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Mythor - 068 - Traumland der Ambe

Mythor - 068 - Traumland der Ambe

Titel: Mythor - 068 - Traumland der Ambe
Autoren: Vlcek Ernst
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Vollendung«, erklärte die Hexe dabei. »Hier sieht Ambe ihrer letzten Verwandlung entgegen. Hurtig voran, wir sind in Eile!«
    Mythor glitt so schnell dahin, daß ihm schwindelig wurde. Endlich hielten seine Begleiterinnen an. Vor ihnen erhob sich eine blühende Laube aus Jungpflanzen. Die Hexe im gelben Mantel tupfte ihn bloß an, und er setzte sich fast gegen seinen Willen in Bewegung.
    Er erwartete, wiederum eine Puppe der Ambe zu sehen, um so überraschter war er, als er in der Laube ein Mädchen antraf, das Fronja zum Verwechseln ähnlich sah. Aber irgend etwas passierte mit ihr, sie hatte sich verändert und entsprach nicht mehr ganz dem Bild seiner Erinnerung. Dennoch erkannte er sie sofort wieder.
    »Isgrin!« rief er überrascht aus. »Was geht mit dir vor? Hat man dich bestraft? Mußt du nun dafür büßen, daß du Liebe für mich empfandest?«
    »Ja, Liebster – ich will dich ein letztesmal so nennen«, antwortete Isgrin und bewegte dabei kaum die Lippen, denn ihre Mundpartie war bereits stark verhornt. Zorn stieg in Mythor auf, und er wollte sich gegen jene wenden, die er für Isgrins Schicksal verantwortlich machte. Als sie das merkte, rief sie rasch: »Zähme deine Gefühle, Mythor. Es ist alles ganz anders, als du denkst. Die kurze Zeit mit dir war schön, aber es war eine verbotene Liebe. Denn – mein Name ist nicht Isgrin, ich bin Ambe.«
    »Das ist nicht wahr!« entfuhr es ihm.
    »Doch«, sagte Ambe. »Ist dir jetzt klar, welche Schuld ich auf mich geladen habe? Ich, die ich einem Traum Fronjas entsprungen bin, die von der Tochter des Kometen Geküßte, die ich für sie den Sohn des Kometen nach Vanga holte, habe einen schweren Treuebruch begangen. Verstehst du, daß ich mit dieser Schuld nicht leben kann?«
    »Du hast dir nichts vorzuwerfen«, erwiderte Mythor heftig. »Unsere Liebe ist rein, wir…«
    »Vergiß es, Mythor«, sagte Ambe sanft. »Das war in einem anderen Leben. Nun beginnt ein neues für mich. Ich werde als Zambe aus dieser Puppe ausschlüpfen und als Zaubermutter in die Welt treten und in Fronjas Diensten für das Wohl von Vanga sorgen.«
    »Du darfst es nicht tun, Isgrin!« rief Mythor verzweifelt. »Es gibt nichts auf der Welt, das dieses Opfer wert ist.«
    »Ich werde mich später gerne an diese Zeit erinnern«, sagte Ambe. »Fronja wird mir verzeihen, ja, das wird sie tun, ich bin da ganz sicher. Denn diese eine Erfahrung hat mir noch gefehlt, um endlich die Reife zu erlangen, die ich als Zaubermutter benötige. Ich habe geglaubt, alle Spielarten der Liebe zu kennen, aber erst durch dich habe ich die Liebe zwischen den Geschlechtern kennengelernt. Dafür bin ich dir dankbar. Und doch rechtfertigt das nicht meine Verfehlung. Ich darf auch nicht die Entschuldigung für mich geltend machen, daß ich nicht wußte, wer du warst. Eine Hexe von meinem Rang hätte sich nicht so kopflos in ein solches Abenteuer stürzen dürfen. Ich hätte dich prüfen sollen, dann hätte ich erkannt, daß du der Sohn des Kometen bist, den ich für Fronja gerufen habe.«
    »Flieh diesmal nicht vor der Verantwortung«, sagte Mythor fast flehend.
    »Es ist keine Flucht, es ist eine endgültige Erneuerung«, erwiderte Ambe. »Mach es mir nicht so schwer. Wenn du mir helfen willst, dann mußt du meine Handlungsweise billigen, ich habe nämlich größere Schuld auf mich geladen.«
    »Was redest du dir denn noch ein?« fragte Mythor.
    »Was ist aus Fronjas Bildnis geworden, das du von Vangard bekamst?« wollte Ambe wissen.
    Mythor wollte es ihr nicht verraten, aber dann gestand er, daß er Fronjas Bildnis als Tätowierung auf der Brust getragen hatte und daß er es im Kampf gegen einen Deddeth verloren hatte.
    »Wann war das?« erkundigte sich Ambe.
    »Vor ungefähr acht Monden«, antwortete Mythor unbehaglich.
    »Siehst du, genau so lange liegt auf Fronja ein dunkler Schatten«, sagte Ambe mit leiser werdender Stimme. »Ist es da abwegig zu vermuten, daß es dieser Deddeth ist, der Fronja bedroht? Hegst du nicht auch selbst diese Befürchtung? Es gibt noch weitere Anhaltspunkte für die Vermutung, daß Fronja unter dem Deddeth leidet. Es liegt auch an die acht Monde zurück, daß Gaidel plötzlich unter den furchtbaren Alpträumen zu leiden begann. Und diese Alpträume bescherte ihr die Tochter des Kometen. Ich erhielt nie solche Träume, aber die Auswirkungen bekamen wir alle zu spüren. Denn es waren schließlich Gaidels Alpträume, die zu einer Zuspitzung der Lage und zu einer Ausweitung des Krieges
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