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Mythor - 095 - Die Zaubermütter

Mythor - 095 - Die Zaubermütter

Titel: Mythor - 095 - Die Zaubermütter
Autoren: Terrid Peter
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weit voraus.
    Er wollte Zahdas Palast aufsuchen, aber was dann…?
    Mescal ahnte. - tief in seinem Innern wußte er es schon -, daß er eine Spiegelschwester hatte. Sie würde ihm ähnlich sein - zumindest äußerlich. Ob sie auch innerlich so danebengeraten war wie ihr Spiegelbruder?
    Und was geschah, wenn die beiden zusammentrafen - würden sie sich lieben oder hassen?
    Vielleicht wußte Zahda darauf eine Antwort, überlegte sich Mescal.
    Er hatte nach recht kurzer Zeit ein Gebäude erreicht und suchte nun nach dem weiteren Weg zu Zahdas Frostpalast. Rasch war die Fährte aufgenommen. Zahdas Palast war nicht sehr weit entfernt - binnen kurzer Frist konnte Mescal dort sein.
    Er fragte sich, was er Zahda sagen würde.
    Konnte er nach seiner Spiegelschwester fragen? Und was würde Zahda darauf antworten?
    Sie hatte die Existenz eines solchen Ebenbildes niemals erwähnt - warum nicht?
    Noch immer wurde Mescal tief in seinem Innern von der gleichen bedrängenden Frage gequält - welcher von den beiden Leibern war das eigentliche Ziel des Vereinigungsexperiments gewesen? Wer war dabei gleichsam als Abfall miterschaffen worden - Mescal oder die Spiegelschwester?
    Da Mescal niemals erfahren hatte, welche Daseinsberechtigung er überhaupt besaß - vor der Antwort empfand er panische Angst -, konnte er sich bei seinem Grübeln über dieses Problem nicht sicher sein. Was war, wenn sich tatsächlich herausstellte, daß man ihn gleichsam beiläufig geschaffen hatte, ohne es recht zu wollen - Mescal näherte sich dieser Frage vorsichtshalber nicht.
    Auch diese Antwort hätte ihn tief verletzen können.
    Er erreichte vertrautes Gelände, Zahdas Palast. Die Hexen, die dort lebten und ihren Dienst versahen, schienen gar nicht gemerkt zu haben, daß Mescal überhaupt verschwunden gewesen war. Es tat weh, das feststellen zu müssen.
    Überhaupt begannen sich bei dem Spiegelwesen wieder die alten Selbstzweifel einzustellen - es war, als gebe es in Mescals Leben ein unablässiges Hinauf und Hinab, ein Schaukeln zwischen Übermut und tiefer Verzweiflung, wobei beides eigentlich nicht angemessen war.
    Mescal suchte den Raum auf, den Zahda ihm hatte zuweisen lassen.
    Lassen… war das der Schlüsselbegriff? Sie hatte sich nie selbst um Mescal gekümmert, immer nur Scotia vorgeschickt. Gewiß, die Hexe hatte es gut gemeint mit Mescal. Daß die beiden immer wieder aneinander geraten waren, lag zweifelsfrei an Mescal, nicht an Scotia. Mescal wußte das. Aber hätte sich Zahda nicht selbst einmal bemühen können?
    Wo war sie jetzt? Warum war sie nicht an Mescals Seite, um ihn zu trösten?
    Er sah das Bildnis der Zahda, das in dem Raum hing. Scotia hatte es für Mescal besorgt, nachdem er sie darum ersucht hatte. Es war nicht viel darauf zu erkennen - wer immer es gezeichnet hatte, hatte mehr Wert auf Äußerlichkeiten gelegt. Von Zahda selbst war praktisch nur der regenbogenfarbene Umhang zu erkennen, das Gesicht verschwamm vor Mescals Augen.
    »Warum hast du das getan?« fragte Mescal leise und zaghaft. »Du hast mich immer nur verwalten lassen, niemals hast du dich selbst um mich gekümmert. Ich weiß nichts über mich - kann ich deshalb nichts mit mir anfangen?«
    Er spürte den Schmerz heiß heraufbranden.
    »Hast du überhaupt an mich gedacht, als du mich schufst?« fragte Mescal. Seine Stimme wurde lauter. Seine Rechte krampfte sich um den Griff des Schwertes. Er hatte es an Bord des Ballons gefunden und als Beute mitgenommen. »Hast du dich jemals wirklich für mich interessiert, jemals an mich gedacht und nicht an dein aberwitziges Experiment?«
    Lauter und lauter wurde seine Stimme, sie überschlug sich.
    »Willst du wissen, was ich von dir halte, Zaubermutter Zahda, du Große? Ich hasse dich aus tiefster Seele…!«
    Er riß das Schwert aus der Scheide und schlug damit auf das Bild ein.
    Die Klinge zerbrach, klirrte auf den Boden. Mit Tränen in den Augen sah Mescal das Bild der Zaubermutter, dann die Bruchstücke seiner Waffe. Haltlos brach er zusammen.
*
    »Komm, Burra!«
    Zaems Stimme klang einladend, fast lockend. So sanft und freundlich hatte Burra ihre Zaubermutter nie erlebt.
    Die beiden Frauen durchschritten Bereiche des Hexensterns, in denen sich vermutlich seit vielen Jahren kein lebendes Wesen mehr hatte blicken lassen. Seltsam und bedrohlich erschienen die Mauern ringsum, düster und schwerlastend.
    Burra schritt neben Zaem über den Boden. Anderswo hätte sie Ratten erwartet, die über den Boden huschten, Spinnweben in
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