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Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Titel: Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein
Autoren: Terrid Peter
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und sie versprach, mir zu helfen. Jetzt ist dein Glück gemacht, mein Junge.«
    »Das befürchte ich auch«, stieß Ploder hervor, der sich in Gedanken bereits in Schwierigkeiten verstrickt sah, die er sich kaum vorstellen konnte. Er ganz allein mit so vielen Frauen…?
    »Was willst du, Weib?«
    Die Bewohnerin des Zeltes hatte die Stimmen gehört und hatte den Kopf hervorgestreckt.
    »Ich bin es, werte Frau, Thuda, die Bäuerin vom Kargrund«, sagte Ploders Mutter. »Erinnerst du dich an mich?«
    Die Amazone war das schrecklichste Weib, das Ploder jemals begegnet war. Kalte Augen, die Lippen zu Strichen zusammengepreßt, die langen dunklen Haare straff zurückgekämmt - sie sah boshaft, niederträchtig und roh aus.
    »Thuda?« wiederholte die Amazone. Sie kam zur Gänze zum Vorschein. Sie war in dichtes Leder gehüllt, auf einigen Streifen schimmerte es feucht und rot. Offenbar war sie vor kurzem erst in einem Gefecht gewesen. »Ach ja, ich erinnere mich. Was willst du? Was kann ich für dich tun?«
    »Es geht um meinen Sohn, edle Amazone«, begann Thuda.
    »Nenne mich Tharka.«
    »Es geht um Ploder, Tharka, meinen Sohn. Nun komm schon her und zier dich nicht so. Zeig dich der freundlichen Frau. Er ist noch ein wenig scheu, der Junge.«
    »Das sehe ich«, sagte Tharka. Sie griff nach Ploders Kinn. Der lief schon wieder rot an, und die Amazone lachte laut auf. Ihr fehlten drei Zähne, und sie aß gerne Zwiebeln.
    »Du willst ihn hierlassen? Bei mir?«
    »Ich habe keine Verwendung für ihn. Er ist ein wenig zierlich und verträumt. Richtig zupacken kann er nicht, obwohl er sonst ein lieber Junge ist. Sehr fügsam, vor allem, nachdem man ihn gründlich durchgeprügelt hat.«
    »Du bist eine gute Mutter«, stellte Tharka fest. Ihr Blick bekam einen hungrigen Ausdruck, der Ploder überhaupt nicht gefallen wollte, auch wenn er nicht begriff, was die Amazone wirklich von ihm wollen konnte.
    »Nicht wahr?« setzte Thuda ihre Erläuterungen fort. »Bei uns wird er kaum über den Winter kommen. Der Kohl ist dürr in diesem Jahr, und das Getreide steht auf kurzem Halm. Bevor er bei uns als nutzloser Esser herumlungert, könnte er vielleicht, ich habe es mir so vorgestellt, hier irgendwo etwas Nützliches tun.«
    »Was kann denn dein Kleiner?«
    »Ich heiße Ploder!«
    Eine Ohrfeige von Thuda belehrte ihn darüber, daß er nur zu antworten hatte, wenn er unmittelbar gefragt worden war.
    »Er kann schreiben, recht gut und schön«, sagte Thuda. »Ich dachte mir, nur so eine Überlegung…«
    »Laß ihn nur hier«, sagte Tharka freundlich. Ploder spürte, wie ihm der Angstschweiß ausbrach.
    »Du willst dich um ihn kümmern?« fragte Thuda freudig erregt. »Das ist wirklich reizend. Auf der anderen Seite… er ist mir wirklich ans Herz gewachsen, der liebe Junge.«
    Tharka sah die Mutter scharf an.
    »Wieviel?«
    Ploder rollte mit den Augen. Er begriff gar nichts mehr. Am liebsten wäre er weggelaufen, aber dann hätte ihn die furchtbare Amazone, wahrscheinlich mit dem Wurfseil eingefangen und zum Spott durch das Lager gezerrt, damit die anderen auch etwas zu lachen hatten. Dieses Schicksal erschien Ploder noch schrecklicher als das, zu dem er nun verurteilt schien.
    »Die Zeiten sind hart«, stieß Thuda hervor. »Krieg ist im Land.«
    »Du wirst staunen, das weiß ich schon«, sagte Tharka lachend. Sie deutete auf ihre Kleidung. »Was glaubst du, woher diese Flecken rühren?«
    »Blut?« stieß Thuda hervor.
    Tharka lachte nur. Sie schien an diesem blutigen Gewerbe großes Vergnügen zu haben.
    »Ich gebe dir das hier«, sagte Tharka und brachte ein goldenes Kleinod zum Vorschein. »Ich habe es gerade einem Feind abgenommen. Es gehört dir, soll dich an die Amazone erinnern.«
    »Dank«, stammelte Thuda. »Tausendfältigen Dank.«
    Sie zog sich katzbuckelnd zurück. Ploder, dem die ganze Sache nicht geheuer erschien, versuchte, sich ebenfalls davonzumachen, aber Thuda jagte ihn mit einem Fußtritt zu Tharka zurück.
    »Dort wirst du bleiben, Sohn«, sagte sie energisch. Sie sah dabei weniger ihren Sohn an als vielmehr das Schmuckstück. »Die Frau meint es gut mit dir.«
    »Das Gefühl habe ich auch«, murmelte Ploder.
    Die Amazone hatte ihn bereits gepackt, und ihr Griff war zu stark, als daß Ploder sich hätte befreien können. Aus tränenfeuchten Augen sah er, wie seine Mutter das Lager verließ.
    »Nun zu dir, Bürschchen«, sagte die Amazone. »Du wirst mein Zelt aufräumen und in Ordnung bringen. Wenn du damit fertig
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