zu, ohne daß sich etwas an der Situation der Schattenzone geändert hätte. Carlumen trieb in irgendeiner Strömung der Schattenzone, in der es keinerlei Gefahren zu geben schien. Es war alles ruhig.
    Nur einmal war steuerbords ein riesiger Schattenwal aufgetaucht. Doch das war während der Wachperiode der Amazonen gewesen. Auch dieser einzige Zwischenfall war ohne besondere Aufregung vorbeigegangen, denn einige Steinschüsse aus den Wurfböcken hatten genügt, um den Wal wieder zu verscheuchen.
    Da ihm noch etwas Zeit blieb, bevor er die Wache an Tertish und ihre sechs Amazonen übergeben konnte, suchte Berbus die Bugwaffenkammer auf der Backbordseite auf. Dort gab es einen Schleifstein, mit dem er seine Streitaxt bearbeiten konnte. Sie erschien ihm schon etwas stumpf, und es konnte nichts schaden, die Schneide zu schärfen, auch wenn es nichts zu kämpfen gab.
    »Berbus!«
    Der Hepton der Wälsenkrieger wirbelte herum, als er die zischelnde Stimme in seinem Rücken vernahm. Aber da war niemand zu sehen.
    »Berbus!« wiederholte die Stimme, nur kam sie diesmal aus einer anderen Richtung, hinter einem Gebüsch hervor. Als Berbus durch das Buschwerk brach, die Axt zum Schlag erhoben, meldete sich die Stimme wiederum in seinem Rücken: »Wie leicht bist du doch zu narren, Hepton der Wälsenkrieger. Ich könnte dich mühelos umschlingen und erwürgen und anschließend auffressen.«
    »Zeig dich, Schlange!« schrie Berbus zornig. »Ich schlage dich mit einem Hieb entzwei.«
    Hinter einem Mauervorsprung schoß ein mächtiger Schlangenkopf hervor. Der gezackte Kamm war geschwollen, das Maul mit den dolchspitzen Zähnen weit aufgerissen, die gespaltene Zunge zuckte auf Berbus zu.
    Mit einem Wutschrei ließ er die Axt niedersausen. Doch traf sie ins Leere und prallte von nacktem Stein ab. Der Laut war noch nicht verhallt, als in seinem Rücken ein Zischeln ertönte. Noch ehe der Wälse sich umdrehen konnte, schmiegte sich ein geschuppter Körper an seinen Rücken, schlang sich um seine Brust und preßte ihm die Arme an den Körper. Er war im Würgegriff der Schlange gefangen, ihr häßlicher Kopf tauchte über ihm auf, und aus dem halb geöffneten Maul zielten die beiden Enden der gespaltenen Zunge gegen seine Augen.
    »Siehst du, welch leichte Beute du für mich bist, Wälse?« zischelte die Schlange Yhr. »Ich könnte dich verschlingen, so wie ich diese ganze Fliegende Stadt in meinem Bauch trage. Aber ich will dich schonen. Ich hätte Verwendung für einen tapferen Krieger.«
    »Du hast mir nichts zu bieten«, erwiderte Berbus und spannte seine Muskeln an, aber die Schlange zog sich nur noch fester um seinen Leib. Er glaubte schon, sie würde ihm den Brustkorb brechen, doch da lockerte sie wieder den Griff. Schweratmend fuhr er fort: »Du bist eine Gefangene, Yhr – gefangen im Tillornischen Knoten.«
    »Ich komme frei, verlaß dich drauf, Wälse«, zischelte Yhr. »Und dann werde ich alle vernichten, die glaubten, mich bändigen zu können. Mythor, Fronja, den Steinmann, den Troll und den Pfader – alle. Aber wer mir hilft, mein Ziel schneller zu erreichen, soll reichlich belohnt werden. Ich könnte dir Carlumen zum Geschenk machen.«
    »Ich brauche diese Fliegende Stadt nicht«, sagte Berbus gepreßt, als sich der Griff um ihn wieder verstärkte. »Mein Leben ist der Kampf, und davon hat mir Mythor genug zu bieten.«
    »Ich könnte dich in Länder führen, wo unermeßlicher Reichtum auf Helden wie dich wartet«, zischelte die Schlange. »Du weißt, mein Körper windet sich durch viele Bereiche, ich kann dich überallhin führen, wohin du willst. Abenteuer über Abenteuer warten auf dich, die schönsten Frauen, Reichtümer, Kostbarkeiten, die erlesensten Genüsse. Das alles biete ich dir für einen kleinen Gefallen.«
    »Und was hätte ich für dich zu tun?« fragte Berbus.
    »Nichts weiter als den Kommandostand aufzusuchen, das Steuerpendel anzuhalten und Mythors Zauberkristalle über Bord zu werfen«, antwortete die Schlange. »Vielleicht wäre es auch von Nutzen, die Kristallwand zu zerschlagen, in der Caeryll wohnt. Aber das ist nicht Bedingung… Berbus! Kämpfe für mich und du lernst Wunder kennen, die zu sehen keinem zweiten Sterblichen vergönnt sind.
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