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Mythor - 088 - Kampf um die Burg

Mythor - 088 - Kampf um die Burg

Titel: Mythor - 088 - Kampf um die Burg
Autoren: Terrid Peter
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die Augen aus dem Kopf quellen vor Staunen.«
    »Ha«, sagte Phyters Begleiterin. »Euch werden die Augen aus dem Kopf quellen, wenn ihr erlebt, was Nakido noch aufzubieten hat.«
    »Davon später mehr«, stieß Phyter hervor. »Zeige mir den Weg aus dem Lager - draußen können wir weiterreden.«
    »Wenn du willst - folge mir!«
    Die beiden huschten im Dunkel zwischen den Zeltreihen durch. Mochten die Horsiks auch ein ziemlich übles Volk sein - im Kriegslager hielten sie auf Ordnung. Die Zelte standen ausgerichtet, eines wie das andere.
    In diesem Teil des Lagers streunten nur Hunde herum und suchten nach Essensresten. Eine Katze - auch noch schwarz, dachte Phyter - tauchte auf dem Weg auf, machte einen Buckel und huschte dann davon.
    »Verfluchtes Omen«, knurrte Phyter.
    Natürlich war das Zeltlager befestigt worden. Es gab einen Wall und darauf spitze Palisaden. Aber es gab auch Schleichwege, und einen dieser Geheimpfade nutzten die beiden Flüchtlinge.
    Phyter stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als er das Lager hinter sich wußte.
    »Den Kopf herunter«, zischte seine Begleiterin. »Die Wachen könnten uns sehen!«
    Die beiden krochen durch den flachen Graben. Schon am ersten Tag der Belagerung hatten die Horsikerinnen versucht, den Fluß Eskeida abzulenken, der an der steilen Nordflanke der Burg entlangfloß. Nun lieferte er sein Wasser nicht länger für die Befestigung der Burg Narein, sondern zum Teil auch für das Grabensystem, mit dem sich die Horsikerinnen schützen wollten. Das Wasser war kalt - kein Wunder, der Herbst hatte begonnen.
    Phyter jedenfalls schnatterte laut, als er endlich außer Sichtweite der Lagerwachen war. Der Grabendurchgang hatte ihn völlig durchnäßt, und in der Eile hatte er natürlich vergessen, sich einen dichten Mantel überzuziehen.
    »Und was nun?« fragte die Frau, kaum daß die beiden in Sicherheit waren. Phyter konnte nur noch schemenhaft ihre Gestalt wahrnehmen.
    Er versuchte sich zu erinnern. Oft war er in diesem Gelände herumgestreift. Da gab es, eine knappe Wegstunde entfernt, ein Wäldchen mit einem Tal. Phyter kannte es wohl - er war einige Male von ihm nachstellenden Kriegsmägden dorthin eingeladen worden und hatte sich für deren Dreistigkeit dadurch gerächt, daß er ihnen die Picknickkörbe leergegessen und dann trotzdem nein gesagt hatte.
    In dem Tal war man weitgehend sicher - jedenfalls vor Angriffen der Horsik-Amazonen. Phyter war einen Seitenblick auf seine Begleiterin. Sie würde sich hoffentlich einigermaßen zu benehmen wissen. Es war so eine Sache mit dem Weibervolk. In Gesellschaft taten sie oft schüchtern, aber wehe, wenn man als schwacher Mann mit ihnen allein war. Nun, Phyter fühlte sich Manns genug, solche Angriffe zurückzuweisen.
    »Komm mit«, sagte er. »Ich weiß einen guten Platz.«
*
    Das Feuer knisterte leise. Nur eine Handbreit hoch waren die Flammen. Die Frau verstand etwas von der Kunst, Feuer zu machen. Das Feuer qualmte nicht stark, und der Rauch trieb von der Zeltstadt der Horsik-Frauen weg ins Wäldchen hinein.
    Um diese Zeit des Tages - es war lange nach Mitternacht - hätte Phyter friedlich in seinem Bett gelegen, bestenfalls darüber gegrübelt, wie er die Initiale eines neuen Chronikkapitels kunstvoll ausgestalten sollte. Nun saß er, ganz allein, in einem düsteren Wald, mit klammen Kleidern und in Begleitung einer Leibeigenen der Horsik-Sippe.
    »Wie heißt du?« fragte Phyter.
    »Netsuke«, lautete die Antwort knapp. »Und du?«
    »Phyter!«
    Netsuke dachte einen Augenblick lang nach. Ihr Gesicht erhellte sich.
    »Dann bist du der Sohn von Pharr, dem Chronisten von Narein?«
    »Jetzt bin ich der Chronist«, sagte Phyter. Er sah, daß die junge Frau - fast ein Mädchen noch, höchstens achtzehn Sommer alt - ein wenig verlegen wurde. Als Leibeigene, ob geraubt oder nicht, stand sie gesellschaftlich unter dem Chronisten von Narein.
    »Du weißt etwas über die Pläne der Horsik-Frauen?«
    Netsuke nickte betrübt.
    »Ich habe einen Fehler gemacht«, jammerte sie plötzlich. »Ich hätte dich allein ziehen lassen sollen. Jetzt werden wir beide umgebracht.«
    Verzagt war sie auch noch, dachte Phyter.
    »Warum so kleinmütig?« fragte er. »Ich bin noch da und habe meine Waffe.«
    »Auch du«, sagte Netsuke wegwerfend. Phyter war immer wieder erstaunt, mit welch geringen Mitteln eine Frau es fertigbrachte, einem Mann das Selbstwertgefühl in Splitter zu schlagen.
    »Wovor ängstigst du dich?« fragte Phyter. »Wenn es
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