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Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Titel: Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein
Autoren: Terrid Peter
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setzte sich auf einen fellüberzogenen hölzernen Schemel und sah Ploder an.
    »Wozu taugst du?« fragte sie.
    »Ich kann lesen und schreiben«, behauptete Ploder kühn.
    »Männerkram«, versetzte Jayda. »Zu nichts nutze.«
    Jayda war wie Ploder der Amazone dienstbar; ihr zu widersprechen war ein weniger gefährliches Unterfangen als Widerspruch gegen Garbica. Ploder war kühn an diesem Abend.
    »Im Gegenteil«, sagte er. »Sogar sehr nützlich.«
    »Beweise es«, sagte Jayda. »Aber rasch, ich bin müde.«
    »Ich…«, stotterte Ploder überrascht. »Also…«
    Garbica zog die Brauen in die Höhe.
    »Legt euch schlafen«, sagte sie. »Der Morgen graut früh.«

3.
    Ploder fand in dieser Nacht keinen Schlaf. Er ruhte neben Jayda auf einer Schütte Häcksel eigentlich recht bequem, aber er wagte nicht, ein Auge zu schließen, da er stets damit rechnete, daß Jayda zudringlich würde. Seltsamerweise machte sich Jayda nicht einmal die Mühe, Ploder zu beachten; sie schlief ruhig und tief.
    Ploder überdachte seine Lage. Sie war alles andere als beneidenswert. In den Wirren des Krieges zwischen den Amazonen und ihren Gegnern konnten auch Unbeteiligte leicht den Tod finden. Und selbst wenn er nicht irgendwann irgendwie von irgendwem erschlagen wurde, war sein guter Ruf dahin, wenn ruchbar wurde, daß er sich mit dem rauhen Kriegsvolk herumgetrieben hatte. Von den Männern die es im Lager der Amazonen gab, wollte keine anständige Frau etwas wissen. Wenn Ploder nicht bald in seinen heimatlichen Weiler zurückkehrte, konnte er die Aussichten auf eine reiche Freierin getrost streichen. Dann mußte er mit dem vorliebnehmen, was übrigblieb - womöglich gar mit einer Kriegsmagd, narbenbedeckt, ständig von den Feldzügen schwätzend, gefräßig und dem Trunk verfallen, dazu obendrein gewalttätig, arbeitsscheu und hinter Männern her… die Aussichten für Ploder waren düster wie die Nacht.
    Als sich in den ersten Strahlen der morgendlichen Sonne Jayda zu rühren begann, hatte sich Ploder schon längst angekleidet. Jayda strich sich das flachsfarbene Haar aus den Augen und schielte von ihrem Lager nach oben.
    »Du bist schon auf?« fragte sie verwundert.
    »Ich habe einen leichten Schlaf«, log Ploder, der, wenn man ihn ließ, tagelang wie ein Klotz schlafen konnte. »Was soll ich tun?«
    »Setz dich hin und laß es dir zeigen.« sagte Jayda. Sie räkelte sich ausgiebig. Wollte sie Ploder damit ärgern, daß sie soviel von ihrem Körper dabei sehen ließ?
    Jedenfalls grinste sie anzüglich, als sie Ploders hochrotes Gesicht sah. Diese Kriegsweiber waren wirklich schrecklich, dachte Ploder. Einfach sittenlos.
    »Hol Wasser«, bestimmte Jayda. »Garbica wird sich waschen wollen. Aber daß du mir nicht mit den Frauen am Brunnen herumschäkerst!«
    Diese letzte Bemerkung war als Spott gedacht und traf ins Schwarze. Ploder beeilte sich. Zum Glück waren nicht alle Kriegerinnen so aufstehflink wie Garbica - der größte Teil des Lagers lag noch in tiefem Schlaf. Eine Amazone, die dem Trunk ein wenig zu heftig zugesprochen hatte, lehnte neben dem Brunnen und steckte immer wieder den Kopf in das klare Wasser, um den Schädel abzukühlen.
    Hastig schöpfte Ploder einen Holzeimer voll Wasser, den er dann ebenso hastig in das Zelt der Amazone Garbica schleppte. Garbica war schon auf. Jayda half ihr, die Rüstung anzulegen.
    Ein kalter Blick aus Garbicas Augen traf den jungen Mann.
    »Du kannst mitkommen«, sagte sie. »Es geht um dich, darum sollst du dabei sein.«
    Ploder schluckte. Blutvergießen war seine Sache nicht, nicht einmal dann, wenn es sich um das Blut einer rachlustigen Amazone handelte. Ihm wurde bei solchen Anlässen sehr leicht schlecht.
    Garbicas Blick besagte, daß es gegen dieses Gebot keinerlei Widerrede gab, also seufzte Ploder halblaut und schickte sich drein. Jayda grinste wieder sehr anzüglich. Sie war gut gewachsen, stellte Ploder fest, und wenn sie lächelte, war sie sogar recht hübsch, sofern man das bei einer Frau sagen konnte. Wahrscheinlich war sie auch sonst ganz nett - die Frauen in den Feldlagern fanden vermutlich nur selten Zeit zu Frohsinn. Und wenn, dann waren diese Späße nichts, woran Ploder teilzunehmen wünschte.
    Die drei schritten durch das frühmorgendliche Kriegslager. In den Zelten wurde es allmählich lebendig. Mit rauhen Kehlen schrien die Amazonen nach ihren Mägden und Knechten. Überall hasteten schwerbepackte Gestalten durch die Gassen des Lagers, schafften Wasser heran oder
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