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Mythor - 112 - Der magische Bann

Mythor - 112 - Der magische Bann

Titel: Mythor - 112 - Der magische Bann
Autoren: Walker Hugh Wolf Paul
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dabei ertappte, wie sie ihre Nasen aneinander rieben.
    »Hört mit dem Geschmuse auf!« schalt sie sie dann.
    »Wir halten Kriegsrat«, behauptete Lankohr daraufhin.
    »Wie lange sind wir unterwegs?« erkundigte sich Mythor bei Robbin, der einen untrüglichen Zeitsinn hatte, jedoch nicht gewillt war, darüber Auskunft zu geben, wie es ihm möglich war, Stunde und Tag zu bestimmen.
    »Es rundet sich der neunte Tag, seit wir am Letzten Ufer von Scadrach aufgebrochen sind«, antwortete der Pfader, der auch während des anstrengenden Abstiegs Zeit fand, an seinen Körperbinden zu nesteln und sie immer wieder neu zu wickeln. Manchmal schien es, daß er sich dieser Tätigkeit gar nicht bewußt war. Sie war für ihn so selbstverständlich wie das Atmen.
    »Wäre es nicht wieder an der Zeit, eine Rast einzulegen?« meinte Mythor mit einem Blick nach oben. »Die anderen sind schon ziemlich weit zurückgefallen.«
    Hinter Burra war eine große Lücke entstanden, und weit oben tauchten gerade die beiden ungleichen Gestalten von Cryton und Nadomir auf. Der Götterbote und der Königstroll, was für ein Paar! dachte Mythor. Und er fragte sich, ob der Götterbote ihm zürnte, weil er sein Angebot ausgeschlagen hatte, ihm in höhere Gefilde zu folgen. Aber nein, sagte er sich, Cryton rechnete es ihm sogar hoch an, daß er, Mythor, seine Freunde nicht im Stich ließ. Er war deswegen sogar so sehr von ihm angetan, daß er erklärte, ebenfalls an seiner Seite bleiben zu wollen. Doch wer vermochte schon zu sagen, welche Gründe einen Götterboten dazu bewogen?
    »Wir warten, bis die anderen zu uns gestoßen sind«, entschied Robbin. »Dann setzen wir den Abstieg fort. Wie schon eine alte Pfaderregel sagt, macht das Rasten hungrig. Aber unsere Vorräte an Nahrung, Wasser und Salz sind fast schon aufgebraucht. Abgesehen davon sollten wir zusehen, daß wir weiterkommen, solange wir festen Grund unter den Füßen haben. Wer weiß…«
    Robbin verstummte, als von oben ein durchdringendes Rumoren erklang.
    »Hört ihr des hungrigen Beuteldrachens Magenknurren?« rief Burra lachend.
    Ihr Gelächter verstummte augenblicklich, als sich das Geräusch wiederholte. Durchdringender und lauter, kam es diesmal von allen Seiten. Der Felsbrocken, auf dem Mythor stand, wurde erschüttert und neigte sich knirschend zur Seite.
    Fronja stieß einen spitzen Schrei aus, als plötzlich ein dicker Holzbalken barst, der die Mauerreste eines Gebäudes gestützt hatte, das zwischen anderem Strandgut eingekeilt war. Die Ruine stürzte in sich zusammen, und die Trümmer fielen krachend in die Tiefe.
    Mythor sprang hinzu und packte Fronja am Arm, um sie vor dem Absturz zu bewahren.
    »Danke«, sagte sie und entwand sich seinem Griff. »Ich bin kein schwaches Püppchen, das den starken Arm eines Gorganers braucht.«
    »Findest du nicht, daß du in dem Bestreben, deine Selbständigkeit unter Beweis zu stellen, maßlos’ übertreibst«, sagte Mythor. »Es gab auch schon Situationen, in denen du mir beistandest. Du mußt zwischen Bevormundung und Kameradschaft unterscheiden lernen.«
    »Du bist der Verblendete von uns beiden«, erwiderte Fronja.
    Mythor wußte, woher ihre Ablehnung kam. Sie dachte, daß ein Bildzauber ihn an sie band, und darum wehrte sie alle seine Versuche, ihr näherzukommen, vehement ab. Daß sie dabei weit übers Ziel hinausschoß, wollte sie nicht wahrhaben. Und Mythor konnte ihr nicht klarmachen, daß er viel tiefere Gefühle für sie empfand, als ein Liebeszauber schaffen konnte. Er nahm sich fest vor, dieses Mißverständnis aus der Welt zu räumen, sobald sich die Gelegenheit dazu ergab. Es stand wie eine Mauer zwischen ihnen, und er wußte, daß auch Fronja stark darunter litt.
    Im Augenblick war jedoch nicht die Zeit dafür, dieses Thema zu erörtern. Von oben erklang ein furchtbarer Schrei, der in einem donnerartigen Grollen unterging. Dann rief eine der Amazonen:
    »Der Schacht stürzt ein!«
    Durch die Lücke, die hinter der eingestürzten Mauer entstanden war, quoll eine graue, blasenwerfende Masse. Aus ihr schob sich ein dicker, mehrere Körperlängen messender Stoßzahn irgendeines verendeten Ungeheuers hervor – und genau auf Burra zu. Die Amazone sprang mit einem wütenden Aufschrei zur Seite’ und entging so knapp dem Schicksal, von dem Stoßzahn aufgespießt zu werden.
    Scida hatte auf einer hölzernen Plattform Schutz gesucht, die zwischen zwei Felsen eingeklemmt war. Doch unter dem Druck der einfallenden Masse wurde der obere
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