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Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Titel: Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia
Autoren: Giesa Werner K.
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Amazone hatte ihn in Sicherheit gewiegt und in eine Falle locken wollen! Nur Scidas Auftauchen hatte es verhindert.
    Fassungslos sah Kalisse zu. Sie begriff anscheinend etwas langsamer. Dann aber zog sie die Schwerter und sprang zwischen Scida und die Gegnerin, um die beiden zu trennen. Klar hatte sie erkannt, daß die alte Amazone trotz ihrer Kampferfahrung der Feindin irgendwann unterlegen sein würde. Kalisse selbst bot sich als neue Gegnerin an und drang auf die andere ein. Die Schwerter sprangen gegeneinander und bissen nach schwachen Stellen in den Rüstungen unter den Masken.
    Mythor warf einen Blick in die Runde, während Scida es sich nicht nehmen ließ, ihrerseits dranzubleiben. Überall tauchten Maskenträgerinnen auf. Das Klirren der Waffen mußte sie herbeigerufen haben. Überraschte und entsetzte Rufe erklangen, und mehr und mehr Hanquonerinnen erschienen.
    Ein Bruch des Gesetzes! Kampf auf der Schwimmenden Stadt!
    Mythor überlief es heiß und kalt. Das war es! Der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen bringen konnte. Nur zu deutlich klang ihm noch Salmeis Warnung in den Ohren, beim nächsten Unruhestiften alle über Bord werfen zu lassen.
    »Hört auf, verdammt!« brüllte er. »Aufhören mit dem Unsinn!«
    Er spürte, daß hinter ihm jemand war. Eine Gestalt mußte wie kurz zuvor Scida in der Flügelschlangenmaske unter Umgehung der Leitern einfach auf die tiefere Plattform herabgesprungen sein. Es konnte nur Gefahr bedeuten. Alton in der Hand, machte Mythor einen Sprung nach vom und wirbelte dann herum. Haarscharf an ihm vorbei wirbelte ein Schwerthieb. Die Luft pfiff. Im Rückhandschlag der Gegnerin prallte ihre Klinge gegen Alton. Ein seltsamer, klagender Ton durchdrang die Luft.
    Mythor sah die Fronja-Maske, die eigentlich Scida gehörte. So etwas wie Erleichterung überkam ihm, daß dies noch keine der aufgebrachten Hanquonerinnen war. Andererseits jedoch bedeutete eine Ausweitung des Kampfes auch eine Vergröberung des Gesetzbruchs.
    Und irgendwie ahnte er, weshalb die Feindin erst jetzt in den Kampf eingriff. Sie mußte es gewesen sein, die von einem der oberen Stockwerke aus den Feuerball in den Himmel katapultiert hatte. Sie hatte ein Zeichen gegeben, aber wem? Erwarteten die beiden Amazonen Hilfe? Was lauerte draußen auf dem Meer?
    Er konnte es nicht einmal ahnen!
    Und bis jetzt hatte die Amazone gebraucht, um nach unten zu kommen und sich durch die bestürzten Zuschauerinnen zu drängen. Mythor sah die ersten aus dem Pflanzenstock kommen und nähertreten. In den meisten Fällen ließen die Masken keine Möglichkeit, am Gesichtsausdruck den Gemütszustand zu erkennen, aber die Körperhaltung sagte genug.
    Zorn.
    Die Fronja-Maske griff wieder an. Schnelle Schwerthiebe prasselten auf Mythor herab, und er hatte Mühe, sie abzuwehren. Die Gegnerin kämpfte hervorragend, war stark und schnell. Selten hatte Mythor einer so starken Gegnerin in Vanga gegenübergestanden. Langsam wurde er zurückgedrängt, während er sah, daß Kalisse und Scida gemeinsam auch keinen sonderlich leichten Stand hatten.
    Wo war Gerrek?
    Lag er irgendwo besinnungslos, seiner Maske beraubt, oder hatte er es noch nicht geschafft, bis zum Schauplatz des Kampfes vorzudringen? Wie dem auch sein mochte, dachte Mythor grimmig, die Abwesenheit würde ihn vielleicht retten, wenn die Hanquonerinnen eingriffen.
    Noch sahen sie zu. Aber wie lange noch?
*
    Der Lärm drang auch an Salmeis Ohr. Die Erste Bürgerin trat aus ihrer Unterkunft und ging bis zum Rand des Blattes, um nach unten zu sehen. Sie sah, wie sich auf dem untersten Blatt, nahe dem Rand, einige Masken einen furchtbaren Kampf lieferten. Die Schwerter blitzten im Sonnenlicht, und sie erkannte auch die leuchtende Klinge des Gläsernen Schwertes.
    »Ich habe es geahnt«, murmelte die Maskenträgerin. »Er gibt keine Ruhe, dieser Narr!«
    Es mußte Honga sein. Sie hatte die Gläserne Klinge bei ihm gesehen, als er unmaskiert war, und dieses Schwert war einmalig. Wieder dieser seltsame Mann, dem sich Frauen unterzuordnen schienen. Als er vor ihr gestanden hatte, hatte Salmei sich gefragt, welche Macht diesen Mann mit den hellen Augen beherrschen mochte. Er war anders als alle anderen Männer, die sie jemals gesehen hatte, das hatte sie sofort gespürt.
    Doch das änderte nichts an bestehenden Tatsachen. Das Gesetz war gebrochen worden. Auf Hanquon wurde mit todbringenden Waffen gekämpft.
    Noch war keine der Kämpferinnen gefallen, aber jeden Moment konnte es geschehen.
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