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Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Titel: Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia
Autoren: Giesa Werner K.
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in das Fenster gesetzt hatte, bedurfte dringend einer gründlichen Reinigung.
    Daraus schloß Gerrek, daß er sich in einem Raum befand, der sehr selten benutzt wurde und auch so abgelegen war, daß selten jemand danach sah, ob die Fenster gesäubert werden mußten oder nicht. Und Gerrek war sich der Tatsache sicher, daß er diesen Raum auf eigenen Füßen und mit eigenem Willen nicht betreten hatte. Man hatte ihn also hier versteckt.
    Er streckte gerade die Hand nach dem Riegel aus, um die Tür zu öffnen, als er sich entsann, was er gesehen hatte, als er an sich herabsah.
    Er hatte einen Beuteldrachen gesehen.
    »Das ist unmöglich«, sagte er. »Ich kann gar keinen Beuteldrachen sehen. Der einzige Beuteldrache, den es gibt, ist nämlich maskiert, und ganz bestimmt trägt er – also ich – keine Beuteldrachenmaske.«
    Nach dieser so umständlichen wie laut vorgetragenen Überlegung drehte er sich um und sah etwas auf dem Boden im Staub liegen, etwa dort, wo er selbst sich befunden hatte. Es war eine Maske, die jemand achtlos dorthin geworfen hatte.
    Gerrek griff danach und stülpte sie sich über. Die Maske war erstaunlich klein; er entsann sich, daß sie normalerweise größer war, weil sie ja nicht nur Yacubs Kopf darstellte, sondern auf magische Weise dessen ganze Gestalt vorzugaukeln hatte. Immerhin besaß sie ein Stirnhorn, wie er fühlen konnte. Aber dennoch schien sie irgendwie geschrumpft zu sein.
    Frisch maskiert, ging er wieder zur Tür und zog den Riegel zurück – das heißt, er wollte es. Aber dieser Riegel war bereits offen. Aber draußen mußte sich ein zweiter befinden, und der war zu.
    »Es ist eine bodenlose Gemeinheit, den schönsten und tapfersten Beuteldrachen der Welt wie ein Tier einzusperren«, verkündete er seinen nicht vorhandenen Zuhörern. »Aber das werden wir gleich ändern.«
    Er ballte die Fäuste, holte schwungvoll aus und schlug zu. So dünn seine Arme auch waren, steckte doch eine enorme Kraft darin, die man ihm nie zutraute. Der Riegel und die Angeln brachen, die Tür flog einfach nach draußen und kippte um.
    »Da sind wir wieder«, murmelte Gerrek und trat ins Freie. »Wehe dem Stück Weib, das es gewagt hat, sich an mir zu vergreifen! Ich werde sie nicht mehr grüßen!« beschloß er grimmig.
    Als er an der Fensterscheibe vorbeikam, konnte er nicht umhin, seine Eitelkeit zu befriedigen, blies den Staub beiseite und sah hinein. Da es im Innern der Hütte dunkler war, sah er sein Spiegelbild.
    Der, den er sah, war nicht Yacub, sondern ein anderer Dämon, der rein zufällig auch ein Stirnhorn besaß. Die Maske glich verblüffend der, von der Scida erzählt hatte, daß man sie ihr überlassen hatte, nachdem man die Fronja-Maske raubte.
    »Verrat!« schrie Gerrek entsetzt. »Ich bin bestohlen worden! Wo ist meine Maske! Honga!«
    Mythor mußte es sofort erfahren.
    Gerrek wetzte los, kletterte Leitersprossen nach unten und lief dreimal um den Pflanzenstock herum, bis er unten ankam. Dort drängte er sich zwischen eine große Masse von maskierten Hanquonerinnen. Die Erfahrung hatte gezeigt, daß Honga-Mythor meist dort war, wo etwas los war, und hier war ganz bestimmt etwas los.
    »Werft sie über Bord!« vernahm Gerrek den murmelnden Sprechchor, der sich ständig wiederholte.
    Und da sah er Honga.
    Und die geflügelte Schlange und Kalisse, und sie kämpften gegeneinander und wurden von der Menge der Bürgerinnen zum Rand des Blattes gedrängt.
    »He!« schrie Gerrek entsetzt, der nur zu gut begriff, was das bedeutete. »Ihr macht einen entsetzlichen Fehler! Hört sofort auf damit!«
    In diesem Moment geschah das Unheimliche.

9.
    Immer noch klirrten die Schwerter. Es war grotesk. Die Amazonen der Grenzhexe Niez mußten wie ihre Gegner genau sehen, was vor sich ging; daß sie von den Hanquonerinnen dem Wasser zugetrieben wurden. Und waren sie erst einmal von Bord, waren die Überlebenschancen denkbar gering. Und doch hörten sie nicht auf zu kämpfen. Immer noch klirrten die Waffen und stöhnten und keuchten die Kämpfenden vor Anstrengung. Allmählich fühlte Mythor, wie er ermüdete. Die Amazone, mit der er es zu tun hatte, war ihm zumindest gleichwertig.
    Dabei brauchte er die Kräfte, die er jetzt zur Abwehr vergeuden mußte, doch später viel zu sehr, um im Wasser um sein Überleben zu kämpfen! Aber dieser fortgesetzte Kampf raubte sie ihm.
    Noch drei, zwei Schritte bis zur Wasserkante!
    Plötzlich vernahm er Gerreks Stimme. Der Beuteldrache rief irgend etwas. Mythor
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